D: Ministerin will Internet-Notruf

POLITIK
18.03.2009

Von der Leyen fordert Anlaufstellen im Netz

Als Konsequenz aus dem Amoklauf von Winnenden hat Familienministerin Ursula von der Leyen die Schaffung von Anlaufstellen im Internet angeregt, damit Jugendliche mutmaßliche Ankündigungen solcher Taten rasch melden könnten. Es gehe um so etwas wie den Notruf 110 für das Netz, sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch in einer aktuellen Stunde des Bundestags zu der Tat.

Keine Ankündigung im Internet

Viele Täter kündigten ihren Amoklauf in Chatrooms an oder ließen zumindest Warnsignale erkennen. Bisher gebe es jedoch keine Anlaufstelle, bei der gleichaltrige Chatpartner solche Vorboten eines Amoklaufs melden könnten. Von der Leyen räumte allerdings ein, dass der Schütze von Winnenden seine Tat entgegen ersten Erkenntnissen der Ermittler vermutlich doch nicht im Internet angekündigt hatte.

Bildungsministerin will Gewaltseiten sperren

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat als Konsequenz aus dem Amoklauf angeregt, Gewalt-Seiten im Internet zu sperren. "Nach einem solchen Massaker erwartet die Öffentlichkeit zu Recht, dass wir Maßnahmen zur Verbesserung des Schutzes und der Sicherheit ergreifen", sagte Schavan dem "Hamburger Abendblatt" (Donnerstag). "Deshalb muss man auch prüfen, wie Gewalt befördernde Elemente im Internet eingedämmt oder blockiert werden können." Schavan appellierte zudem an Eltern, nicht tatenlos zuzusehen, wenn sich ihre Kinder stundenlang am Computer mit sogenannten Killerspielen beschäftigen.

Begrenzung von privatem Waffenbesitz

Linkspartei und Grüne forderten eine striktere Begrenzung des privaten Waffenbesitzes. Die Zahl von bis zu 40 Millionen Schusswaffen im Privatbesitz in Deutschland müsse drastisch reduziert werden, verlangte Petra Pau von der Linkspartei. Es solle keine unzumutbaren Repressionen gegen Sportschützen und Jäger geben. Niemand könne aber erklären, warum jemand für sein häusliches Wohlbefinden 16 Schusswaffen und mehr horte. Zu Beginn der aktuellen Stunde gedachten die Abgeordneten der Opfer von Winnenden. Auch in Baden-Württemberg gab es am Vormittag eine Gedenkminute.

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(Reuters/dpa)