"Auswirkungen von Filesharing positiv"

Studie
03.03.2009

Eine im Auftrag niederländischer Ministerien durchgeführte Studie hat die ökonomischen und kulturellen Auswirkungen von Filesharing untersucht und beurteilt diese durchaus positiv.

Tauschbörsennutzung ist in den Niederlanden weit verbreitet und zeitigt sowohl ökonomisch als auch kulturell positive Effekte. Zu diesem Schluss kommt die Studie, die im Auftrag der niederländischen Ministerien für Bildung, Wirtschaft und Justiz von den Beratungsunternehmen TNO und SNO sowie vom Institut für Informationsrecht der Universität Amsterdam erstellt wurde.

Laut der Studie haben rund 35 Prozent der niederländischen Bevölkerung in den vergangenen zwölf Monaten Musik, Filme und Spiele aus Filesharing-Netzwerken heruntergeladen, ohne dafür zu bezahlen. Mit einem Anteil von 40 Prozent entfällt der Großteil der heruntergeladenen Inhalte auf Musik.

"Filesharer kaufen nicht weniger CDs"

Filesharing gehe aber mit dem Kauf von kulturellen Produkten Hand in Hand, sagte Annelies Huygen, die Projektleiterin der Studie, zu ORF.at. So würden etwa Leute, die unautorisiert Musik aus dem Netz laden, nicht weniger CDs kaufen als Nicht-Downloader. Umfragen unter Tauschbörsennutzern hätten auch gezeigt, dass diese nicht mehr CDs kaufen würden, wenn sie keinen Zugang zu Filesharing-Netzwerken hätten.

Downloader würden jedoch häufiger Konzerte besuchen und Merchandising-Artikel erstehen. "Unautorisierte Downloads lassen sich keinesfalls eins zu eins mit Umsatzausfällen für die Musikindustrie gleichsetzen", so Huygen.

Die ursprünglich Mitte Jänner präsentierte Studie "Ups and downs - The economic and cultural effects of file sharing on music, film and games" liegt seit kurzem auch in einer englischsprachigen Version vor.

100 Millionen Euro Mehrwert für Konsumenten

Über Filesharing bekämen die niederländischen Konsumenten Zugang zu einer breiten Auswahl an kulturellen Produkten. Das habe positive kulturelle Auswirkungen und hebe den Wohlstand, sagte Huygen.

Die Einbußen der Unterhaltungsindustrie durch den unautorisierten Tausch von Inhalten werden in der Studie mit 100 Millionen Euro pro Jahr beziffert. Dem stehen 200 Millionen Euro jährlich an Mehrwert für die Konsumenten gegenüber. "Gesamtwirtschaftlich hat Filesharing also durchaus positive Effekte", erläuterte Huygen.

Entwicklung neuer Geschäftsmodelle

Allein aus den Einnahmen durch den Verkauf von Tonaufnahmen werde die Musikindustrie künftig nicht überleben können, lautet eine der Schlussfolgerungen der Studie. Den niederländischen Ministerien empfehlen die Autoren, die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle beim Online-Verkauf von Musik zu unterstützen. "Das ist sinnvoller als die Kriminalisierung von Tauschbörsen-Nutzern", so Huygen.

Die Studienautoren schlagen eine engere Zusammenarbeit zwischen Internet-Anbietern und Rechteinhabern vor. Dabei sei vor allem darauf zu achten, dass die Bezahlung von Downloads vereinfacht werde. Die Downloads könnten etwa über den Internet-Anbieter abgerechnet werden. Dabei sei es jedoch wichtig, dass die Angebote den Nutzungsweisen der Leute angepasst werden, so Huygen: "Die Leute wollen keine Inhalte, die sie nicht teilen können."

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