US-Parlament richtet sich auf YouTube ein
Kurz vor Amtsantritt der Regierung von Barack Obama haben US-Senat und -Repräsentantenhaus eigene offizielle Videoportale auf YouTube eröffnet. Gleichzeitig wird Kritik an YouTubes Quasi-Monopol auf Politvideos laut.
Senat und Repräsentantenhaus, die beiden Kammern des US-Parlaments, haben am Montag (Ortszeit) eigene offizielle Portale auf Googles Videowebsite YouTube eingerichtet. Sowohl Demokraten als auch Republikaner wollen diese Online-Videokanäle nutzen, um über Webvideos mit ihrer Wählerschaft Kontakt zu halten.
"Die Amerikaner nutzen das Web verstärkt als Nachrichtenmedium", sagte die Demokratin Nancy Pelosi, die derzeit den Vorsitz im Repräsentantenhaus führt, "unsere YouTube-Kanäle sollen unmittelbar zeigen, was im Kongress vor sich geht." Pelosi selbst unterhält seit Mai 2006 einen eigenen Kanal auf YouTube.
Als zentrale Benutzerschnittstelle der beiden Kanäle dient eine Google-Landkarte der USA. Dort lassen sich die Bundesstaaten und damit die Videobotschaften der Abgeordneten aus den jeweiligen Regionen auswählen.
Seit 2006 unterhält auch die EU einen eigenen Kanal auf YouTube. Bisher hat lediglich ein Promotion-Video über die europäische Filmförderung mit dem Titel "Romanticism still alive in Europe's films" es geschafft, das Interesse von über 800.000 Zusehern zu wecken, weil darin etwas nackte Haut zu sehen war.
Wahlkampf im Internet
Im vergangenen US-Präsidentschaftswahlkampf hatten sowohl Sieger Obama als auch sein republikanischer Gegner John McCain auf YouTube um Wähler geworben. Ironischerweise gilt McCains Kampagne um die Position des republikanischen Präsidentschaftskandidaten aus dem Jahr 2000 bis heute als vorbildlich, was die erfolgreiche Mobilisierung von Wählern und Spendengeldern über Online-Kommunikationswerkzeuge angeht. McCain verlor nach einem starken Start bei den Vorwahlen in New Hampshire trotzdem gegen den finanzstarken George W. Bush und dessen härtere Kampagne.
Dass YouTube - und damit dessen Besitzer Google - so viele Aktivitäten der US-Politik anzieht, ruft aber auch Kritiker auf den Plan, die darauf hinweisen, dass es außer dem Marktführer auch andere Online-Videoportale gibt. "Warum wird YouTube bevorzugt?", fragt etwa das IT-Branchenportal ReadWriteWeb in einem Beitrag vom Montag. Dessen Autor lässt es sich auch nicht nehmen, auf die exzellenten Verbindungen zwischen Obama und Google hinzuweisen. So hat Google-Chef Eric Schmidt Obama im Wahlkampf beraten.
Obama-Fans bei Google
Obama selbst hat laut Statistik des Center for Responsive Politics mit weitem Abstand die meisten Spendengelder aus der IT-Industrie ziehen können. Er holte rund 7,5 Millionen US-Dollar und ließ sowohl Hillary Clinton (ca. zwei Mio. Dollar) als auch John McCain (ca. 1,5 Mio. Dollar) weit hinter sich. Google-Angestellte - nicht das Unternehmen selbst - haben 2008 auch mehr für Obama gespendet als für McCain.
Allein die Abfrage der Großspenden ab 2.300 US-Dollar in der CRP-Datenbank ergibt, dass die Obama-Fans bei Google 424.100 Dollar gegeben haben - bei einer Abfrage aller Spenden verweigert die Datenbank aufgrund der hohen Menge der Datensätze die Auskunft. McCain konnte - Kleinspenden inklusive - auf dem Google-Campus nur 20.800 Dollar einsammeln.
(futurezone/Günter Hack)