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Präsentieren ohne Maus und Keyboard

SERIE
23.03.2009

Das Wiener Start-up this.play experimentiert mit interaktiven Präsentationsformen und macht digitale Inhalte ohne Maus und Keyboard zugänglich. Teil 15 der futurezone.ORF.at-Serie "Start-up-Geschichten".

Die auf den Tisch projizierte Europakarte ermöglicht vielfältige Interaktionsmöglichkeiten. Über das Platzieren von Spielsteinen auf Kartenabschnitten können von mehreren Nutzern gleichzeitig Menüpunkte aufgerufen und länderspezifische Daten abgefragt werden. Werden zwei Steine auf unterschiedlichen Kartenausschnitten platziert, lassen sich Länderdaten miteinander vergleichen und zueinander in Beziehung setzen.

Im Rahmen der Serie "Start-up-Geschichten" berichtet futurezone.ORF.at in loser Folge über innovative Web- und IT-Unternehmen mit Österreich-Bezug.

"Durch die gemeinsame Interaktion wird auch der Austausch und die Debatte über die Inhalte gefördert", erläutert Emanuel Andel, der die Präsentationslösung gemeinsam mit Anthony Raijekoff und öir-projekthaus entwickelt hat.

Der Multitouch-Präsentationstisch Maplay war das erste Projekt des von Andel und Raijekoff gegründeten Unternehmens this.play. Das Start-up hat es sich zur Aufgabe gestellt, Präsentationsplattformen zu entwickeln, die den spielerischen Umgang mit Informationen erlauben.

Kamera-Tracking

Auf traditionelle Human Interface Devices wie Maus, Keyboard und Joystick wollen Andel und Raijekoff dabei weitgehend verzichten. Das Debütprojekt besteht aus einem Computer samt Tracking-Software, einer Kamera, einem Beamer und einer beliebigen Anzahl an Spielsteinen, mit denen durch Menüpunkte navigiert und Inhalte abgerufen werden können.

Die Projektion der Präsentationsinhalte erfolgt mittels Beamer von oben. Die Position der Steine wird durch die Kamera festgestellt, die den Bereich abfilmt, auf den der Beamer projiziert. Sie gibt die Daten an die Tracking-Software weiter, die schließlich für die Auslieferung der dazupassenden Inhalte sorgt.

Die this.play-Gründer Anthony Raijekoff und Emanuel Andel (rechts).

Experimenteller Zugang

Der experimentelle Zugang zu Präsentationstechnologien kommt bei Andel und Raijekoff nicht von ungefähr. Beide sind auch im künstlerischen Bereich tätig. Andel studierte Fotografie und visuelle Mediengestaltung und ist Mitgründer der Wiener Medienkunstgruppe 5VoltCore. Raijekoff, der bei this.play für die Software-Entwicklung zuständig ist, absolvierte in der bulgarischen Hauptstadt Sofia ein Regie- und Schauspielstudium und arbeitet derzeit auch als Programmierer.

"Wir kommen beide aus Kunstrichtungen, in denen wir mit neuen Medien und neuen Techniken als Umsetzungsformen arbeiten", erzählt Andel. "Wir versuchen, Tools, die wir in künstlerischen Projekten verwenden, auch kommerziell einzusetzen. So basiert etwa die Tracking-Software, die bei den this.play-Lösungen zum Einsatz kommt, auf Open Frameworks, eine C++-Library, auf die auch bei zahlreichen Medienprojekten zurückgegriffen wird."

CeBIT-Präsentation

Neben der interakiven Europakarte kommt die this.play-Technologie mittlerweile auch zur Präsentation des interaktiven Musikprojekts PlaySom zum Einsatz. Dort kann mit Spielsteinen durch eine musikalische Landkarte navigiert und Sounds abgerufen werden.

Gemeinsam mit PlaySom stellten die this.play-Gründer ihre Lösung Anfang März auch bei der Computermesse CeBIT in Hannover vor.

Eigenfinanzierung und Förderung

Finanziert wird this.play bisher von den Gründern. Zum Start gab es auch Geld aus dem "Pioneer-Programm" der Wiener Kreativwirtschaftsförderstelle departure, das in die Entwicklung der technischen Lösung gesteckt wurde. "Damit sind wir jetzt zufrieden", sagt Andel.

Nun wollen sie potenzielle Kunden von ihrer Präsentationstechnologie überzeugen. Dabei haben sie Planer, die mit großen Kartendarstellungen arbeiten, ebenso im Auge wie Architekten, die ihre Modelle mit Projektionen medial erweitern wollen.

"Vielseitig anwendbar"

"Die Projektionsfläche muss keine ebene Fläche sein, wir können auf jede Oberfläche projizieren", erläutert Andel. Die Größe der Projektionen sei lediglich durch die Anzahl der Beamer beschränkt und individuell skalierbar.

Den Einsatz ihrer Präsentationstechnologie können sich Andel und Raijekoff auch in Museen - etwa um Kinder mit Inhalten interagieren zu lassen - und als Navigationssystem in öffentlichen Gebäuden vorstellen. "Die Technologie ist vielseitig anwendbar", so Andel: "Man muss die Möglichkeiten nur erkennen."

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(futurezone/Patrick Dax)