Der Krieg live im Wohnzimmer
Nicht nur die Kriegsführung, sondern auch die Berichterstattung über den anstehenden Irak-Krieg wird mit Hilfe neuester technischer Errungenschaften zur fortschrittlichsten der Fernsehgeschichte.
Über 1.000 Journalisten und Fotografen haben mittlerweile im ganzen Nahen Osten Stellung bezogen. Die Hotelzimmer in Kuwait gleichen modernen Newsrooms.
Unterwegs in umgebauten Geländewagen mit Satellitenschüsseln und ausgerüstet mit Laptops, Videoschnittsoftware und Kommunikationsausrüstung im Miniformat soll das Kriegsgeschehen immer und überall dokumentiert werden können.
Satelliten-Videotelefone aus Österreich
Die US-Miliärs setzen im kommenden Irak-Krieg auf eine neue
Kommunikations- bzw. Propagandatechnik. In Österreich gefertigte
Satelliten-Videotelefone sollen eine Art "Schlachtfeld-TV"
ermöglichen, mit dem die Militärs viel flexibler als bisher auf
aktuelle Ereignisse reagieren wollen.

Macs und PCs ziehen in den Krieg
Die Videos werden mit den neuesten leichtgewichtigen DV- [Digital Video] und Mini-DV-Geräten mit extragroßen Zoomweiten und Nachtsichtfähigkeit gedreht.
Auf den Notebooks werden die Filmchen dann sofort geschnitten und über eine Satellitenverbindung zum Nachrichtensender geschickt.
NBC-Korrespondent Kerry Sanders schneidet seine Beiträge etwa auf seinem Apple G4 mit "Final Cut Pro"-Software. Anschließend wird das File mit "Discreet Cleaner 6" komprimiert und versandt.
CBS setzt bei der Berichterstattung auf Windows-Notebooks, die alle mit den gleichen Programmen bespielt wurden: dem Videoschnittprogramm "Avid" für die in Hotelzimmern stationierten Redakteure, "Adobe Premiere" und dem benutzerfreundlichen kleinen "Movie Maker 2" für Journalisten mitten im Geschehen.
Doch gleich dem US-Militär will man auch bei den Nachrichtensendern nicht all seine Technologien der Öffentlichkeit offenbaren. Fox und CNN verweigern jegliche Auskunft über ihre bereitgestellten High-Tech-Geräte und oft selbst entwickelten Gadgets.
"Klein und leicht"
"Alles dreht sich nur um das Gewicht", erklärt CBS-Korrespondent Byron Pitts, der mit einer Marineeinheit unterwegs sein wird.
"Unsere Westen wiegen schon allein um die 4,55 Kilogramm, die Helme circa 2,25 Kilogramm. Außerdem müssen wir so viel Wasser mitnehmen, wie wir tragen können. Das sind einmal die Notwendigkeiten zum Überleben. Unsere Ausrüstung muss dementsprechend klein und leicht sein."

Helmkameras für Kampfpiloten
Pitts und sein Kollege haben es trotzdem geschafft, insgesamt fünf Kameras in ihre Taschen zu quetschen: eine Betacam, eine DV-Kamera und ein Mini-DV-Gerät als Back-up.
Außerdem noch zwei so genannte "Lipstick"-Kameras, die an den Helmen des Piloten und des Scharfschützen an Bord eines Cobra-Helikopters befestigt werden sollen.
"Man schaltet die Helmkameras einfach ein und sie nehmen dann für eine Stunde auf. Sie sind so klein, dass die Träger sie gar nicht bemerken werden, aber uns eröffnen sie eine völlig neue Perspektive", so Pitts.
Die Satellitentelefone der Journalisten arbeiten in drei verschiedenen Systemen, etwa wenn das Militär eine Leitung nur für sich beanspruchen oder eine andere absichtlich stören sollte.
Doch schon jetzt kommt es immer wieder zu Überlastungen des Satellitenverkehrs. Oft dauert es bis zu zwei Stunden, eine schnelle Verbindung zu bekommen.
Aufklappbares Satelliten-Terminal
Systeme wie das IPT Suitcase [Internet Protocol Terminal] von SWE-DISH, ein aufklappbares Satellitenterminal mit einem Gewicht von knapp 30 Kilogramm und der Größe eines Flug-Handgepäcks, werden von den Fernsehstationen zur Kommunikation benutzt.
Über eine integrierte Kamera und Mikrofon ist in Minutenschnelle eine Live-Berichterstattung möglich, Texte und Bilder können via Internet-Verbindung an eine Nachrichtenzentrale versandt werden.

100 Millionen USD für Kriegsbilder
Nicht nur die Fernsehstationen nutzen die Satelliten-Terminals von SWE-DISH, die zwischen 200.000 und 1,4 Millionen USD kosten. Auch das US-Militär sendet über die Stationen des schwedischen Herstellers Live-Satellitenbilder aus der Kriegsregion zur US-Kommandazentrale in Katar.
Man schätzt, dass die US-Stationen ABC, CBS, CNN, Fox und NBC insgesamt etwa 100 Millionen USD in ihre High-Tech-Ausrüstung zur Kriegsberichterstattung investiert haben.
Doch wie umfassend und realistisch die Bilder wirklich sein werden, welche die Zuseher weltweit auf ihren TV-Geräten präsentiert bekommen, hängt wohl nicht zuletzt auch vom Willen des US-Militärs ab.