© Bild: ORF.at/Carina Kainz, Ein Musikvideo wird von Youtube geladen.

Die Mechanik hinter der YouTube-Sperre

VIDEOS
01.04.2009

In Deutschland sind seit gestern alle offiziellen Musikvideoclips gesperrt, weil der bestehende Vertrag mit der Verwertungsgesellschaft GEMA ausgelaufen ist. Österreich ist von dieser Sperre bisher nicht betroffen. Die österreichische Verwertungsgesellschaft AKM rüstet sich allerdings bereits für Verhandlungen.

Das zum Internet-Riesen Google gehörende Videoportal YouTube hat am Dienstag in Deutschland alle offiziellen Musikvideoclips gesperrt. Für die deutschen Nutzer von YouTube kommt daher anstelle des neues Coldplay-Videos der Satz: "Dieses Video ist für dein Land nicht mehr verfügbar." Auch das erneute Hochladen eines offiziellen Musikvideoclips werde von der Content-ID-Software sofort erkannt und geblockt, sagte Google-Sprecher Kay Oberbeck zu ORF.at.

"Vertrag hat 1,5 Jahre lang gut funktioniert"

Grund für das Blockademanöver ist das Auslaufen eines Pauschalvertrags mit der deutschen Musikverwertungsgesellschaft GEMA. "Der Vertrag hat 1,5 Jahre lang gut funktioniert, und zwar für beide Seiten. Auch die GEMA war damit zufrieden", erklärte Oberbeck.

Die neuen GEMA-Forderungen von zwölf Cent pro Stream seien für YouTube "inakzeptabel". "Stellen Sie sich vor, Sie müssten für eine normale CD auf einmal 500 Euro zahlen", so Oberbeck. "So eine Dimension hat es bisher noch nie gegeben."

In Großbritannien kam es Anfang März zu einem ähnlichen Prozedere: Die Verwertungsgesellschaft PRS forderte nach Auslaufen des alten Vertrags eine Zahlung von 0,2 Euro-Cent pro Stream. "Selbst das ist für uns nicht finanzierbar", meinte Oberbeck. Auch in Großbritannien wurden daher Tausende Musikvideos gesperrt.

Österreich -vorerst- nicht betroffen

Wer in Österreich zu Hause ist und auf die deutsche oder englische Version des Videoportals geht, kann sich nach wie vor alle offiziellen Musikvideos ansehen, da die Nutzer laut Oberbeck anhand ihrer IP-Adresse den Ländern zugeordnet werden.

Kampfansage der AKM an YouTube

Google Inc. ist zwar der offizielle Besitzer der Domain Youtube.at, doch die Website ist bisher nicht mit Inhalten bespielt. Da die Videoplattform YouTube kein eigenes länderspezifisches Angebot für Österreich hat, kann ein ähnliches Szenario wie in Deutschland und Großbritannien hierzulande - vorerst - nicht passieren.

Die österreichische Verwertungsgesellschaft AKM, die heimische Autoren, Komponisten und Musikverleger vertritt, hat mit dem Videoportal noch keine eigenen Verträge abgeschlossen. Die AKM sieht sich jedoch dazu veranlasst, das Repertoire ihrer Mitglieder künftig wahrzunehmen. "Die AKM wird ihre Rechte gegenüber der Plattform geltend machen", so Ingrid Waldingbrett von der AKM.

Österreichische Künstler werden in Deutschland auf Basis von Gegenseitigkeitsverträgen zwischen GEMA und AKM durch die GEMA vertreten.

Hoffen auf "fruchtvolle" Gespräche

Ob sich die GEMA und YouTube noch einigen werden, bleibt abzuwarten. "Wir hoffen nach wie vor, dass wir zu einem tragfähigen Vertrag kommen", meinte Oberbeck. Mit der britischen PRS seien jedenfalls positive und "fruchtvolle" Gespräche am Laufen. "Wir wollen Musik auf YouTube weiter anbieten, aber wir haben auch viele andere Sparten wie Humor, Filme, Tutorials. Pro Minute werden 15 Stunden an neuem Videomaterial hochgeladen", so der Google-Sprecher.

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(futurezone/Barbara Wimmer)