DB kündigt Bericht zu Datenaffäre an
Die Deutsche Bahn (DB) will in der Datenschutzaffäre Anfang nächster Woche einen umfassenden Bericht vorlegen. Bahnchef Hartmut Mehdorn soll vorerst im Amt bleiben.
"Was wir wissen, kommt auf den Tisch und wird selbstverständlich Parlament, Regierung und Aufsichtsrat vorgelegt", teilte Mehdorn am Donnerstag in Berlin mit. Er werde ausführlich "über den aktuellen Erkenntnisstand" berichten, so Mehdorn.
Am Vorabend hatte er von den drei Vorsitzenden der Bahngewerkschaften nicht die erhoffte Rückendeckung erhalten. Ein Regierungsvertreter wies einen Zeitungsbericht über eine mögliche Ablösung Mehdorns durch Aufsichtsratschef Werner Müller zurück. Zuletzt hatten sich vor allem aus der Opposition die Rücktrittsaufforderungen an Mehdorn gehäuft.
Umfangreicher Fragenkatalog
Als Termin für die geplante Sondersitzung des Bahnaufsichtsrats ist der kommende Dienstag im Gespräch, wie aus Kreisen des Gremiums verlautete. Am folgenden Mittwoch wird sich dann der Verkehrsausschuss des Bundestages mit der Datenaffäre beschäftigen. Der Ausschussvorsitzende Klaus Lippold (CDU) hat der Bahn einen Fragenkatalog mit mehr als 100 Seiten übermittelt.
Der Konzern teilte mit, ein Abschluss der Ermittlungen bis zur kommenden Woche sei wegen des großen Umfangs der zu sichtenden Unterlagen bis zurück ins vergangene Jahrzehnt "naturgemäß nicht möglich". Bisher hat die Bahn eingeräumt, zur Korruptionsbekämpfung in den Jahren 2003 und 2005 die Daten von rund 173.000 Mitarbeitern mit denen von Lieferfirmen abgeglichen zu haben. Den Auftrag dazu erhielt die Detektei Network Deutschland.
Verdacht von Verkehrsexperten
Der FDP-Verkehrsexperte Horst Friedrich konkretisierte am Mittwoch seinen Verdacht, dass die Deutsche Bahn nicht nur einen Datenabgleich vorgenommen habe. "Es gibt aus unserer Sicht eine dichte Indizienkette, dass auch Kontakte von Bahnmitarbeitern zu Journalisten und Politikern überprüft worden sind", sagte Friedrich.
Es seien ihm Fälle mehrerer Mitarbeiter namentlich bekannt, die ganz offensichtlich überwacht worden seien. Die Konzernsicherheit habe diese Mitarbeiter mit dem Vorwurf konfrontiert, interne Informationen an Dritte weitergegeben zu haben. Ein Bahnsprecher wies die Anschuldigungen Friedrichs als falsch zurück.
(APA/dpa)