Chiphersteller Qimonda stellt Insolvenzantrag
Der Speicherchipproduzent Qimonda ist pleite. Der Konzern hat am Freitag beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag gestellt. Erst kurz vor Weihnachten sicherte der Freistaat Sachsen der Infineon-Tochter eine Finanzspritze zu, doch es fehlte danach noch immer eine Summe von rund 300 Millionen Euro.
Eine Sprecherin des Amtsgerichts München bestätigte am Freitag, dass der Insolvenzantrag gestellt wurde. Der Münchner Anwalt Michael Jaffe wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Qimonda und Infineon lehnten eine Stellungnahme ab. In den jüngsten Gesprächen zur Rettung des seit längerer Zeit angeschlagenen Unternehmens hatte es keine Fortschritte mehr gegeben.
Rettungspaket reicht nicht aus
Zuvor war bekannt eworden, dass Qimonda zusätzlichen Geldbedarf von rund 300 Millionen Euro hat. Damit benötigt der Konzern insgesamt rund doppelt so viel wie die im Rettungspaket vorgesehene Kapitalspritze - der Freistaat Sachsen, das Land Portugal und Infineon hatten vor Weihnachten Finanzhilfen von zusammen 325 Mio. Euro zugesagt. Daneben war eine Bund-Länder-Bürgschaft über 280 Mio. Euro vorgesehen.
Qimonda hatte schon vor Weihnachten angekündigt, ohne finanzielle Hilfe Anfang 2009 in Zahlungsnot zu geraten. Der Konzern leidet wie seine Konkurrenten auch unter dem massiven Preisverfall für Speicherchips auf dem Weltmarkt.
Weltweit 12.000 Beschäftigte
Der Freistaat Sachsen war als Retter eingesprungen, weil Qimonda im Hauptwerk Dresden 3.200 Menschen beschäftigt. In Portugal arbeiten 1.800 Beschäftigte für den Konzern, weltweit sind es gut 12.000. Im Oktober hatte das Unternehmen angekündigt, ein Viertel der Stellen zu streichen, davon rund 1.500 in Deutschland. Infineon hält 77,5 Prozent der Qimonda-Anteile. In Österreich ist Infineon mit einem Werk in Villach und mehreren Entwicklungsstandorten vertreten.
"Gespräche laufen"
Der sächsische Wirtschaftsminister Thomas Jurk hat ein überzeugendes Konzept des Speicherchipherstellers vermisst. "Ich bedaure zutiefst, dass es Qimonda nicht geschafft hat, eine geschlossene Finanzierung auf die Beine zu stellen", sagte der SPD-Politiker am Freitag in Dresden. Er hoffe, dass das Insolvenzverfahren genutzt werde, "um die innovative Speichertechnologie in Dresden zu halten".
Die Bemühungen zur Rettung von Qimonda sind nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums allerdings noch nicht am Ende. "Die Gespräche laufen", sagte eine Sprecherin am Freitag in Berlin. Das Ministerium unterstütze wie alle betroffenen Landesregierungen den Prozess aktiv.
Infineon stellt sich auf hohe Belastungen ein
Infineon stellt sich wegen der Insolvenz seiner Speicherchip-Tochter auf hohe Belastungen ein. Am Freitag kündigte der Konzern in München an, Rückstellungen über einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag zu bilden. Ein Teil der Lasten solle bereits im abgelaufenen ersten Geschäftsquartal (Ende Dezember) verbucht werden.
(Reuters/dpa/APA)