Wie Bomben "schlau" werden sollen
In der Berichterstattung über den Irak-Krieg ist dieser Tage immer wieder von "Smart Bombs" die Rede, mit denen das US-Militär einen "sauberen" Krieg führen will.
Mit dem Begriff beginnt allerdings schon die Militärpropaganda, weil "smart" natürlich mit etwas Positivem assoziiert wird. Dabei behalten die "dummen" Bomben selbstredend auch durch die technische Aufrüstung ihre schreckliche Zerstörungskraft.
Die neue Generation der "Smart Bombs" wurde unter anderem von Boeing in direkter Reaktion auf den letzten Golfkrieg entwickelt und wird als "Joint Direct Attack Munition" [JDAM] bezeichnet.
JDAMs sind prinzipiell ein Zusatzset, das konventionellen Bomben umgeschnallt wird. Durch die Verwendung herkömmlicher Bomben sind die JDAMs für militärische Verhältnisse extrem preisgünstig.
Während ein Marschflugkörper wie die Tomahawk mit rund einer Mio. USD zu Buche schlägt, kostet die Aufrüstung einer Bombe mittels JDMA nur rund 18.000 USD. Daher ist auch davon auszugehen, dass mit dieser Technik der Großteil der Bombardierungen im Irak stattfindet.
Der Krieg gegen den Irak soll nach den Vorstellungen der US-Militärs der erste "digital" bzw. "vernetzt" geführte Krieg sein.
Der vernetzte KriegJDAMs
Nach dem letzten Golfkrieg sollte die US-Rüstungsindustrie eine kostengünstige und allwettertaugliche Variante der damals eingesetzten, durchgehend lasergesteuerten "Smart Bombs" entwickeln.
Das Ergebnis sind die JDAMs. Wie schon ihre Vorgänger bestehen sie aus "dummen", konventionellen Bomben, denen eine Steuereinheit [Intertial Navigation System, INS] und ein Lenkschwanz umgeschnallt werden.
Die JDAMs verfügen sowohl über ein Trägheits-Lenksystem als auch einen GPS-Empfänger, was sie prinzipiell auch bei GPS-Störungen einsatzfähig machen soll. Der Bomber, der sie abwirft, gibt ihnen zunächst ihre Richtung, wobei der Abwurf in Zielrichtung zwischen acht und 25 Kilometer vom Ziel entfernt erfolgen kann [in Abhängigkeit von der Flughöhe und -geschwindigkeit].
Laut Hersteller Boeing treffen die JDAMs mit einer Abweichung von maximal drei Metern ihr Ziel. Die Zielkoordinaten werden entweder vor dem Start des Bombers eingegeben oder per Funk während des Zielanfluges. Einmal ausgeklinkt, lassen sich die Koordinaten nicht mehr verändern, JDAMs werden von den Militärs daher auch in die Waffenkategorie "fire and forget" eingeordnet.
Neben Boeing stellen auch Lockheed Martin und McDonnell Douglas JDAMs her. Momentan stehen sie in mehreren Gewichtsklassen zwischen 113 und 908 Kilogramm zur Verfügung.
JDAMWarum JDAMs daneben treffen
Trotz der extremen Zielgenauigkeit, welche die JDAMs laut den Herstellern eigentlich erlauben, treffen auch diese Bomben immer wieder mit verheerenden Auswirkungen die falschen Ziele - falls man in diesem Zusammenhang überhaupt von "richtigen" Zielen sprechen kann.
Das hat eine ganze Reihe von Ursachen: Zunächst bedeutet auch eine technische Fehlerrate von wenigen Promille bei mehreren tausend abgeworfenen Bomben ein Dutzend fehlgeleitete. Hier machen natürlich weder die Industrie noch die Militärs Angaben, aber in den einschlägigen Publikationen wird sogar von Fehlerraten von einigen Prozent berichtet.
Eine noch größere Fehlerrate dürfte allerdings noch durch menschliches Versagen zu Stande kommen.
Das kann entweder fehlerhafte Aufklärung bedeuten, wie beim berühmt gewordenen Bombardement der chinesischen Botschaft in Belgrad, oder aber den Bombermannschaften unterlaufen schlicht Fehler beim Programmieren der Ziele.
In der Summe ergeben sich offensichtlich zahlreiche fehlgeleitete JDAMs, deren grausame Auswirkungen derzeit fast täglich zu beobachten sind.
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