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"3" fordert Ende der Terminierungsentgelte

MOBILFUNK
12.02.2009

Der jüngste heimische Mobilfunker "3" hat anlässlich der Initiative der EU-Kommission, die Terminierungsentgelte zu senken, die grundsätzliche Streichung der Entgelte gefordert. Dieser "Vision" kann sich auch RTR-Chef Georg Serentschy anschließen.

"3" reagierte mit dem Vorstoß als Mitglied der Mobile Challenger Group auf die letzte Woche bekanntgewordenen Versuche großer europäischer Telekomkonzerne, die EU-Kommission und vor allem die zuständige Kommissarin Viviane Reding davon abzubringen, eine entsprechende Verordnung für eine EU-weite Senkung der Terminierungsentgelte bis April zu erlassen.

Dabei geht es um die Kosten für die Weiterleitung eines Gesprächs in ein anderes Netz, die die Mobilfunker untereinander verrechnen.

Der Mobilfunker und seine acht Mitstreiter unterstützen die Initiative der EU, die Terminierungsentgelte auf die Basis einer effizienten Leitungsbereitstellung zu stellen, sagte Simone Keglovics, Director of Legal and Regulatory Affairs bei "3". Dabei soll der effizienteste Betreiber als Maßstab und Messlatte für die Höhe der Entgelte dienen.

"3" sorgte im Herbst 2007 mit seinem "SixBack"-Tarif für Diskussionen, bei dem "3"-Kunden bei jedem eingehenden Anruf sechs Cent pro volle Minute gutgeschrieben wurden. Der Vorwurf der Konkurrenz lautet, dass "3" diesen Incentive vor allem über seine damals höheren Terminierungsentgelte finanziere.

Billigere Mobiltelefonie

Durch die Aufhebung der Terminierungsentgelte würden die Mobilfunkpreise billiger, argumentiert "3" ganz auf der Linie der EU-Kommission. Ganz uneigennützig ist "3" dabei nicht: Bei Wegfall der Terminierungsentgelte wären alle Mobilfunker praktisch gleichgestellt und es gäbe keinen Grund mehr für Beschränkungen bei Anrufen in fremde Netze.

In Österreich wurden die Terminierungsentgelte zuletzt per 1.1.2009 auf 5,72 Cent für alle Mobilfunker gesenkt - theoretisch, denn der entsprechende Bescheid wurde durch den Verwaltungsgerichtshof im letzten Sommer aufgehoben. Davor war die Höhe des Entgelts auch von der jeweiligen Größe des jeweiligen Anbieters abhängig und enstprechend gestaffelt.

Noch niedrigere Entgelte am Horizont

Die heimische Regulierungsbehörde RTR arbeite derzeit an einer neuen Fassung der Entgeltregulierung, die manchen Mobilfunkern allerdings noch weniger Freude bereiten könnte, dafür "Good News" für das Festnetz sei, ließ RTR-Chef Serentschy auf Anfrage von ORF.at durchblicken.

Durch den Boom des mobilen Breitbands und die immer noch steigende Zahl der mobil telefonierten Minuten würden auch die effektiven Kosten für eine einzelne Mobilfunkminute sinken und damit die tatsächlichen Kosten für die Weiterleitung, so Serentschy. "Der Mobilfunkmarkt wird mit sinkenden Terminierungsentgelten leben müssen", sagte Serentschy, der mit dem Hinweis auf das laufende Verfahren allerdings nicht auf eine mögliche Höhe eingehen wollte.

Mittelfristige Streichung als "Vision"

Mittelfristig könne er sich auch eine Streichung der Terminierungsentgelte vorstellen, allerdings nur im internationalen Gleichklang - sonst würden heimische Mobilfunker gegenüber ausländischen Anbietern deutlich benachteiligt.

"Kurzfristig ist das nicht realistisch, mittelfristig vielleicht in drei bis fünf Jahren", so der RTR-Chef, der die "Vision" als durchaus sinnvoll bezeichnete. Dazu müssten aber vorher die Kostenrechnungsstandards wie von der EU geplant europaweit angeglichen werden. Eine Streichung wäre dann ein Schritt in Richtung "reifer Wettbewerb", so Serenschty.

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(futurezone/Nadja Igler)