Irak-Krieg politisiert Cracker
Im Zuge des US-Angriffs auf den Irak geraten angeblich zunehmend nordamerikanische Unternehmen ins Visier von Crackern und "Cyber-Protestlern".
Im März 2003 konzentrieren sich die Attacken auf Ziele in den Vereinigten Staaten und Kanada, meldet zumindest das Londoner Sicherheitsunternehmen mi2g. Demnach richten sich in diesem Monat fast zwei Drittel der weltweit gezählten digitalen Angriffe auf Ziele in diesen beiden Staaten.
"Lediglich" 21 Prozent der Attacken gelten dagegen Zielen in Europa. Vor einem Jahr war laut mi2g das Verhältnis zwischen Nordamerika und Europa mit einem Anteil von je rund 30 Prozent ausgeglichen.
Den weltweiten Schaden digitaler Attacken schätzt mi2g allein für März 2003 auf 1,75 bis 2,14 Milliarden USD [2,02 Milliarden Euro]. Für das gesamte Jahr 2003 rechnen die Briten mit wirtschaftlichen Schäden zwischen 16 und 20 Milliarden USD.
mi2gPolitisierte Cracker
Viele der Angreifer hinterlassen mi2g zufolge Proteste gegen einen Krieg im Irak. Auch zuvor unpolitische Eindringlinge meldeten sich bei ihren Attacken verstärkt mit Anti-Kriegs-Parolen zu Wort.
Die kriegsunwilligen Hacker stammen nach mi2g-Angaben vor allem aus Brasilien, Frankreich, Indonesien, Mexiko und Marokko.
Im Vergleich zum Kosovo-Krieg 1999 richteten sich die jetzigen Proteste weniger auf Systeme der Regierungen und Militärs, vielmehr auf die der Wirtschaft.
"Die Attacken auf Ziele in den USA sind zahlreich, aber derzeit nicht auf einem ungewöhnlich hohen Niveau", meint dagegen Olaf Lindner von Symantec. Etwas mehr als die Hälfte aller Angriffe habe Zielen in den USA gegolten.
Virus ködert mit "Spionagebildern"Pro-USA-Cracks unerwünscht
Die US-Regierung hat erst vor rund einem Monat eindringlich vor "patiotischen Hacks" im Zusammenhang mit dem kommenden Irak-Krieg gewarnt.
Das "National Infrastructure Protection Center" [NIPC] des FBI wies dabei darauf hin, dass sich auch "gut gemeinte" Aktionen ins Gegenteil verkehren könnten, weil der nicht genauer definierte Gegner dadurch auf Angriffstools aufmerksam gemacht werden könnte.
Außerdem bestehe die Gefahr, dass Tools im Umlauf seien, die vorgeblich den "Gegner" angreifen, sich in Wirklichkeit aber "gegen die eigenen Interessen" richten.
Die Warnung macht einmal mehr deutlich, dass auch die US-Militärs den Möglichkeiten der neuen "Cyber-Waffen", die auf die Störung von Dateninfrastrukturen abzielen, höchst misstrauisch gegenüberstehen, da sie sich bisher nicht in das Regelwerk der militärischen Vorgehensweisen einordnen lassen.
Echte Patrioten hacken nicht