© ORF.at, Besucher der IT-Messe ITnT

ITnT im Schatten der Krise

STIMMUNG
29.01.2009

Sehr durchwachsen ist die Stimmung in der heimischen IT-Branche, wie eine Umfrage von ORF.at auf der IT-Messe ITnT in Wien zeigt: Von "Krise, welche Krise?" bis zu "Mitte 2009 wird es einen Schnitt geben" reichen die Meinungen zur aktuellen Wirtschaftslage. Auch die Messe selbst wird von Ausstellern und Besuchern gemischt bewertet.

Die IT-Messe ITnT läuft noch bis Donnerstag in den Hallen C und D der Messe Wien.

Die Wirtschaftskrise hat nach den jüngsten Quartalszahlen zumindest in den USA die IT-Branche bereits erreicht - in Österreich ist davon bis auf eine gewisse Vorsicht aber nichts zu spüren, so der allgemeine Tenor der Aussteller auf der ITnT. Noch nicht, wie einige meinen.

Viele Firmen haben 2008 das beste Geschäftsjahr seit ihrer Gründung verzeichnet, wie etwa der Distributor und Dienstleister Triple Accesss IT, der mit seinen 35 Mitarbeitern vor allem den Fachhandel beliefert. "Der vergangene Dezember war unser bisher stärkster Monat mit einem Plus von 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr", so Finanzchef Franz Blaha. "Bei uns stehen die Zeichen auf Wachstum."

"Keine Angst vor der Zukunft"

Zwar sei die Branche vorsichtig, doch manche Bereiche wie etwa Security seien gerade durch den Wurm "Conficker" wieder stärker gefragt, und hier werde auch investiert. Viele Projekte hätten zudem eine Vorlaufzeit von ein bis eineinhalb Jahren, damit sei zumindest für 2009 noch kein Einbruch zu erwarten, so Blaha. "Wir haben keine Angst vor der Zukunft."

Ähnlich äußert sich der Anbieter von Open-Source-Lösungen, Cubit. "Unsere Kunden haben feste Investitionszyklen, Einbruch verspüren wir noch keinen", so Cubit-Geschäftsführer Peter-Paul Witta. Der Kostendruck sei gerade bei Rechenzentren schon immer da gewesen, und jetzt werde eben mehr auf Optimierung der bestehenden Ressourcen statt finanzstarker Neuinvestitionen geachtet.

Optimierung statt Neuinvestitionen

Den Trend zur Optimierung bestätigt auch der Open-Source-Distributor Frank Linux Systems. "Es wird nicht einfach neue Hardware gekauft, sondern versucht, die bestehenden Ressourcen besser zu nützen", so Alexander Frank, der zudem Open-Source-Produkten durch die aktuelle Krise und den Kostendruck eine glänzende Zukunft voraussagt.

Cubit kann seinerseits die gesunkene Investitionsbereitschaft aus der Kfz-Branche auch durch eine gestiegene Nachfrage von Start-ups im Internet-Bereich ausgleichen. "Wir sind zufrieden, es läuft alles wie geplant", so Witta. "Ende 2009 werden wir aber mehr wissen."

"Mitte 2009 wird es einen Schnitt geben"

Günter Neubauer, Chef des heimischen Hardware-Distributors Omega, glaubt, dass die Wahrheit schon viel früher ans Tageslicht kommt. "Mitte 2009 wird es einen Schnitt geben.Viele Projekte stehen, werden verschoben oder sind überhaupt gestorben", so Neubauer, der für seine eigene Firma mit 37 Mitarbeitern für 2008 (per Ende März) ebenfalls mit dem besten Geschäftsjahr seit der Gründung 1992 rechnet.

Vor allem kleinere Firmen mit wenig Eigenkapital, die nicht gut aufgestellt seien und deren Geschäft zu stark von großen, aber wenigen Kunden abhänge, könnte die Krise seiner Meinung nach treffen. Zudem seien derzeit keine neuen Projekte in Aussicht, und IT-Budgets würden zum Teil stark gekürzt.

Er selbst sieht Omega, als Systemhaus und Distributor vor allem in der öffentlichen Verwaltung wie dem Innenministerium aktiv, gut aufgestellt und macht sich für sein eigenes Unternehmen keine Sorgen, da die Geschäftsbereiche ausreichend diversifiziert seien.

"2009 geht es wieder aufwärts"

Norbert Binder, Geschäftsführer von Sitexs, Anbieter von IT-Lösungen im Bereich Netzwerk, Security sowie Hard- und Software, meint ebenfalls, dass Firmen, die sich bisher nicht gut etabliert hätten, von der Krise getroffen würden. Alle anderen würden aus der Krise aber gestärkt hervorgehen - und das schon bald: "2009 wird es wieder aufwärtsgehen" - zumindest in Österreich, denn den heimischen Unternehmen gehe es gut.

Allerdings hänge viel von der Umgebung ab, gerade die östlichen Länder seien derzeit ein starker Unsicherheitsfaktor, so Binder. Für eine seriöse Aussage sei es aber noch zu früh, aktuell werde zudem viel "kaputtgeredet". Auch bei Sitexs war der letzte Dezember laut Binder der beste Monat.

Die am Dienstag angekündigten 3.300 Stellenstreichungen sollen SAP Österreich nur indirekt betreffen: Konkreter Stellenabbau sei keiner geplant, aber durch natürlichen Abgang frei werdende Stellen sollen nicht unbedingt nachbesetzt werden.

Vertrauens- statt Finanzkrise?

Ähnliches war bei Kapsch und SAP Österreich zu hören. "Manche Projekte werden schon aufgeschoben, vor allem bei kleineren Firmen, für uns schaut es aber derzeit sehr gut aus", meint etwa Kapsch. Für SAP Österreich gibt es derzeit vor allem eine Vertrauenskrise: "Wir wissen alle nicht, wie es wirklich werden wird." Das führe dazu, dass nicht unbedingt notwendige Investitionen eingespart, dafür aber etwa Reporting-Software für eine präzisere Finanzplanung gekauft werde.

Geteilte Meinung zur ITnT

Die Meinungen zur ITnT selbst waren ebenfalls durchwegs geteilt, auch bei den Ganggesprächen. Während manchem ein klarer Fokus fehlte, zeigten sich andere mit der Besucherzahl durchaus zufrieden - vor allem mit dem Donnerstag, dem Tag der Standpartys. Aufkeimende Gerüchte, wonach die ITnT keine zwei weiteren Jahre überleben soll, wurden teils bekräftigt, andererseits aber auch abgeschwächt.

Dieses Jahr fehlten neben Microsoft weitere große Vertreter wie die mobilkom austria - die wegen des Wechsels des ITnT-Veranstalters Reed Messe zu einem anderen Mobilfunkanbieter abgesagt haben soll - und ACP. Die Zukunft der ITnT ist, so scheint es, nicht ganz so hoffnungsvoll wie die der Branche selbst.

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(futurezone/Nadja Igler)