Die Evolution der Mobiltelefone
Auf der Handymesse in Barcelona wurden bis Donnerstag die Neuheiten auf dem Mobilfunkmarkt präsentiert. Die Palette reichte von Handys, die es mit HD-Camcordern und digitalen Spiegelreflexkameras aufnehmen wollen, bis hin zu 3-D-Bedienoberflächen.
An Innovationen mangelt es auf den ersten Blick nicht, wenn man sich die neuen Mobiltelefone ansieht, die auf dem Mobile World Congress in Barcelona präsentiert wurden: Touch-Handys mit 3-D-Interfaces, Profi-Navigationslösungen, Carl-Zeiss-Optik und Bildschirme mit HD-Auflösung. Doch wenn man genauer hinsieht, handelt es sich bei den vorgestellten Modellen hauptsächlich um Weiterentwicklungen bereits bestehender - und erfolgreicher - Konzepte. Das Motto: mehr Evolution als Revolution.
Handy als HD-Camcorder
Samsungs neues Smartphone Omnia HD macht nicht nur den Digitalkameras Konkurrenz, sondern kann es als erstes Handy zumindest von den technischen Spezifikationen her auch mit einfacheren Camcordern aufnehmen. Es liefert Videos in der HD-Auflösung 720p und 24 Bildern pro Sekunde. Unterstützt werden diverse Quick-Time-Videoformate sowie WMV. Der Bildsensor löst im Fotomodus mit acht Megapixel auf. Das Modell wird wahlweise als 8- oder 16-GB-Version angeboten. Zusätzlich kann der Speicher via Micro-SDHC-Slot um bis zu 32 GB aufgerüstet werden. Bis zu 18.000 Fotos in höchstmöglicher Auflösung lassen sich damit schießen.
Eine weitere Besonderheit ist der große AMOLED-Touchscreen: Das Panel ist 3,7 Zoll groß. Das Gerät verfügt außerdem über GPS, WLAN, HSDPA und Bluetooth und bietet mitgelieferte 3-D-Spiele. Im Gegensatz zum Vorgängermodell verwendet Samsung beim Omnia HD Nokias Symbian als Betriebssystem.
Digitalkamera-Konkurrenz
Nokias neu vorgestelltes N86 8MP ist wahrscheinlich der härteste Konkurrent für das neue Samsung-Handy. Es verfügt zwar nicht über einen Videomodus mit HD-Auflösung, aber über eine 8-Megapixel-Kamera mit einem Weitwinkelobjektiv von Carl Zeiss, der Möglichkeit der automatischen Reduzierung von Bewegungsunschärfe und variablen Blendenzahlen für scharfe Fotos bei besonders hellen oder dunklen Aufnahmesituationen. Die Blende lässt sich in drei Stufen regulieren.
Das Gerät wird mit einem acht GB großen internen Speicher ausgeliefert, via microSD kann der Speicher auf bis zu 16 GB erweitert werden. Das AMOLED-Display des N86 ist 2,6 Zoll groß und somit etwas kleiner als beim Omnia HD-Handy. Das Handy wird dadurch allerdings auch handlicher. Das Gerät verfügt wie das Omnia HD über GPS (mit Nokia Maps 3.0 für Autofahrer und Fußgänger), WLAN, Bluetooth und HSDPA.
Bedienung per 3-D-Würfel
Das KM900 von LG kann, wenn es nach den klassichen Leistungsmerkmalen geht, ebenfalls mit dem Angebot der Konkurrenz mithalten. Doch es bietet neben HSDPA, WLAN und GPS noch einige Besonderheiten: Die Bedienoberfläche des KM900 unterscheidet sich gravierend von der seiner Mitkonkurrenten. Die 3-D-S-Class verspricht eine vollkommen natürliche und intuitive Bedienung mittels 3-D-Reels mit leicht verständlichen Symbolen. Auf einem 3-D-Würfellayout kann der Besitzer bis zu vier personalisierte Ansichten gestalten, etwa Shortcuts zum Surfen, Musikhören und Telefonieren festlegen. Dieser virtuelle Würfel lässt sich rasch mit dem Finger weiterdrehen.
Auch die Kamera funktioniert per Touchscreen: Die Einstellungen werden über ein intuitives On-Screen-Rad ausgewählt, das den Einstellrädern digitaler Spiegelreflexkameras nachempfunden ist. Die 5-Megapixel-Kamera dreht Videos in DVD-Auflösung. Für Musikfreunde außerdem besonders erfreulich: Das KM900 verfügt als erstes Handy über Dolby Mobile Surround Sound. Der interne Speicher von acht GB kann per microSD-Karte um bis zu 32 GB erweitert werden.
Zwei SIM-Karten statt einer
Auch der Computerhersteller Acer versucht sich jetzt auf dem Handymarkt. Mit dem DX900 stellte er in Barcelona ein Dual-SIM-Smartphone vor. Dual-SIM-Handys haben zwei Sende- und Empfangseinrichtungen in einem Gehäuse, womit man simultan auf zwei Leitungen erreichbar ist. Acers DX900 beherrscht GPRS, EDGE, UMTS, HSDPA, Bluetooth und WLAN, verfügt außerdem über eine 3-Megapixel-Kamera, eine VGA-Kamera für Videotelefonie und einen integrierten GPS-Empfänger. Betriebssystem ist Windows Mobile 6.1.
Navigationsstarkes Nüvifone
Ebenfalls mit Windows Mobile 6.1. läuft das neue Nüvifone M20 von Garmin-Asus. Mit der bereits integrierten Navigationssoftware lassen sich Verkehrsdaten, Fluginformationen und Wetterberichte aufrufen. Installiert ist auch das Soziale Netzwerk Ciao, das anzeigen kann, welcher Freund sich gerade in der Nähe aufhält. Für Mapper interessant: Die von der 3-Megapixel-Kamera aufgenommenen Bilder lassen sich mit Geotags versehen. Das 2,8 Zoll große TFT-Display hat eine Auflösung von 640 mal 480 Pixel, das Gerät wird mit vier oder acht GB internem Speicher ausgeliefert. Das M20 ist nach dem G60 das zweite Nüvifone.
Zweites Google-Handy
Das neu vorgestellte HTC Magic, das das von Google mitentwickelte Betriebssystem Android einsetzt, ähnelt dem G1 von T-Mobile sehr. Beide scheinen ähnliche Touchscreens zu verwenden und haben unterhalb des Displays ein Scrollrad, das ebenfalls zur Steuerung der Handyfunktionen genutzt werden kann. Das HTC Magic hat allerdings keine eingebaute Tastatur. Wie bei modernen Smartphones üblich, verfügt das Gerät auch über GPS, Bluetooth, HSDPA und WiFi. Die eingebaute Digitalkamera hat Autofokus und löst mit 3,2 Megapixel auf.
Das zweite Google-Handy wird vorerst exklusiv vom Mobilfunkbetreiber Vodaphone auf den Markt gebracht. Alle genannten Mobiltelefone starten in Europa im ersten Halbjahr 2009, bis auf LGs KM900, das im dritten Quartal 2009 auf den Markt kommen soll.
- Dual-SIM
Internet via Handy als Trend
Eines haben alle Handyneuheiten gemeinsam: Der erkennbare Trend geht in Richtung Verschmelzung von Internet und Mobiltelefon. Alle genannten Hersteller legen mit dem Übertragungsstandard HSDPA großen Wert auf die schnelle Verbindung mit dem Internet. Doch oft werden Websites noch nicht richtig angezeigt, oder es gibt Probleme mit den zu kleinen Tasten und der umständlichen Navigation. Nach jüngsten Studien des Marktforschungsunternehmens Forrester sind rund 88 Prozent der Kunden noch unzufrieden mit den Erfahrungen bei der mobilen Internet-Nutzung. Die Evolution muss also rasch weitergehen.
(futurezone/Barbara Wimmer)