Bahnchef entschuldigt sich für Bespitzelung
Nach massiver Kritik wegen der Datenaffäre bei der Deutschen Bahn hat Konzernchef Hartmut Mehdorn in einem Schreiben an alle Beschäftigten Fehler eingeräumt.
Es sei ein Fehler gewesen, dass das Vorgehen nicht mit Arbeitnehmervertretern besprochen und klar geregelt worden sei, schrieb Mehdorn. "Wenn dadurch der Eindruck entstanden sein sollte, der Vorstand misstraue den Mitarbeitern, dann bedaure ich das ausdrücklich."
Zum umstrittenen Datenabgleich von 173.000 Mitarbeitern schrieb Mehdorn: "Aus heutiger Sicht waren wir hier übereifrig, und es gab eine falsch verstandene Gründlichkeit." Zudem sei es bei dem Vorgehen im Rahmen der Korruptionsbekämpfung nicht nötig gewesen, den Kreis der einbezogenen Mitarbeiter "so weit zu ziehen".
"Transparente Regelungen"
Mehdorn kündigte an, in Dialog mit den Beschäftigten für die Zukunft "verbindliche und transparente Regelungen" zu vereinbaren. Der Bahnchef betonte noch einmal, dass niemand "ausspioniert, abgehört oder bespitzelt worden" sei.
Mehdorn war wegen des Umgangs mit dem Datenabgleich unter erheblichen Druck der deutschen Regierung als Bahn-Eigentümerin und der Gewerkschaften geraten.
Beide hatten die bisherige Aufklärung des Konzerns als völlig unzureichend kritisiert. Die Gewerkschaften forderten Mehdorn zudem zu einer persönlichen Entschuldigung auf.
Regierung fordert Aufklärung
Das deutsche Verkehrsministerium machte deutlich, dass über den Brief hinaus weitere Aufklärung notwendig sei. Eine Entschuldigung bei den Mitarbeitern könne die Information von Parlament, Aufsichtsrat und Bundesregierung nicht ersetzen, sagte ein Ministeriumssprecher in Berlin. Ein Bericht dazu liege weiterhin nicht vor.
Bevor über die genauen Vorgänge nicht volle Offenheit herrsche, könne man nicht zur Tagesordnung übergehen. Kurz vor Bekanntwerden des Mehdorn-Schreibens hatte Minister Wolfgang Tiefensee (SPD) eine schnellere Aufklärung angemahnt. "Es dauert zu lange, es kommt nicht konsequent." Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich ausdrücklich hinter die Position des Ministers gestellt und eine lückenlose Aufklärung verlangt.
(dpa)