Amoklauf: Experte fordert Gewaltspielverbot
Der Präsident der deutschen Stiftung für Verbrechensbekämpfung, Hans-Dieter Schwind, hat nach dem Amoklauf von Winnenden in Deutschland ein totales Verbot von Computergewaltspielen sowie eine weitere Verschärfung des Waffenrechts gefordert. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) will prüfen lassen, ob der Zugang zu Gewaltdarstellungen in Medien eingeschränkt werden kann.
Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der Professor für Kriminologie: "Dass der 17-Jährige auf der Flucht noch weiter um sich geschossen hat, ist ein Verhalten, das Jugendliche auch in Spielen wie 'Counterstrike' oder 'Crysis' lernen können." Die Ermittlungen der Polizei haben ergeben, dass der Täter von Winnenden Gewaltgames gespielt hat.
Nach Angaben von Polizeisprecher Klaus Hinderer in Waiblingen wird der Computer des ehemaligen Schülers der Albertville-Realschule ausgewertet. "Wir haben bei ihm unter anderem das Spiel Counterstrike gefunden." Der Amokläufer habe in den vergangenen Monaten viel Zeit mit Gewaltspielen am Computer verbracht. Zu seinen Hobbys gehörte auch das Schießen mit Softairwaffen.
Dominoeffekt befürchtet
Medieneinflüsse seien zwar keine vorrangigen Einflussfaktoren, sie begünstigten aber solche Gewalttaten, sagte Schwind. Er verwies darauf, dass kaum jemand wisse, dass in Deutschland zehn Millionen legale Waffen und geschätzte rund 20 Millionen illegale Waffen in Umlauf seien. Jugendliche hätten darauf noch immer einen viel zu leichten Zugriff, weil sie einfach nur den Schlüssel für den Waffenschrank finden müssten.
Nach solchen Ereignissen wie in Erfurt, Emsdetten und nun Winnenden "lassen sich Dominoeffekte beziehungsweise Nachahmungstaten an anderen Schulen nicht ausschließen", warnte Schwind. Das gelte vor allem für die ersten 14 Tage nach der Tat. Deshalb forderte der Kriminologe alle Eltern, Lehrkräfte und Mitschüler auf, besonders sorgfältig zu beobachten, ob sich Frühsignale einstellen oder ob sich ein Schüler in die Isolation zurückzieht.
Der Amoklauf in Deutschland lässt auch in Österreich Abgeordnete aller Parteien nach Konsequenzen rufen. Wo genau angesetzt werden soll, sehen die Politiker allerdings sehr unterschiedlich. Am meisten Übereinstimmung findet sich noch bei der Forderung, Gewaltvideos und Gewaltspiele zu verbieten oder zumindest strenger zu regulieren.
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Ein Verbot von Gewaltspielen und auch -videos würde diese nur noch interessanter machen - diese Meinung vertritt ein österreichischer Experte, der im Auftrag der Regierung Computerspiele begutachtet und empfehlenswerte Spiele auflistet.
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Schäuble: Waffen bleiben; Medien einschränken
Nach dem Amoklauf von Winnenden in Deutschland hat der deutsche Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble eine Verschärfung des Waffenrechts abgelehnt. Er könne nicht erkennen, "welche wie auch immer geartete Änderung des Waffenrechts" die Tat hätte ändern können, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag in Berlin. Die Auflagen seien schon sehr streng. Schäuble mahnte gleichzeitig, die Debatte über mögliche Konsequenzen aus der Tat besonnen zu führen.
Natürlich werde in seinem Ministerium geprüft, ob es nach dem Amoklauf zu Gesetzesänderungen kommen müsse, sagte Schäuble. Eine Frage sei, ob "wir stärker den Zugang zu Gewaltdarstellungen in allen möglichen Medien beschränken". Es müsse auch darüber nachgedacht werden, dass die Gewaltbereitschaft bei jungen Menschen offenbar zunehme.
Klar sei aber auch, dass es am Ende mit gesetzlichen Regelungen allein nicht gehen werde. Die Frage sei eher: "Was ist in unserer Gesellschaft los", sagte Schäuble. "Deswegen warne ich auch davor zu glauben, es gibt da die schnellen Antworten."
Bericht des EU-Parlaments
Im Februar hatte der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz des EU-Parlaments einen Bericht des liberalen niederländischen Abgeordneten Toine Manders einstimmig angenommen. Manders setzt auf die Selbstregulierung der Spielebranche und auf eine europaweite Kennzeichnung der Games nach dem PEGI-System. Weiters solle ein Kontrollsystem eingeführt werden, mit dem Eltern Spiele unterbrechen können ("Roter Knopf").
(AP/APA/dpa/futurezone)