Ruiss: Google-Buchsuche stoppen
Gehard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren warnt davor, dass Google Rechte an Büchern für seine Buchsuche und weitere Nutzungen nachträglich erwerben will.
Die Verwertungsgesellschaften, die Autorengemeinschaften und die Verlegerverbände im deutschsprachigen Raum arbeiten derzeit gemeinsam "fieberhaft" daran, der US-Suchmaschine Google Einhalt zu gebieten: Denn Google "will sich kollektives Gebrauchsrecht" für Bücher einräumen lassen, die das Unternehmen in einer großangelegten Aktion eingescannt habe und für die es nun in einem Vergleich nachträglich Rechte erhalten wolle.
Das schilderte Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren am Freitag im APA-Gespräch. Das gehe auch die österreichischen Autoren an: "Ich kann alle beunruhigen: Wir sind alle davon erfasst." Google betonte, das Urheberrecht zu respektieren.
Rechte nachträglich erwerben
In den vergangenen Tagen wurden in deutschsprachigen Tageszeitungen, per E-Mail und per Post Autoren über einen 300 Seiten umfassenden Vergleich informiert, den Google, The Authors Guild und die Association of American Publishers vorgeschlagen haben und der noch gerichtlich genehmigt werden muss. Darin will Google Rechte an Büchern für seine Buchsuche und weitere Nutzungen nachträglich erwerben, die das Unternehmen eingescannt hat und die zum Teil noch urheberrechtlich geschützt sind.
Die bisherige Nutzung dieser Werke soll laut Ruiss mit 60 Dollar pro Buch abgegolten werden, in Zukunft sollen die Rechteinhaber 63 Prozent des Erlöses erhalten, den Google durch Werbeeinschaltungen und weitere Verwendungen wie Print on Demand und E-Book-Verwertung erzielt. Bis 5. Mai - zu diesem Stichtag sollen 15 Millionen Bücher eingescannt sein - müssen die Autoren prinzipiell kundtun, ob sie diesem Vergleich beitreten wollen bzw. ihm widersprechen.
Auch Österreichs Autoren betroffen
"Was hier noch niemand glauben kann, aber demnächst glauben wird: Dieser Vergleich betrifft nicht nur die USA, sondern weltweit alle Autoren und Verlage", sagte Ruiss. Über ein Autorenkonto, dass Ruiss testweise auf der Vergleichshomepage googlebooksettlement.com eingerichtet hat, habe er "festgestellt, was ich nicht für möglich gehalten habe: Es sind fast ausnahmslos alle Bücher von mir dort angeführt, auch die, die nicht im Buchhandel waren", sagte Ruiss, indem er sich auf eine "Vergleichsliste" jener Büchern bezog, für die Google Nutzungsrechte erhalten will.
Und noch mehr: "Es ist lückenlos die gesamte österreichische Literatur, von Handke über Bernhard bis zu allen Klassikern, in dieser Vergleichsliste enthalten. Google will sich dafür kollektives Gebrauchsrecht einräumen lassen."
Recht gebrochen
Durch das Einscannen der Bücher und das nachträgliche Ansuchen um die Rechte habe Google "Recht gebrochen, sonst hätte sich Google nicht verglichen. Aber vielleicht hat Google das auch ins Kalkül gezogen, um sich einen Startvorteil zu verschaffen", so Ruiss mit Blick auf konkurrierende Bemühungen u. a. in der europäischen Online-Bibliothek Europeana, Bücher beziehungsweise weiteres Kulturgut zu digitalisieren.
Google widerspricht
Google widersprach auf APA-Anfrage dieser Darstellung. "Google respektiert das Urheberrecht und hat die Büchersuche extra so gestaltet, dass sie dem Recht entspricht", sagte Santiago de la Mora, Head of Google Book Search EMEA, auf APA-Anfrage.
Die Google-Büchersuche "bewirbt und fördert Verkäufe - und hilft so sicherzustellen, dass Autoren und Verleger für ihre kreativen Anstrengungen entlohnt werden. Google zeigt nicht einmal eine ganze Seite aus urheberrechtlich geschützten Büchern, wenn der Autor nicht explizit zustimmt."
Verschlafen?
Den Vorwurf, dass die Branche "geschlafen" habe, beantwortet Ruiss mit einem "Jein". Zwar sei es richtig, dass Google bereits vor mehr als drei Jahren für seine Digitalisierungsoffensive kritisiert und Befürchtungen vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels artikuliert wurden, dass Google die Scans zukünftig verkaufen will.
Doch "mit dieser Art des Vorgehens konnte niemand rechnen", so Ruiss. "Mir haben fachkundige Leute noch vor zwei, drei Wochen gesagt, ich spinne, als ich gesagt habe, die wollen alle Rechte von uns allen."
(APA)