Deutsche Bahn löschte Streik-E-Mails
Neue Erkenntnisse in Datenschutzaffäre
Mit dem Ausspähen von Mitarbeiter-E-Mails hat die Deutsche Bahn (DB) einem "Spiegel"-Bericht zufolge auch in den Lokführerstreik vor anderthalb Jahren eingegriffen.
Der Konzern habe zwei "Streikinformationsschriften" der Lokführergewerkschaft (GDL) an die Lokführer nicht nur gelesen, sie seien auf Anweisung des Initiativkreises Arbeitskampf auch gelöscht worden und hätten ihre Adressaten nie erreicht, so der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe unter Berufung auf den Zwischenbericht der Sonderermittler.
Dem Bericht zufolge wunderten sich die Funktionäre der GDL zwar, dass ihre E-Mails nie ankamen. Richtig stutzig geworden seien sie jedoch erst Monate später nach dem Erscheinen der ersten Berichte über die DB-Spitzelaffäre. Laut "Spiegel" wurden bei dem Konzern täglich 145.000 E-Mails gefiltert.
Massenmails ließen Server zusammenbrechen
Der Korruptionsbeauftragte der DB, Wolfgang Schaupensteiner, bestritt gegenüber dem "Spiegel", Funktionsträger der GDL ausgeforscht zu haben.
Die DB bestätigte am Samstag die Löschung von E-Mails: "Die Benutzung des Hauspostsystems durch die GDL für Streikaufrufe war rechtswidrig", erklärte ein DB-Sprecher zur Begründung. Durch die Massenmails habe es Probleme beim hausinternen Mailserver gegeben. Daraufhin sei entschieden worden, die E-Mails zu löschen.
Der DB-Sprecher wollte keine Angaben dazu machen, wer diese Entscheidung getroffen hat. Er betonte, nicht die Kontrolle der E-Mails, sondern die technischen Probleme seien der Anlass für das Löschen gewesen. Wegen der massenhaft verschickten E-Mails der GDL sei der Mail-Server zusammengebrochen.
Weiterleitung wurde unterbrochen
Daraufhin hätten Techniker nach der Ursache gesucht und herausgefunden, dass vermutlich das gleichzeitige Versenden der GDL-Massenmail und einer offiziellen Bahn-Massenmail den Zusammenbruch verursacht habe. Daraufhin sei entschieden worden, nach dem Neustart des Servers die bis dahin noch nicht weitergeleiteten E-Mails aus der GDL-Massensendung nicht weiter zu verschicken.
Allerdings konnte er zunächst nur zum Versenden einer GDL-Streikinformation Angaben machen. Der "Spiegel" hatte von zwei Streikinformationen berichtet, die von der Bahn gelöscht worden seien.
(dpa/AFP)