Österreich-Start für Sonys E-Book-Reader
In Kooperation mit mehreren österreichischen Buchhandelsketten wie Thalia und Morawa steigt Sony auch in Österreich in den Markt für E-Book-Lesegeräte ein. Der PRS-505 ist nur über den Buchhandel erhältlich und soll den Nutzern einen einfachen Einstieg in die Welt digitaler Bücher bieten. Netzwerkfähigkeiten und die Möglichkeit, Notizen zu den E-Texten machen zu können, lässt das Gerät allerdings vermissen.
Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des deutschen IT-Branchenverbands BITKOM, deren Ergebnisse am Montag publiziert worden sind, möchten sich rund 2,2 Millionen Deutsche im Lauf des Jahres 2009 ein digitales Buch kaufen. Wenn die Kunden ihre E-Books nicht auf dem PC-Bildschirm lesen wollen, dann brauchen sie ein spezielles Lesegerät, einen E-Book-Reader.
Diese sind mit der auf Textdarstellung optimierten Display-Technologie des Herstellers E-Ink ausgestattet, die Energie nur beim "Umblättern" verbraucht und damit lange Akkulaufzeiten ermöglicht. Außerdem müssen E-Ink-Displays nicht beleuchtet werden, sie reflektieren einfach das Umgebungslicht, ganz wie ein echtes Blatt Papier.
Große Konkurrenz
Während in den USA der Online-Händler Amazon mit seinem System Kindle die E-Book-Kundschaft für sich einnehmen möchte, startet die deutsche Buchbranche am 12. März ihre Online-Plattform Libreka, auf der zum Einstieg rund eine halbe Million Titel von rund 1.000 Verlagen angeboten werden sollen. In Österreich bietet das Wiener Start-up Hixbooks seit Dezember 2008 sein Know-how in Kooperation mit zahlreichen Buchhandlungen an.
Sony bietet seit 2004 E-Book-Reader an, zunächst nur in Japan, dann auch in den USA. Österreich ist nach Großbritannien und Deutschland das dritte europäische Land, in dem der Konzern ein E-Book-Reader-Modell anbietet. Dabei verzichtet der japanische Konzern zugunsten der Kooperation mit dem Buchhandel auf ein eigenes Online-Angebot für E-Books.
Sony in Österreich
Welche Marktchancen E-Books in Österreich haben, mochte Josef Pretzl, Geschäftsführer der Thalia Buch & Medien, anlässlich der gemeinsamen Präsentation seines Hauses mit Sony am Mittwoch in Wien nicht sagen. "Da gibt es überhaupt keine Prognosen. Das Produkt ist noch zu neu", sagte Pretzl.
Bei den Endgeräten kooperiere Thalia mit Sony, da der Konzern "ein starker und verlässlicher Partner" sei. Dessen Reader vom Typ PRS-505 wird zum Preis von 299 Euro ab 3. April in den Filialen der Buchhandelskette erhältlich sein. Ab dann sollen auch E-Books im EPUB-Format von der Website der Buchhandelskette heruntergeladen werden können.
In der österreichischen Version des Geräts sind bereits zwei E-Books vorinstalliert: "Gut gegen Nordwind" von Daniel Glattauer und "Querschläger" von Silvia Roth sowie weitere Leseproben. Sony vertreibt den Reader ausschließlich über den Buchhandel. Als Distributor dient Morawa. Auch die Kärntner Buchhandlung und die Geschäfte von buchmedia Österreich verkaufen den Sony-Reader.
Einkauf mit DRM
Die Bücher in Thalias Online-Shop werden zwar im offenen XML-basierten EPUB-Format verkauft, allerdings haben sie ein DRM von Adobe. Die Verlage können dabei bestimmen, wie oft eine Buchdatei kopiert werden darf. In der Regel sei die Verwendung auf einen Haushalt lizenziert, so Sony-Marketingchef Martin Micko. An die Verwendung mit einem bestimmten Reader seien die E-Books nicht gekoppelt, man könne sie auf verschiedenen Geräten verwenden.
Zum Einkauf muss der User über die mit dem Lesegerät gelieferte Software namens "eBook Library" auf das Online-Angebot des Buchhändlers zugreifen. Diese wiederum läuft nur auf Microsoft Windows (XP und aufwärts). Wer kopiergeschützte Buchdateien kauft, muss die Software Adobe Digital Editions installieren. EPUB habe gegenüber PDF den Vorteil, dass die Texte wie in der Textverarbeitung auf dem PC auch beim Vergrößern automatisch schön umbrochen werden könnten, so Micko.
Das Problem mit dem Preis
"Die Verlage bestimmen den Preis der Bücher", sagt Thalia-Chef Pretzl, aus dem Publikum darauf angesprochen, warum der als Beispiel im Shop präsentierte Roman "Tore der Welt" von Ken Follett als E-Book stolze 24,95 Euro kostet. In Zukunft würden sich die Preise aber nach unten bewegen und sich etwa am Preis der günstigsten verfügbaren Ausgabe orientieren. Generell werde sich die E-Book-Produktion zuallererst auf Bestseller konzentrieren, so Pretzl, der auch hofft, jüngere Leser für E-Books interessieren zu können.
Der mit zur Präsentation geladene Schriftsteller und Publizist Helmut Gansterer vermisst am E-Book-Reader die gewohnte Haptik gut gedruckter Bücher. Ein großes Plus sei, dass E-Books dafür keinen Platz im Regal einnehmen würden. Auch mit der als Zubehör erhältlichen Leselampe konnte sich Gansterer anfreunden. Dass E-Books die gedruckten Bücher ganz ersetzen, glaubt Gansterer nicht, man müsse sich aber auf die technischen Neuerungen einlassen.
Die Konkurrenz:
Das Wiener Start-up Hixbooks bietet seit Anfang Dezember 2008 über zahlreiche Partnerbuchhandlungen in Österreich sein Sortiment an Lesegeräten mit E-Ink-Technologie an. Das Flaggschiff im Angebot, der iRex iLiad, verfügt über einen eingebauten Digitizer zur Handschrifteingabe (aber ohne Umwandlung in durchsuchbaren Text). Modelle mit UMTS-Unterstützung will Hixbooks im Laufe des Jahres anbieten. Über die Online-Portale der Hixbooks-Buchhandelspartner sind derzeit rund 60.000 Titel verfügbar.
Im Frühjahr 2009 machte das Berliner Start-up txtr auf sich aufmerksam. Txtr setzt auf eine kollaborative Online-Plattform, auf der sich über netzwerkfähige E-Ink-Reader Texte gemeinsam nutzen und bearbeiten lassen. Der Txtr-Reader wird ein eingebautes GPRS-Modem haben und über Bluetooth 2.0 und WLAN-Modul verfügen. Das Gerät ähnelt dem Kindle 2 von Amazon.com.
Der Platzhirsch auf dem E-Book-Markt der USA ist Amazon.com mit seinem E-Ink-Reader Kindle, von dem kürzlich die zweite Version erschienen ist. Der Kindle ist darauf angelegt, ganz ohne PC zu funktionieren. Der Kontakt mit Amazons Buchangebot läuft hier über das Mobilfunknetz.
Das Lesegerät
Der EPRS-505 von Sony verfügt über ein Achtgraustufendisplay mit E-Ink-Technologie und einer Auflösung von 600 x 800 Pixeln. Diese hat den Vorteil, nur beim "Umblättern" Energie zu verbrauchen. Sony gibt an, dass mit einer Akkuladung bis zu 6.800 Seitenwechsel möglich sind. Über das mitgelieferte USB-Kabel soll sich der Reader innerhalb von zwei bis vier Stunden wiederaufladen lassen.
Ein Netzgerät ist merkwürdigerweise nicht im Lieferumfang enthalten; es muss als Zubehör für 29,99 Euro zusätzlich gekauft werden. Will man ohne Notebook verreisen, so ist das Fehlen des Netzteils ärgerlich. Der Reader selbst ist allerdings kompakt und leicht geraten, das Gerät wiegt 260 Gramm und misst 175 x 122 x 8 mm.
Anders als etwa der von Hixbooks angebotene Reader iRex iLiad, der freilich um 200 Euro teurer ist, hat das Sony-Gerät keinen Digitizer zur Eingabe von digitalen Notizen zu bieten. Die E-Book-Dateien müssen erst vom Anbieter übers Internet auf den PC geladen werden. Von dort kommen sie via USB-Kabel oder Speicherkarte auf den PRS-505 - das Gerät unterstützt Sonys Memory-Stick (normal und Pro) und die gängigen SD(HC)-Speicherkarten bis zu einer Kapazität von maximal 16 GB. Der interne Speicher des Geräts ist 192 MB groß. Der Lithium-Ionen-Akku kann nicht vom Nutzer gewechselt werden.
E-Buch mit Walkman-Fähigkeiten
Was die digitalen Inhalte angeht, so unterstützt der Reader das XML-basierte E-Book-Format EPUB, BBeB sowie PDF, Word (allerdings nicht OOXML), RTF und TXT, sowie die Bildformate JPEG, BMP, GIF und PNG. Auch Audiodateien in den Formaten MP3 und AAC kann der Sony-Reader abspielen. Einen eingebauten Lautsprecher hat das Gerät nicht, dafür aber eine 3,5-mm-Kopfhörerbuchse.
Wer gerne seine Bücher mit Notizen und Post-it-Zetteln spickt, sollte auf den PRS-505 lieber verzichten. Das Gerät hat lediglich eine einfache Bookmark-Funktion. Beim passiven Konsum von Belletristik mag das keine Rolle spielen, bei der Arbeit mit Fachbüchern ist das ein klarer Nachteil.
Im Vergleich
Der bisher nur in den USA verfügbare Kindle von Amazon kostet 359 US-Dollar, bietet die gleiche Auflösung, verfügt aber über UMTS-Anschluss sowie Tastatur und funktioniert auch ohne PC sehr gut - bei Mitnahme des Geräts in den Urlaub nicht unwichtig. Allerdings ist der Kindle-User auch stark an das Angebot von Amazon und dessen proprietäres Dateiformat gebunden.
Der heimische Anbieter Hixbooks hat außer dem Luxusmodell iRex iLiad, das ein größeres Display und Notizfunktion via Digitizer bietet, für rund 500 Euro auch den Bookeen von Cybook im Programm, der derzeit für 279 Euro zu haben ist. Dessen Display bietet allerdings bei gleicher Auflösung nur vier statt acht Graustufen. Dafür ist der Bookeen mit 174 Gramm auch etwas leichter als der Sony. Auch MP3-Dateien lassen sich mit dem Gerät abspielen.
Gegenüber den mit Netzwerkfähigkeiten ausgestatteten Konkurrenzsystemen von Amazon und iRex mutet Sonys Einstieg in den europäischen E-Book-Markt aber eher zaghaft an. Man habe zuerst ein einfaches und günstiges Gerät anbieten wollen, so Micko, der darauf verwies, dass Sony in den USA bereits einen besseren Reader auf dem Markt habe. Der PRS700 hat zwar Touchscreen und eingebaute Leselampe, aber netzwerkfähig ist auch er nicht.
(futurezone/Günter Hack)