© Bild: Playfish, Playfish

Social Gaming mit Facebook und iPhone

SPIELE
26.03.2009

Gemeinsam mit Freunden in Sozialen Netzwerken wie Facebook und MySpace zu spielen ist ein Trend, der sich im Netz rasend schnell entwickelt hat. ORF.at hat mit den Marktführern der neuen Social Games über ihre Pläne und Entwicklungsphilosophien gesprochen.

"Mafia Wars", "Pet Society", "Bandenkrieg" und "YoVille" heißen die beliebtesten Spiele auf sozialen Plattformen, und die Marktführer sind nicht etwa von Sony und Nintendo, sondern Zynga und Playfish. Beide haben laut dem Facebook-Analyseunternehmen Adonomics mehr als vier Millionen aktive Spieler pro Tag - und die Anzahl der Gamer wächst rasch.

Michael Wagner, Leiter des Fachbereichs Applied Game Studies an der Donau-Universität Krems und selbst Fan der vernetzten Minispiele, sieht in der momentanen starken Verbreitung dieser spielerischen Aktivitäten in Sozialen Netzwerken eine natürliche Entwicklung. "Immer, wenn es neue Technologien gibt, beginnt die Gesellschaft damit zu spielen, das ist ein natürliches Phänomen. Spielen ist außerdem wieder zu dem geworden, was es einmal war - eine soziale Aktivität", sagte Wagner zu ORF.at.

Neuartige Spieleentwicklung

Etwa 25.000 Spieleanwendungen gibt es laut dem englischen Unternehmen Playfish alleine auf Facebook. Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die reine Programmierung eines Spiels, Flash- und PHP-Kenntnisse vorausgesetzt, relativ einfach ist. Doch diese Kenntnisse alleine reichen nicht. "Das Game-Design ist mit Sicherheit der schwierigste Teil. Wir versuchen, komplett neuartige Spiele zu entwickeln. Dabei geht es nicht um das Verhältnis des Spielers zum Bildschirm, sondern das Verhältnis zwischen den befreundeten Spielern eines Games über einen längeren Zeitraum. Wir wollen, dass das Spiel den Nutzern auch außerhalb des Systems, in der realen Welt, etwas bedeutet", sagte Playfish-CEO und -Mitgründer Kristian Segerstrale zu ORF.at.

Bei dessen erfolgreichstem Spiel "Pet Society" ist die Strategie des Unternehmens durchaus aufgegangen: Drei Millionen von insgesamt 13 Millionen Spielern füttern und pflegen ihr individuell gestaltetes Haustier täglich und besuchen damit auch regelmäßig die Häuser ihrer Freunde, um mit ihnen zu tuscheln, knutschen oder ihnen kleine Geschenke vorbeizubringen. "Wir haben das Spiel vor über einem Jahr gestartet und arbeiten noch immer täglich an Verbesserungen. Gerade erst haben wir zwei neue Shops gestartet", so Segerstrale.

Ständige Weiterentwicklung

Spiele für Soziale Netzwerke sind - im Gegensatz zu herkömmlichen Konsolenspielen - nach ihrem Start nicht einfach fertig, sondern werden ständig weiterentwickelt. "Unsere Produkte sind Live-Services", so Mark Pincus, Gründer und CEO des US-Unternehmens Zynga, zu ORF.at. "Hier geht es nicht ums Bauen und Veröffentlichen, sondern ums Bauen, Anbieten und Optimieren. Für uns zählt, wie viele aktive Spieler ein Jahr nach der Veröffentlichung das Spiel noch nutzen. Wir wollen Tiefe in diese soziale Erfahrung bringen."

Umstellung für Spieleentwickler

Auch für Spieledesigner, die vorher Konsolen- oder Handheld-Spiele gemacht haben, bedeutet das eine große Umstellung: "Das Spiel muss schnell fertig und danach sofort weiterentwickelt werden. So etwas erfordert schon eine mentale Umstellung", meinte Jurie Horneman, Creative Director und Mitbegründer der Spielefirma Mi'Pu'Mi aus Wien, die auf artverwandte "Casual Games" spezialisiert ist. Horneman sieht auch für kleinere Unternehmen, die sich in diesem Segment etablieren wollen, gute Zukunftschancen: "Das Schöne am Internet ist es, dass die Zutrittsbarrieren generell sinken."

Ein Wiener Start-up-Unternehmen hat sich dieser Aufgabe angenommen. Platogo (Play Together Online) arbeite an der Entwicklung eines Spieleportals, das zugleich ein Soziales Netzwerk ist und bei dem es einen auf Spiele bezogenen Activity-Stream geben wird, erzählte Christoph Atteneder, CCO des Start-ups, ORF.at. Das Portal wird den Spielern auch die Möglichkeiten bieten, Inhalte in den Spielen selbst zu erstellen. Die Plattform sei allerdings auch für andere Spieleentwickler offen. Die Betaversion werde Ende Juni online gehen, so Atteneder. Da auch die Einbindung von Facebook-Accounts möglich sein wird, wird Platogo in direkter Konkurrenz zu den Marktriesen stehen.

Das Businessmodell

Um sich in dem neuartigen Marktsegment erfolgreich behaupten zu können, braucht man freilich auch ein funktionierendes Geschäftsmodell. Da die Spiele selbst kostenlos verfügbar sind, muss die Einnahmequelle eine andere sein. Diese basiert bei den Marktführern derzeit einerseits auf Werbung, die während des Spielens angezeigt wird, anderseits auf der Möglichkeit, während des Spielens virtuelle Güter einzukaufen. Seien es bessere Waffen oder schönere Einrichtungsgegenstände für das Haus - die Spieler scheinen dieses Konzept anzunehmen. "Wir glauben, dass virtuelle Güter die größte Einnahmequelle-Möglichkeit für Spieleunnternehmen unserer Art sind", sagte Zynga-Gründer Pincus zu ORF.at.

IPhone als Spieleplattform

Während es beim Sozialen Netzwerk Facebook etwa noch keine einheitlichen Zahlungsmodalitäten für virtuelle Güter gibt, ist man beim iPhone schon etwas weiter, denn auch Apple will seine Mobilgeräte verstärkt als Games-Plattform auf dem Markt positionieren: Mit der iPhone-Software OS 3.0 und einer speziellen Anwendung, die für Sommer 2009 erwartet wird, können Game-Anbieter virtuelle Güter im Spiel anbieten. 70 Prozent der Einnahmen, die über den iTunes Store laufen, bekommen die Entwickler.

Damit setzte Apple ein Zeichen, denn erst seit Mitte März lassen sich via "Facebook Connect" einige Social Games, die auf das Freundesnetzwerk der sozialen Plattform zugreifen, von den Marktführern Playfish und Zynga auch auf dem iPhone spielen. "Für uns hat das iPhone die Komponenten, die für eine Plattform wie uns notwendig sind. Android, Windows Mobile und BlackBerry haben zwar Potenzial, sind aber noch nicht so weit", meinte Pincus.

Wie weit geht die Konvergenz?

Konkurrent Playfish gibt sich im Bezug auf die Öffnung gegenüber anderen Plattformen wesentlich optimistischer. "Wir sind sehr an allen Geräten interessiert, die es uns erlauben, unser Konzept zu verwirklichen, mit seinen Freunden aus dem echten Leben spielen zu können. Wir glauben, dass der Zugang zu sozialen Plattformen selbstverständlich sein wird", so Playfish-Chef Segerstrale. "Selbst die herkömmlichen Spielekonsolen werden stärker serviceorientiert, da ist alles möglich", meint Segerstrale und wagt damit einen Blick in die Zukunft. Spieleexperte Horneman sieht das ähnlich: "Microsoft und Sony kämpfen seit Jahren um die Wohnzimmer der Leute. Wenn eine Facebook-Integration da sinnvoll ist und auch die Leute dazu bringt, die Hardware zu kaufen, dann werden sie es sicherlich versuchen."

(futurezone/Barbara Wimmer)