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Digitaler Musikverkauf wächst langsamer

ONLINE-MUSIK
16.01.2009

Die Einnahmen aus dem digitalen Musikverkauf sind 2008 nach Angaben des Internationalen Phonoindustrieverbandes (IFPI) weltweit um 25 Prozent gestiegen. Das Wachstum hat sich gegenüber den Jahren davor jedoch deutlich verlangsamt. Der CD-Umsatz ging im vergangenen Jahr weiter zurück.

Die Einnahmen der Musikindustrie aus digitalen Verkäufen über Online-Musikdienste stiegen 2008 weltweit auf 3,7 Milliarden Dollar (2,83 Mrd. Euro), teilte die IFPI bei der Veröffentlichung ihres Digital Music Report 2009 am Freitag in London mit. Das Wachstum betrug 25 Prozent und hat sich gegenüber 2007, als die Zuwachsrate noch 40 Prozent betrug, deutlich verlangsamt.

Downloads machten 2008 20 Prozent der Umsätze der Tonträgerindustrie aus, hieß es weiter. Im Jahr davor waren es noch 15 Prozent. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 1,4 Milliarden Downloads in Online-Musikshops verkauft. Der Verkauf digitaler Alben stieg laut IFPI um 36 Prozent.

Starkes Wachstum in Großbritannien

Größter Online-Musikmarkt der Welt sind die USA: 2008 wurde erstmals die Milliardengrenze für digitale Musikverkäufe überschritten. Die 1,1 Milliarden Dollar Einnahmen bedeuteten gegenüber 2007 eine Zunahme von 27 Prozent.

In Großbritannien stieg der Download-Umsatz in der ersten Hälfte 2008 sogar um 45 Prozent. In den USA gaben Kunden im Durchschnitt 12,50 Dollar für digitale Musik aus, in Großbritannien 7,80 und in Spanien nur 0,60 Dollar.

Plus 20 Prozent in Österreich

Detaillierte Zahlen zum österreichischen Online-Musikmarkt gibt es noch nicht. "Nach den derzeit vorliegenden Informationen werden in Österreich die Umsätze aus dem Online- und Mobile Musikmarkt für 2008 rund zwölf Millionen Euro betragen", teilte ein Sprecher der IFPI Austria ORF.at mit. Dies entspreche einer Steigerung von rund 20 Prozent gegenüber 2007.

CD-Umsätze weiter im Sinkflug

Während der globale digitale Musikhandel langsamer wächst, brechen die CD-Umsätze weiter weg. IFPI-Chef John Kennedy schätzt den weltweiten Rückgang des gesamten Musikandels im Jahr 2008 auf sieben Prozent. Konkrete Zahlen liegen noch nicht vor.

Neue Geschäftsfelder

"Der Markt wird immer unübersichtlicher", sagte der Europa-Chef des Major-Labels Warner, John Reid. "Es gibt Millionen von Künstlern auf MySpace und zig Millionen Lieder. Die Chance, deine Musik der Community vorzustellen, wird mehr und mehr schwierig. Hier können wir unsere Rolle verstärken." Es müssten neue Geschäftsfelder erschlossen werden, um das veränderte Verhalten der Verbraucher zu reflektieren.

Zugangsbasierte Modelle

Die IFPI führte in diesem Zusammenhang Modelle ins Treffen, mit denen nicht mehr mit dem Verkauf von Downloads, sondern mit dem Zugang zu Musik Geld verdient werden soll.

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"Comes with Music" startete im Oktober 2008 in Großbritannien. Das Interesse an dem Angebot dürfte jedoch eher verhalten ausgefallen sein. Zuletzt senkte der britische Anbieter Carphone Warehouse, der das Musikabo gemeinsam mit dem Nokia 5310 anbietet, den Preis des Handys samt Musik um ein Drittel. 2009 soll "Comes with Music" in Kombination mit ausgewählten Nokia-Modellen auch in Österreich erhältlich sein.

Im vergangenen Jahr startete etwa der Mobilfunkhersteller Nokia seinen Dienst "Comes with Music", der Käufern von Nokia-Handys ein Jahr lang Zugang zu rund zwei Millionen Titeln gewährt. Nutzer des Dienstes dürfen die heruntergeladenen Tracks auch nach Ablauf des Jahres behalten. Die Tracks können allerdings nicht auf CD gebrannt und lediglich auf autorisierten Geräten abgespielt werden. Die Kosten für die Nutzung der Musik werden dabei mit dem Kauf der Handys abgegolten.

Ähnliche Modelle sind auch in Zusammenarbeit mit Internet-Anbietern geplant, die gemeinsam mit dem Internet-Anschluss Zugang zu Musik im Netz verkaufen sollen. In Dänemark werde ein entsprechendes Angebot bereits von mehr als 90.000 Kunden des Anbieters TDC genutzt, hieß es im Digital Music Report.

Klagen über nicht autorisierte Downloads

Die IFPI klagte bei der Präsentation des Digital Music Report auch über nicht autorisierte Musik-Downloads. 40 Milliarden Songs oder 95 Prozent der Musik-Downloads seien im vergangenen Jahr aus nicht autorisierten Quellen heruntergeladen worden, so die Schätzungen des Interessenverbandes der Tonträgerindustrie. Die Zahlen will die IFPI aus Studien kompiliert haben, die über einen Zeitraum von vier Jahren in 16 Ländern durchgeführt wurden.

Trommeln für Netzsperren

Der Verband forderte neuerlich die Kooperation der Internet-Anbieter bei der Bekämpfung von Urheberrechtsverstößen. Dazu sei auch Druck aus der Politik notwendig, hieß es im Digital Music Report.

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Die IFPI verwies dabei auch auf das Modell der "abgestuften Erwiderung" ("graduated response"), das die Sperre des Internet-Zugangs nach wiederholten Urheberrechtsverletzungen ("Three Strikes Out") vorsieht und demnächst etwa in Frankreich gesetzlich verankert werden soll. Die Einschaltung eines Gerichts ist dabei nicht vorgesehen. Das Europaparlament hatte sich im vergangenen Jahr wiederholt gegen ein solches Modell ausgesprochen.

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(futurezone/APA)