Blu-ray mit Online-Zugang auf Vormarsch
Die Unterhaltungselektronikbranche setzt 2009 fest auf Blu-ray. Die neuen Player können mit BD-Live vermehrt auf interaktive Online-Applikationen zugreifen. Die Unternehmen setzen außerdem verstärkt auf die Kompatibilität mit anderen Formaten.
Nachdem sich das hochauflösende Videoformat Blu-ray im vergangenen Jahr gegen HD-DVD als DVD-Nachfolger durchgesetzt hatte, zeigten die Hersteller auf der Fachmesse CES in Las Vegas vergangene Woche insgesamt 18 neue Abspielgeräte.
Davon unterstützen bereits elf die BD-Live-Funktion von Blu-ray, mit der sich zu den Filmen ergänzende Inhalte aus dem Internet herunterladen lassen. Diese Funktion wurde erstmals vor einem Jahr auf der CES zusammen mit dem Blu-ray-Standard 2.0 vorgestellt und findet sich immer häufiger in neuen Playern wieder.
Was BD-Live bietet
Doch was bietet BD-Live eigentlich? Der Käufer von Blu-ray-Discs, die über BD-Live verfügen, kann sich Zusatzinhalte wie Filmtrailer, Dokumentationen, Klingeltöne, Wallpapers und Spiele zum eingelegten Film herunterladen. Die "Special Features" variieren dabei von Disc zu Disc.
Die erste Blu-ray-Disc von Sony mit BD-Live war "Men In Black", zu der es ein Agentenspiel als Extra gab. Bei "Starship Troopers 3" wurden kostenlose Klingeltöne als Download angeboten, außerdem konnte man sein eigenes Foto hochladen und sich anschließend selbst in ausgewählten Szenen kämpfen sehen.
Insgesamt bietet Sony derzeit etwa 50 Titel mit BD-Live an, immer mehr Filmstudios wie Paramount, Universal und Kinowelt ziehen mit. Warner und Fox fokussieren dabei vorerst nur auf den US-Markt. Fox nutzte die BD-Live-Funktion beispielsweise erstmals bei der US-Version des "Akte X"-Films.
Wie BD-Live funktioniert
Grundvoraussetzung für BD-Live ist ein Gerät mit Ethernet-Anschluss, um eine Verbindung mit dem Internet herzustellen. Außerdem wird eine Festplatte mit ausreichend Speicherplatz (mindestens ein GB) zum Abspeichern der Inhalte benötigt. Der erste "Player", der BD-Live unterstützte, war die PlayStation 3 (PS3) von Sony (mit einem notwendigen Update auf die Firmware-Version 2.20).
Führende Köpfe der Unterhaltungsbranche zeigen sich von dem neuartigen Feature angetan und bieten reihenweise "Live-Chats" via BD-Live an. Sonys Vizepräsident für neue Geschäftsentwicklung, Rich Marty, spricht von einer "Killeranwendung". Christopher Nolan, Regisseur des Erfolgsfilms "Dark Knight", chattete etwa kurz vor Weihnachten mit den US-Nutzern von BD-Live. Für europäische Blu-ray-Fans hieß es allerdings bitte warten. "Dark Knight" kam hierzulande ohne BD-Live-Funktion in die Geschäfte.
Mängel in der Startphase
Während Branchenexperten von der neuen Interaktivität schwärmten, quälte sich der Konsument anfangs mit diversen Fehlermeldungen ab, die gerade in der Einführungsphase von BD-Live zahlreiche Probleme verursachten. Filmenthusiasten konnten trotz Firmware-Updates nicht auf die Online-Inhalte zugreifen, zudem hielt sich auch die Servergeschwindigkeit beim Download der Inhalte in Grenzen. Wie viele Nutzer von BD-Live es in Europa derzeit gibt, ist bisher nicht bekannt.
Die Hersteller der Blu-ray-Player setzen bei ihren neuen Modellen jedenfalls verstärkt auf die neue Interaktivität. Sony, LG, Panasonic und Samsung haben auch in Europa Player mit BD-Live-Funktion im Sortiment. Sony Austria bringt 2009 nur noch Blu-ray-Produkte auf den Markt, die BD-Live unterstützen. Bei der CES in Las Vegas wurden gleich mehrere Blu-ray-Player vorgestellt, die USB-Schnittstellen, dazugehörige Speichersticks und BD-Live-Kompatibilität mitbringen.
Multikompatibilität der Player
Auf der CES gab es dieses Jahr zudem alles rund um das "Blu-ray der nahen Zukunft" zu sehen: Fernseher mit eingebautem Blu-ray-Player von Sharp, den ersten mobilen Blu-ray-Player von Panasonic sowie immer mehr Player, die über einen Ethernet-Anschluss zur Verbindung mit dem Internet verfügen. Dieser ermöglicht in den USA nicht nur die Verbindung mit BD-Live, sondern auch das Herunterladen von Film- und Informationsmaterial. Sharp arbeitet mit NBC Universal zusammen, um aktuelle Informationen via Internet anbieten zu können. Die neuen Panasonic-Geräte können in den USA auch Download-Filme von Amazon wiedergeben. In Europa ist Amazons Download-Service bisher noch nicht verfügbar.
Die vermehrte Integration unterschiedlicher Datenträger und Übertragungsformate in einem Gerät war auf der CES ebenfalls zu beobachten. Panasonic stellte "All in one"-Geräte vor, die neben CDs, DVDs und Blu-ray-Discs noch VHS-Kassetten abspielen können. Auch der SD-Kartenslot darf neben dem BD-Live-Zugang nicht mehr fehlen. Wer bisher von der Anschaffung eines Blu-ray-Players eher Abstand nimmt und dennoch auf HD-Qualität Wert legt, könnte mit solch einem Modell den Einstieg wagen. Er sollte - vorerst - für alle Eventualitäten gerüstet sein.
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Blu-ray endlich für den Massenmarkt?
Blu-ray dürfte jetzt auch billiger - und damit massentauglicher - werden: Viele der auf der CES präsentierten Player rangieren beim Preis um die 200 US-Dollar (150 Euro), in England ist der erste Blu-ray-Player für unter 100 Pfund (110 Euro) am Markt erhätlich. In Österreich kostet der billigste Player mit BD-Live derzeit noch etwa 170 Euro.
Laut dem deutschen Marktforschungsunternehmen GfK konnten die Verkäufe von Blu-ray-Playern, ausgenommen der Spielekonsole PS3, in Europa im Jahr 2008 gegenüber 2007 um stolze 1.317 Prozent zulegen. In Deutschland wurden laut Verkaufszahlenanalyse der GfK im Jahr 2008 1,6 Millionen Blu-ray Discs verkauft.
In England boomt der Blu-ray-Markt regelrecht: Dort wurden 1,5 Millionen Blu-ray Discs alleine im Dezember 2008 verkauft. In Österreich waren es laut einer Schätzung des Datenträgerherstellers Sony DADC 2008 etwa 125.000 Stück, im Jahr davor nur 52.000. Die Zukunftsprognosen: 490.000 verkaufte Stück im Jahr 2009, etwa eine Million im Jahr 2010.
Sony Austria gibt sich, was das Wachstum von Blu-ray betrifft, äußerst optimistisch. 2008 wurde im Vergleich zum Vorjahr bereits die 15-fache Menge an Blu-ray-Playern (ohne die PS3 mitzurechnen) verkauft, heißt es auf Anfrage von ORF.at. Auch das Weihnachtsgeschäft sei gut gelaufen, die Marktprognosen seien deutlich übertroffen worden.
Sony Austria sieht das stetige Wachstum von Blu-ray auch durch die Wirtschaftskrise nicht gefährdet. Die Begründung: Konsumenten werden mehr Zeit zu Hause verbringen und seien daher eher für Invesititionen in hochwertiges "Home Entertainment" offen. Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, ob diese Herstellerprognose tatsächlich aufgeht.
Kein Blu-ray für die X-Box
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Weiterhin nicht auf Blu-ray setzt hingegen Microsoft-Manager Robbie Bach, der den Geschäftsbereich Entertainment & Devices leitet. Es gebe kaum Kundenwünsche, außerdem würde der Preis dadurch in die Höhe getrieben, so Bach in einem Interview mit dem US-Branchenportal TechFlash. Die Xbox bleibt daher auch künftig Blu-ray-frei.
(futurezone/Barbara Wimmer)