Amoklauf: PC der Mutter beschlagnahmt
Knapp eine Woche nach dem Amoklauf eines 17-Jährigen im deutschen Winnenden weiß die Polizei immer noch nicht, ob die zunächst dem Täter Tim K. zugeschriebene Internet-Ankündigung echt oder gefälscht ist. Zuletzt wurde der Computer der Mutter beschlagnahmt.
Um endlich zu klären, ob die Ankündigung im Internet echt oder gefälscht sei, nahm die Polizei auch mit dem in den USA angesiedelten Betreiber des Chatrooms Kontakt auf. "Wir warten immer noch auf ein Ermittlungsergebnis aus den USA", sagte ein Polizeisprecher am Dienstag in Waiblingen.
Die Polizei will mit den Informationen des Betreibers den Sachverhalt klären. Auf dem beschlagnahmten PC von K. wurden keine Belege für eine Ankündigung des Blutbads im Internet gefunden.
Kritik: Verzögerung unnötig
Kritik an der Vorgehensweise kam von einem Foren-Moderator von Krautchan.net. "Eine einfache Mail an uns hätte genügt. So wurden die Ermittlungen um fast zwei Tage verzögert", so ein Moderator mit dem Pseudonym Tsaryu. Die Fälschung, für die ein Düsseldorfer verantwortlich sein könnte, sei leicht nachzuvollziehen - auch für die Polizei, hieß es bereits am Sonntag.
PC der Mutter wird überprüft
Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) sagte am Dienstag in Stuttgart lediglich, dass "vieles dafür spricht", dass die Ankündigung in einem Chatroom im Internet gefälscht wurde. Dennoch werde auch der beschlagnahmte Computer der Mutter geprüft. Auch gebe es Hinweise, dass der 17-jährige K. Internet-Cafes aufgesucht habe.
Innenminister räumt "Panne" ein
Rech räumte ein, dass es bei der Weitergabe von Informationen über die Internet-Ankündigung eine "Panne" gegeben habe. Allerdings mache er der Polizei keinen Vorwurf: "Ich halte den Ermittlungsbeamten zugute, dass sie persönlich bis an die Grenze der eigenen Belastbarkeit gearbeitet haben." Er ergänzte: "Da passiert schon einmal so etwas." Über personelle Konsequenzen mache er sich derzeit keine Gedanken.
Beitrag laut Experten gefälscht
Der K. zugeschriebene Beitrag, in dem es heißt: "Ich meine es ernst Bernd - ich habe Waffen hier, und ich werde morgen früh an meine frühere Schule gehen und mal so richtig gepflegt grillen", ist laut Computerexperten und Krautchan.net eindeutig gefälscht.
BKA-Mitarbeiter Jansen hatte vor wenigen Tagen vorgeschlagen, eine bundesweite Internet-Clearing-Stelle einzurichten. Dort sollten Soziologen, Therapeuten, IT-Experten, Juristen und Polizisten rund um die Uhr sitzen, um Fälle umgehend bewerten zu können. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, hält so eine Stelle allerdings nicht für notwendig.
Blutbad mit 16 Toten
K. hatte am Mittwoch 15 Menschen erschossen, darunter neun Schüler und drei Lehrerinnen an seiner ehemaligen Schule. Zuletzt erschoss sich der Amokläufer selbst.
(dpa/futurezone)