Mobilfunker rüsten Breitbandzugang auf
Österreichs Mobilfunkunternehmen setzen 2009 vor allem auf mobiles Internet. Passende Endgeräte vorausgesetzt, sollen die Kunden mit Geschwindigkeiten von bis zu 14,4 MBit/s ins Netz gehen können. Die Mobilfunker im Gespräch mit ORF.at zu den Trends und Plänen für 2009.
2009 wollen die österreichischen Mobilfunker vor allem mit attraktiven Optionen für mobiles Breitband um Kunden werben. Alle Anbieter rüsten ihre Netze auf HSPA+ auf. Ruhig geworden - bis auf eine Ausnahme - ist es hingegen um das Thema Handy-TV via DVB-H.
Trotz der wirtschaftlichen Situation, die der österreichischen Mobilfunkbranche im vergangenen Jahr ein historisches Tief bezüglich Mitarbeiterstand brachte, planen die Betreiber derzeit keine Kündigungen. Für 2009 werde es keine betriebsbedingten Kündigungen bei der mobilkom austria geben, Orange "garantiert" das auch seinen Mitarbeitern. T-Mobile "plant" keine Personalreduzierung, und Hutchison 3G Austria möchte 2009 sogar Aufstocken.
Mobilkom: Ausbau von HSPA+
Der Marktführer unter den Mobilfunkern, die Telekom-Austria-Tochter mobilkom austria, will 2009 die Einbettung von HSPA+ in das österreichische Netz weiter ausführen. Der Mobilfunker hatte bereits Ende vergangen Jahres angekündigt, bis zum zweiten Quartal 2009 die wichtigsten Standorte auszurüsten.
"Hotspots werden dort aufgestellt, wo der meiste Bedarf besteht", so Boris Nemsic, CEO der mobilkom und der Telekom Austria Group, im Gespräch mit ORF.at. So sollen 2009 die Ballungsgebiete bis hin zu kleineren und mittleren Städten ("10.000 bis 20.000 Einwohner") ausgestattet werden. In "absehbarer Zukunft" starte das Unternehmen bereits mit einem Testlauf in einem abgegrenzten Bereich in Wien.
HSUPA mit 5,7 MBit/s
Ebenso 2009 in Österreich gestartet werde HSUPA mit einer Uplink-Geschwindigkeit von 5,7 MBit/s. Im Gegensatz zur HSPA+-Technologie bedarf es hier nicht unbedingt der Anschaffung eines neuen Modems, um die höhere Geschwindigkeit auch nutzen zu können. Für kompatible Endgeräte werde es ein kostenloses Software-Update geben. Mit der UMTS-Nachfolgetechnologie LTE (Long Term Evolution) werde die mobilkom voraussichtlich in drei Jahren beginnen.
"Smartphones werden sich durchsetzen und immer billiger werden", meinte Nemsic. Zur "Orientierungen an Marken" - wie an Googles Android-Handy - äußerte sich Nemsic eher zurückhaltend, "wichtig ist die Ingredienz und nicht die Marke", so der mobilkom-CEO. So lege er mehr Wert auf die Services der Geräte wie etwa den Geocontent.
"DVB-H ist nettes Add-on"
In Handy-TV via DVB-H sieht Nemsic ein "nettes Add-on" und wünscht sich 2009 dafür mehr Endgeräte von den Herstellern. "Es gibt zu wenige Modelle im mittleren und niedrigen Preissegment", so der CEO.
Verstärkt anbieten möchte die mobilkom im heurigen Jahr auch die Femtocells. Dabei handelt es sich um Handy-Hotspots für den Gebrauch im eigenen Haus. Läuft eine Femtocell-Anlage, sprechen die Handys nicht die Antennen der Mobilfunkanbieter an, sondern leiten die Daten und Gespräche an den eigenen Hotspot und schließlich über DSL weiter.
HSPA+ bei T-Mobile
T-Mobile gab am Montag den Start des Android-Smartphone G1 in Österreich mit 30. Jänner bekannt. Für 2009 verfolge der zweitgrößte österreichische Mobilfunkanbieter "weiterhin die Innovationsstrategie".
In den Netzausbau wolle der Betreiber in einem "ähnlichen Rahmen wie 2008 investieren", so Robert Chvatal, Vorsitzender der Geschäftsführung von T-Mobile Austria. 2009 seien 130 Millionen Euro dafür ausgegeben worden. HSPA+ mit 14,4 MBit/s stehe schon zur Verfügung, "wir warten nur noch auf die Endgeräte", erläuterte Chvatal. Sobald es diese gebe, werde auch das Service dazu angeboten.
100 Prozent mobiles Internet
Genug Endgeräte gebe es hingegen schon für DVB-H. T-Mobile wird im heurigen Jahr den Markt "sehr genau beobachten", glaubt jedoch "derzeit nicht, dass der Bedarf für DVB-H in Österreich relevant ist". Im Bereich mobiles Internet "werden wir in nicht allzu weiter Zukunft eine 100-prozentige Penetration in Österreich erreichen", schätzt Chvatal. So würden nicht nur Computer und Internet mobiler, "sondern auch erschwinglicher".
Femto-Zellen würden bei T-Mobile seit vergangenem Jahr auch in Österreich getestet. Sobald diese Versuche beendet seien, was im Laufe des Jahres passieren soll, "werden diese auch angeboten". Einige Kunden in Österreich hätten schon Interesse an den hauseigenen Handy-Hotspots gezeigt.
Orange: HSPA+ nicht fix
Orange will 2009 zum einen die Übertragungsgeschwindigkeit für mobiles Breitband verbessern. Zum anderen soll das HSDPA/HSUPA-Netz weiter ausgebaut und alle Gemeinden, die 2.000 und mehr Einwohner haben, versorgt werden.
Zögerlich zeigt sich der Mobilfunker bei HSPA+. Sukzessive wolle Orange auch auf die 14,4 MBit/s zugehen. "HSPA+ ist für 2009 nicht fix", so Orange-CEO Michael Krammer. "Wir warten ab, wie sich der Markt entwickelt, insbesondere was die Nachfrage aufgrund der wirtschaftlichen Situation betrifft."
Mehr mobil als fest
So müsse auch das ganze "Austauschprogramm" dahinter berücksichtigt werden, wenn eine Bandbreite von 14,4 MBit/s eingeführt werde. "Die meisten Modems können nur 7,2 MBit/s, also müssen die Kunden dieses auch austauschen", meinte Krammer. Und "entweder zahlt sich das der Kunde selbst, oder der jeweilige Mobilfunker gibt es kostenlos her".
Auch Orange setzt voll auf den mobilen Breitbandtrend. "2009 werden wir eventuell das erste Mal ein Land erleben, in dem es mehr mobiles Breitband als Festnetzbreitband geben wird", so die Prognose des Orange-CEO. Was die dazupassenden Endprodukte wie Netbooks betrifft, so werden diese 2009 kein Standardprodukt sein, "sondern eher saisonale Angebot geben".
Orange "Talsohle erreicht"
Bezüglich der Tarifpreisgestaltung bei Handys "ist in Österreich die Talsohle erreicht", meinte Krammer. Orange werde daher mehr auf "neue Aspekte" setzen. Er sieht für 2009 einen starken Trend zu Handys mit Navigationsfunktion. Zudem hält der Orange-CEO "Pakete für mobiles Internet um fünf bis zehn Euro mit unlimitierter Nutzung" für 2009 für möglich.
Googles Smartphone G1 ist noch nicht fix im Programm für 2009, Interesse bestehe jedoch. Das von Sony Ericsson entwickelte Pendant zum iPhone, das Xperia X1, wird bei Orange seit November angeboten. Das Gerät werde eher von Kunden erworben, die bereits zuvor auf die Marke Ericsson zugriffen. Einen Hype wie bei Apples iPhone traut Krammer dem Produkt jedoch nicht zu.
Hutchison: WiMAX gestorben
Hutchison 3G Austria startet heuer mit HSPA+ und bis zu 14,4 MBit/s. "Gegen Ende des Jahres", kündigte CEO Berthold Thoma an, "gehen wir in Richtung 20 MBit/s." Langfristige gehe es in Richtung LTE. Die in den USA genutzte Konkurrenz zu LTE, WiMAX, ist für den "3"-CEO hingegen "gestorben".
Wie im letzten Jahr setzt das Unternehmen auch 2009 stark auf DVB-H. "Künftig soll der Kunde nicht mehr merken, welche Technologie er benutzt", sagte Thoma. "3" decke derzeit 93 Prozent des Landes mit IP-Streaming ab, in den Ballungszentren komme DVB-H bei Engpässen zusätzlich zum Einsatz.
Verdichtung statt Ausbau
Die fehlenden sieben Prozent der Netzinfrastruktur seien vereinzelte Siedlungen, wie sie etwa in kleinen Tälern in Osttirol vorkommen. Diese werden auch heuer keinen Anschluss bekommen, investiert werde eher in die "Verdichtung der 93 Prozent". Dafür will der Betreiber Investitionen im höheren zweistelligen Millionbereich für den Netzausbau ausgeben.
Betreffend Notebooks will sich "3" weiterhin auf seine Vertriebspartner verlassen und auch in Zukunft "keinen eigenen Laptop-Shop einführen", sagte Thoma. Zum Google-Handy meinte er: "Wenn es entsprechend stabil funktioniert, dann werden wir es anbieten." Derzeit werde das Gerät noch getestet.
(futurezone/Claudia Glechner)