Bwin: Mehr Wetten, schlechtes Quartal
Der österreichische Online-Gambling-Anbieter bwin präsentiert für das dritte Quartal einen Nettoverlust von gut 50 Millionen Euro. Das Unternehmen konnte seine Kundenbasis aber deutlich verbreitern und die Bruttowetterträge steigern. Jetzt wird gespart.
Die Analysten heimischer Großbanken hatten bei der bwin Interactive Entertainment AG mit einem spürbaren Rückgang bei Ergebnis und Nettogewinn gerechnet. CA IB, Erste Bank und RCB hatten diese Woche einen Nettoverlust von durchschnittlich 38,6 Mio. Euro vorhergesagt.
Das tatsächliche Quartalsergebnis fiel aber mit einem Ergebnis nach Steuern von fast 50 Mio. Euro noch schlechter aus als erwartet.
Wetterträge stiegen deutlich
Enttäuschend entwickelte sich in den ersten drei Quartalen 2006 auch das Ergebnis nach Zinsen, Steuern und Abschreibungen [EBITDA], das mit minus 9,4 Mio. Euro fast drei Mal schlechter war als der erwartete Verlust von 3,3 Mio. Euro.
Lediglich der prognostizierter deutliche Anstieg der Bruttowetterträge [Gross Win] von 96,3 Mio. auf 289 Mio. Euro deckte sich mit den am Donnerstag präsentierten Zahlen [288,7 Mio. Euro].
Als Reaktion auf die regulativen Entwicklungen in den USA und wegen des Widerstands seitens der Monopole in einigen europäischen Ländern änderte das Unternehmen seit Beginn des vierten Quartals 2006 seine strategische Ausrichtung.
Sparprogramm statt Wachstums
Die aggressive Wachstumsstrategie wird laut bwin bereits ein Jahr früher als geplant geändert: So sollen bereits etablierte Märkte weiter ausgebaut werden. Dabei konzentriert sich das Unternehmen auf die Kernprodukte Sportwetten und Poker.
Begleitend wurde ein Programm zur Erhöhung der Effizienz verabschiedet, das alle Unternehmensbereiche umfasst. Die daraus resultierenden Einsparungen sollen sich ab dem ersten Quartal 2007 ergebniswirksam niederschlagen.
Ongame wird gleich wieder abgeschrieben
In Zusammenhang mit der Einstellung des Echtgeld-Glücksspielangebots für US-Kunden beziffert bwin die Restrukturierungskosten mit etwa 5,5 Mio. Euro. Bwin geht für das laufende Geschäftsjahr von Brutto-Gaming-Erträgen in Höhe von rund 375 Mio. Euro [inklusive Erträgen aus dem Ongame- Pokernetzwerk] bei einem ausgeglichenen EBITDA vor Restrukturierungskosten aus.
Die im Frühjahr erworbene schwedische Ongame, die mittlerweile bwin Games heißt, muss bwin etwa gleich wieder abschreiben. Der Nettobuchwert beläuft sich laut Anbieter auf 534 Mio. Euro.
Bwin Games hatte um 512,7 Mio. Euro den Eigentümer gewechselt - 230,7 Mio. Euro kamen aus einer öffentlichen Kapitalerhöhung. Zusätzlich wurden von bwin 3.146,000 Mio. Aktien im Gesamtwert von 205 Mio. Euro an die Verkäufer ausgegeben. Die restlichen 77 Mio. Euro des Kaufpreises sind noch zu bezahlen, sofern bwin Games eine bestimmte Performance erreicht, die vertraglich festgelegt ist.
Kundenbasis deutlich verbreitert
Bwin steigerte die Brutto-Gaming-Erträge in den ersten neun Monaten 2006 auf 288,7 Mio. Euro. Von diesen Erträgen sei der Bruttorohertrag aus dem Sportwettgeschäft gegenüber der Vorjahresperiode von 65,2 auf 125,2 Mio. Euro gestiegen.
Der aus dem Casino-, Poker- und Games-Bereich erwirtschaftete Bruttorohertrag habe sich auf jeweils 60,9 Mio. Euro [22,2 Mio. Euro], 92,6 Mio. Euro [5,9 Mio. Euro] und zehn Mio. Euro [3,1 Mio. Euro] belaufen. Der Anteil der US-Kunden an den Brutto-Gaming-Erträgen betrug 22,5 Prozent [65 Mio. Euro].
In den ersten neun Monaten 2006 waren insgesamt mehr als 1,8 Millionen Kunden aktiv [erste neun Monate 2005: 524.000; plus 250,7 Prozent]. Davon waren 1,1 Millionen Kunden erstmals aktiv.
Werbung und Ongame drücken aufs Ergebnis
Die negative Entwicklung des EBITDA begründet bwin mit einer "deutlichen Ausweitung der Marketinginvestitionen rund um die Fußball-WM sowie verstärktem Engagement im Bereich Sportsponsoring, das vor allem auf die Steigerung des Bekanntheitsgrades der Marke bwin abzielt".
Das drastisch verschlechterte Konzernergebnis nach Steuern und Ergebnisanteilen von minus 49,8 Mio. Euro [Vorjahresperiode: plus 1,4 Mio. Euro] hätten akquisitionsbedingte, nicht zahlungswirksame Abschreibungen der aktivierten Kundenbasis bzw. Software im Zuge der Ongame-Transaktion mit 27,3 Mio. Euro belastet.
Weniger Werbeausgaben
Im Zuge des Sparkurses wird das heurige Marketing-Budget für 2007 laut bwin halbiert. Immerhin hat bwin die Marketing-Aufwendungen in den ersten drei Quartalen 2006 gegenüber der Vorjahresperiode von 48,6 Mio. Euro auf 153 Mio. Euro mehr als verdreifacht.
(APA | futurezone)