© Reuters/Eric Gaillard, Eine Konsumentin hört bei einem Messestand Musik mit Kopfhörern

Musikbranche sucht neue Einnahmequellen

MIDEM
14.01.2009

Auf der Musikmesse MIDEM, die am Sonntag in Cannes beginnt, begeben sich Musiker, Labels und Musikmarktexperten einmal mehr auf die Suche nach neuen Vertriebswegen und Geldquellen.

"Wo ist das Geld?" ist das Motto einer von vielen Diskussionsveranstaltungen auf der internationalen Musikmesse. Dieser Titel könnte für die gesamte Veranstaltung stehen: Auf die Suche nach neuen Quellen für jene Einnahmen, die in Zeiten der Wirtschaftskrise, des Musiktausches im Internet und des schwindenden Einflusses von Plattenfirmen und Formatradio der Musikindustrie zunehmend fehlen, machen sich bei der 43. Ausgabe der Messe Musiker, Fachleute und Label-Vertreter. Und es ist schon vorab klar, wo diese ihre künftigen Geldquellen vermuten: im Internet.

Die MIDEM geht von 18. bis 21. Jänner im Palais des Festivals in Cannes über die Bühne. Vertreten sind Teilnehmer aus mehr als 85 Ländern.

Im Zentrum des Interesses steht ein Ehrengast, der dem negativen Trend im Musikbusiness derzeit entgegenläuft: In Russland wachsen die überall sonst rasant zurückgehenden CD-Verkäufe um zehn Prozent pro Jahr, ebenso stark ist das Potenzial im Online-Vertrieb. Sonst jedoch dürfte die Stimmung der Musikindustrie schon heiterer gewesen sein.

Alternative Vertriebswege

Alternative Vertriebswege an den einbrechenden CD-Verkäufen vorbei stehen folgerichtig ebenso im Zentrum der MIDEM (und der begleitenden Diskussionsplattform "MIDEMNET") wie neue Wege zur Bindung von Fans an die Musiker. "NoMajorMusik" etwa will den Fans ermöglichen, die von ihnen geschätzten Musiker direkt finanziell bei der Aufnahme neuer Musik zu unterstützen - und direkt heißt in dem Fall: vorbei an den Major Labels. Die produzierenden Fans sind dann, sollte die jeweilige Band kommerziellen Erfolg haben, auch an den Einnahmen beteiligt - "weniger Verehrung, mehr Partnerschaft", bringt das die Messe auf den Punkt.

Industrie macht sich für Netzsperren stark

Hingegen kämpfen die großen Plattenfirmen immer noch mit dem Musiktausch im Netz - wenn auch mit anderen Mitteln. Nachdem der mittlerweile so gut wie aufgegebene digitale Kopierschutz ebenso wenig Wirkung gezeigt hat wie die Klagen der Musikindustrie gegen einzelne Fans, die Musik illegal kopierten, wird nun versucht, am Vertriebsweg selbst einzugreifen: Die Musikindustrie probiert nun, ihre Produkte verstärkt dadurch zu schützen, dass sie die Internet-Provider dazu verpflichten will, Urheberrechtsverletzungen zu sanktionieren - etwa durch Kappen des Internet-Anschlusses bei wiederholten Urheberrechtsverstößen eines Kunden.

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Wie diese Art der Zusammenarbeit funktionieren kann, ist ebenso Teil der Diskussionen und Panels während der MIDEM wie Möglichkeiten, das Internet nicht nur als Gefahr, sondern als nutzbringendes Tool für die Musik zu sehen: Social-Networking-Sites und Handys als Musikplattform stehen ebenso auf der Agenda wie zukünftige Vertriebswege und zielgerichtetes Marketing für jene Generation von Musikfans, die sich dem Formatradio verweigern und ihre Musik lieber zielgerichtet und online konsumieren.

Computerspiele als Hoffnungsträger

Musiker, die technische Hilfestellung im Online-Dschungel brauchen, können sich für 20 Minuten einen IT-Experten buchen. Und wie wichtig es geworden ist, umzudenken und neue Wege des Vertriebs zu erkennen, zeigen die Angebote an Musiker: Diese können ihre Songs einschicken, um auf klassischem Weg entweder in der Werbung oder in einer TV-Show verwendet zu werden.

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~ Link: Remake eines Musikspielklassikers (../http://www.fuzo-archiv.at/?id=1500074v2) ~

Aber die "brand new audience" findet sich woanders: in jenen Computerspielen, bei denen die Fans selbst in die Rolle der Stars schlüpfen und sich als Gitarrenheld fühlen dürfen. So dürfen sich die Musiker nun auch darum bewerben, ihre Songs im Game "Guitar Hero" unterzubringen.

"Pay as you feel"

Die Messeveranstalter gehen durchaus auch spielerisch mit jenen Fragen um, die derzeit das Musikbusiness beschäftigen: Nach Vorbild der Band Radiohead, die es bei ihrem Album "In Rainbows" den Fans überlassen hat, wie viel sie dafür bezahlen wollen, vermietet die Messe an 40 Besucher Appartements in Cannes auf "Pay as you feel fair"-Basis - gezahlt wird nur so viel Miete, wie der Gast selbst fair findet.

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(APA)