D: Lidl führte Krankenakten über Mitarbeiter
Geheime Aufzeichnungen in Mülltonne gefunden
Der Lebensmitteldiskonter Lidl steht erneut wegen fragwürdiger Registrierung von Mitarbeiterdaten in der Kritik. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" hat das Unternehmen Beschäftigte in Deutschland aufgefordert, den Grund ihrer Erkrankung anzugeben, und diesen in firmeninternen Unterlagen festgehalten.
Der deutsche Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar sehe das "äußerst kritisch", heißt es im Vorausbericht des Magazins. "Der Grund der Krankheit geht den Arbeitgeber grundsätzlich nichts an." Schaar hat eine Prüfung des Falls durch die zuständigen Aufsichtsbehörden angeregt. "Dass man dabei zu dem Ergebnis kommt, das ist unzulässig, halte ich für ziemlich wahrscheinlich", sagte er.
Akten in Mülltonne gefunden
Die Praxis bei Lidl kam laut "Spiegel" heraus, nachdem mehrere hundert Seiten firmeninterner Unterlagen zufällig in einer Mülltonne in Bochum entdeckt worden waren. "Offenbar bundesweit setzte das Unternehmen Formulare ein, in denen der 'Grund der Krankheit' von Mitarbeitern eingetragen werden sollte", berichtet das Nachrichtenmagazin.
Der Deutschland-Chef von Lidl, Frank-Michael Mros, bestreitet die Existenz der Krankenformulare laut dem Bericht nicht. Er versichere aber, dass sie seit Mitte Jänner 2009 nicht mehr verwendet würden. Laut Mros unternimmt Lidl "alles Erdenkliche, damit dem Datenschutz in unseren Gesellschaften und Filialen Rechnung getragen wird".
"Will schwanger (werden)"
Alle Einträge stammen laut "Spiegel" aus der Zeit weit nach der Entdeckung der Spitzelmethoden. Lidl hatte im März 2008 eingeräumt, in 219 Filialen Detektive eingesetzt zu haben.
In den Krankenunterlagen steht laut dem Bericht über eine Mitarbeiterin, die im Juni vergangenen Jahres krankgeschrieben war: "Will schwanger (werden). Befruchtung nicht funktioniert." Im Fall einer Filialleiterin seien "private Probleme" notiert worden.
(APA/AP)