Nutzer-Revolte auf YouTube

14.11.2006

Während Medien- und Musikkonzerne von der Online-Videoplattform YouTube mit Millionenangeboten für Videorechte hofiert werden, gehen die Nutzer leer aus. Bei populären Amateurvideoproduzenten regt sich deshalb Unmut.

Die YouTube-Gründer Ched Hurley und Steven Chen, die Anfang Oktober die Online-Videoplattform für 1,65 Milliarden Dollar an das Internet-Unternehmen Google verkauft haben, lassen bei öffentlichen Auftritten keine Gelegenheit aus, um auf die Bedeutung der Community für den Erfolg ihres Videoangebotes hinzuweisen.

Kürzlich wurde der Beitrag der User in einem 96 Sekunden langen Interview mit den Neo-Milliardären sogar fünf Mal gewürdigt.

Nutzer fühlen sich düpiert

Nutzer, die selbst produzierte Videos auf YouTube veröffentlichen, fühlen sich dennoch düpiert. Denn während Musik- und Medienkonzerne wie Universal Music, Sony BMG, NBC und CBS Millionen für ihre Videorechte geboten werden, fielen für die Nutzer bisher nur wohlmeinende Wortspenden ab.

Stimmung gegen "Ausverkauf"

Populäre Mitglieder der YouTube-Community machen nun gegen den Ausverkauf Stimmung. Das Fass zum Überlaufen brachte der geplante Verkauf von nutzergenerierten Videos an den US-Mobilfunkanbieter Verizon.

Verizon will YouTube-Videos auf Handys und Fernseher bringen.

"Verrat"

Für YouTube scheine es nur noch um Geld zu gehen, sagte Ben Going aka "Boh3M3" der "New York Post". Er fühle sich von den Betreibern der Plattform schlicht "verraten".

"Keine Chance mehr"

Auch Paul Robinett, der unter dem Nickname "Renetto" Hunderte Kurzvideos gepostet hat, macht gegenüber der Zeitung seinem Unmut Luft. YouTube scheine mit allen Videoanbietern Verträge abzuschließen, "nur nicht mit uns", so der 39-jährige YouTube-Nutzer aus Ohio, dessen Videosammlung von rund 15.000 Leuten abonniert wurde.

Daneben befürchtet Robinett, dass professionell produzierte Inhalte auf der Plattform Überhand nehmen könnten: "Einfache Leute haben auf YouTube fast keine Chance mehr."

"Ein paar Tausender"

Die Schauspielerin Jessica Rose, die als "lonleygirl15" auf YouTube Kultstatus erreichte, hätte nichts dagegen, von YouTube auch Geld zu bekommen, sagte sie der Zeitung.

"Ein paar Tausender", meinte der Nachwuchsstar, würden den nun milliardenschweren YouTube-Gründern vermutlich nicht einmal auffallen.

"Der Spaß geht verloren"

Der New Yorker Medienexperte Mitch Oscar vergleicht die Situation von YouTube gegenüber der Zeitung mit jener von Revolutionären, die an die Macht kommen und schließlich von professionellen Politikern verdrängt werden.

Mit der zunehmenden Professionalisierung des Angebots gehe auch der Spaß verloren, sagte Oscar.

(futurezone | New York Post)