Britische Kinderpornojäger sperren Archive.org
Die britische Internet Watch Foundation (IWF) hat die Wayback Machine von Archive.org auf die Kinderporno-Sperrliste gesetzt. Nun können zahlreiche britische Internet-Nutzer nicht mehr auf diese Ressource zugreifen.
Das berichtet das britische Online-Magazin The Register. Die IWF-Aktion habe zur Folge, dass nun zahlreiche Kunden britischer Provider, die die Sperrliste der IWF automatisch übernehmen, überhaupt nicht mehr auf Archive.org zugreifen können. Nach den eigenen Richtlinien der IWF hätte eigentlich nur eine einzelne URL gesperrt werden dürfen.
Die von dem US-amerikanischen Internet-Pionier Brewster Kahle gegründete Site Archive.org ist eine der wichtigsten Online-Ressourcen für Historiker. Auf der dort verfügbaren Wayback Machine werden alte Versionen von Websites gespeichert und zur kostenlosen Durchsicht bereitgehalten.
Die IWF hat die Sperre gegenüber The Register bestätigt. Auf Archive.org seien Bilder zu sehen, die nach dem Kinderschutzgesetz von 1978 verboten seien, so ein Sprecher der Organisation zu The Register. Auf ihrer Website hat die IWF keinerlei Stellungnahme zu ihrer Sperrmaßnahme veröffentlicht.
Förderung für Filter
Die IWF wird vom Kinderschutzprogramm "Safer Internet" der EU-Kommission mitfinanziert und hat von April 2008 bis Juni 2009 450.000 Euro erhalten. Im Dezember 2008 hat die Organisation in Großbritannien den Zugriff auf die Wikipedia-Seite zum Scorpions-Album "Virgin Killer" sperren lassen, weil diese ein Plattencover enthielt, die nach Ansicht der Zensoren anstößig war. Das führte dazu, dass britische Wikipedia-Autoren überhaupt nicht mehr auf die Online-Enzyklopädie zugreifen konnten.
Nach internationalen Protesten nahm die IWF die Sperre einige Tage genauso schnell und unilateral zurück, wie sie sie eingesetzt hatte. Vertreter der Wikimedia Foundation kritisierten das Vorgehen der IWF als willkürlich.
In Schweden versuchte die Polizei im Jahr 2007, den ungeliebten Torrent-Tracker The Pirate Bay über die Kinderporno-Sperrliste aus dem Netz streichen zu lassen. Sie zog ihre Initiative dann jedoch zurück.
EU-weite Filterinitiative
Am Donnerstag und Freitag treffen sich die Innen- und Justizminister der EU in Prag. Auf der Tagesordnung stehen auch der Kinderschutz und der Kampf gegen "illegale Inhalte" im Internet.
(futurezone/dpa)