BKA verteidigt Sperren von Kinderporno-Sites
Bundeskriminalamt will tagesaktuelle Listen liefern
Die Sperrung von Kinderporno-Websites ist nach Einschätzung des deutschen Bundeskriminalamts (BKA) ein wirksames Mittel gegen Pädophile. "Nach unseren Erkenntnissen sind vier von fünf Menschen, die im Internet auf Kinderpornos zugreifen, Gelegenheitskonsumenten. Die lassen sich durch ein Stoppschild abschrecken und geben ihr Vorhaben auf", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag-Ausgabe). Das zeigten die Erfahrungen in den Ländern, in denen entsprechende Sites bereits blockiert werden.
"Daneben gibt es einen harten Kern versierter Nutzer, gegen den sich mit Sperren nichts ausrichten lässt. Diesen 15 bis 20 Prozent der Pädophilen ist nur mit gezielten Ermittlungen beizukommen."
Bis zu 5.000 Sites blockiert
Nach den Plänen der deutschen Regierung soll das BKA den Internet-Anbietern tagesaktuelle Sperrlisten liefern. Ziercke geht davon aus, "dass in jedem Fall 1.000, möglicherweise auch bis zu 5.000 Seiten mit kinderpornografischen Inhalten geblockt werden müssen". Das unterliege je nach Angebot gewissen Schwankungen. "Es geht um Hunderttausende Zugriffe, die jeden Tag verhindert und auf Stoppseiten umgeleitet werden sollen", sagte Ziercke.
Nach seinen Angaben kommen nicht nur die Konsumenten von Kinderpornografie, sondern auch die Täter zunehmend aus Deutschland. "Wenn wir Jahr für Jahr rund 13.000 Fälle von Kindesmissbrauch registrieren müssen, wird das erschreckende Ausmaß des Problems sehr deutlich." Besonders alarmierend sei die "deutliche Zunahme der Zahl missbrauchter Kleinstkinder". Nach Studien seien inzwischen 40 Prozent der Opfer jünger als sechs Jahre.
Schweden: Sperren sind nicht wirksam
Ein Vertreter der schwedischen Polizei meldete hingegen Bedenken an. "Unsere Sperrmaßnahmen tragen leider nicht dazu bei, die Produktion von Webpornografie zu vermindern", sagte der schwedische Chefermittler Björn Sellström dem Nachrichtenmagazin "Focus". Die Zahl der gestoppten Seiten habe sich erhöht und die Nutzer könnten die Stopp-Seiten problemlos umgehen.
(dpa)