Irak hängt an "feindlichen" Leitungen
Wie bereits im Jänner an dieser Stelle berichtet, wird die gesamte offizielle Medienlandschaft des Irak im Internet von Beirut aus gehostet. Dort hat die Firma Transtrum ihren Sitz, über die irakische Zeitungen, aber auch die offzielle Nachrichtenagentur INA ins Internet kommen.
Schon zu Beginn des Jahres wurde ob dieser Konstruktion darüber spekuliert, wie die USA im Kriegsfall dem Irak diesen Kommunikations-Knotenpunkt in Beirut "abdrehen" könnten, was allerdings eine komplizierte bilaterale oder eine illegale Aktion vorausgesetzt hätte.
Wie inzwischen bekannt wurde, können die USA bzw. Großbritannien den Irak aber noch viel einfacher offline stellen: Sowohl Transtrum als auch der einzige Provider des Irak, die "State Company for Internet Services" [SCIS], sind nämlich über Satellitenservices britischer bzw. amerikanischer Firmen angebunden, was sogar gegen das UNO-Embargo gegen den Irak verstoßen könnte.
Somit könnte der Irak im Zweifelsfall einfach via US-Gerichtsbeschluss offline gehen.
Transtrum gehört zum libanesischen Provider TerraNet. Irakische Medien finden sich auf Sub-Sites von "iraq2000.com" bzw. "uruklink.net".
TerraNetSat-Uplinks
Transtrum wird durch das Satellitenservice der britischen Firma SMS Internet angebunden, der irakische Provider SCIS durch SMS Internet und die US-Firma Atlanta International Teleport.
Es ist davon auszugehen, dass die beiden Firmen nicht direkt mit dem irakischen Provider bzw. Transtrum in Geschäftskontakten stehen, sondern das Konsortium "Arab Organisation of Satellite Communications" [ARABSAT] als Vermittler auftritt.
SMS Internet bestreitet denn auch jeden Geschäftskontakt mit dem Irak, Atlanta International Teleport hat sich zum Thema nicht geäußert. Es kann allerdings trotzdem davon ausgegangen werden, dass die Satellitendienste für den Irak einer gerichtlichen Überprüfung in den USA nicht standhalten würden, weil sie gegen das UNO-Embargo bzw. ein amerikanisches Gesetz verstoßen.
Somit würde ein einfacher Gang vor ein heimisches Gericht für die USA genügen, um den Irak und seine Medien einfach offline zu setzen.
Die Seite von Atlanta International Teleport ist interessanterweise heute nicht zu erreichen ¿ letzte Woche war das noch der Fall.
Atlanta International TeleportIrak auch ohne Länder-Domain
Theoretisch hat auch der Irak seine eigene Landes-Domain ".IQ". Praktisch wurde aber nie eine Adresse mit dieser Endung vergeben.
Auf der Suche nach den Ursachen für diese derzeit höchst symbolträchtige Tatsache stößt man allerdings schnell auf einen Komplex, der Raum für vielfältige Spekulationen im Zusammenhang mit dem US-"Krieg gegen der Terror" und militante arabischen Organisationen bietet.
Die IQ-Domain gehört Saud Alani in Richardson, Texas, als dessen Adresse die Firma InfoCom angegeben wird, die [theoretisch] auch für die technische Vergabe der Irak-Domains zuständig ist.
InfoCom wurde allerdings schon fünf Tage vor dem 11. September 2001 vom FBI durchsucht und der Betrieb lahm gelegt. Seit dem letzten Dezember sind praktisch alle Mitarbeiter in Haft - ihnen werden in einer 33 Punkte umfassenden Anklage unter anderem Geldwäsche, die illegale Ausfuhr von Computern an Libyen und Syrien und schließlich die Finanzierung von Terrorgruppen vorgeworfen.
Irakische TLD, die Hamas und Bin Laden