Angeschlagene Infineon sucht Finanzpartner

DEUTSCHLAND
09.02.2009

Chinesischer Interessent bringt Hoffnung für Qimonda

Der angeschlagene Halbleiterhersteller Infineon sucht einen Partner. "Wenn wir im Puzzle auf dem Chipmarkt jemanden finden, der zu uns passt, schauen wir uns die Sache an", so Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" ("SZ", Montag-Ausgabe).

Eine Festlegung auf einen Zusammenschluss europäischer Konkurrenten lehnte er ab. Der Konzern schaue sich auch in Asien um. Die Münchner könnten aber auch alleine überleben, zumal Übernahmen derzeit schwierig zu finanzieren seien, ergänzte Kley, der als aktiver Aufsichtsratschef gilt.

Qimonda eine Belastung

Infineon hat derzeit gleich auf mehreren Baustellen Probleme. Wirtschaftlich sieht es seit langem schlecht aus, die Rezession verschärft die Lage noch: Im ersten Quartal 2008/09 schrieb der Konzern mit 404 Millionen Euro erneut tiefrote Zahlen, der Umsatz brach deutlich ein.

Belastend wirkt die Insolvenz der Speicherchip-Tochter Qimonda. "Es gibt, wie ich höre, Hoffnung", sagte Kley aber. "Die Insolvenz macht es leichter, einen Investor zu finden. Schulden fallen weg, die US-Fabrik muss nicht übernommen werden."

Interessent aus China

Infineon habe bis zuletzt mit einem kapitalstarken Interessenten aus China verhandelt. Der potenzielle Investor plane dort den Aufbau einer eigenen Halbleiterfabrik, so Kley weiter. Laut einem Bericht der "WirtschaftsWoche" handelt es sich um den chinesischen Halbleiterhersteller CSMC.

Ein Sprecher des Qimonda-Insolvenzverwalters Michael Jaffe bestätigte, es habe Gespräche mit einer Reihe von Interessenten gegeben. "Es ist noch alles in einer sehr frühen Phase und es gibt keinen Favoriten." Infineon ist mit gut 77 Prozent an Qimonda beteiligt.

Spannung vor Hauptversammlung

Vor der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung Infineons am Donnerstag räumte der Aufsichtsratschef erstmals Fehler ein. "Wir haben nicht rechtzeitig in den guten Zeiten an den Strukturen gearbeitet", sagte Kley der "Financial Times Deutschland" ("FTD", Montag-Ausgabe).

"2006, 2007 und 2008 hat kein Halbleiterhersteller auf der Welt Personal aufgebaut - die einzigen beiden waren Qimonda und Infineon." Vorstandschef Peter Bauer hat mittlerweile gegengesteuert - 3.000 Jobs fallen weg. Weitere Sparrunden werden nicht ausgeschlossen.

"Verärgerte Aktionäre"

Auf der Hauptversammlung wird sich das Management lautstarke Kritik gefallen lassen müssen. "Ich erwarte sehr verärgerte Aktionäre: ein zertrümmerter Aktienkurs, die Pleite unserer Tochter Qimonda, heftige Einbrüche an den Märkten, Personalabbau und Kurzarbeit - kein gutes Szenario", sagte Kley der "SZ".

Der "FTD" gegenüber ergänzte er, es werde den Aktionärsforderungen nachgekommen und über die Entlastung der Vorstände und Aufsichtsräte einzeln abstimmen lassen.

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(Reuters)