Siemens-Finanzaffäre weitet sich aus

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18.11.2006

Die Finanzaffäre bei der Siemens-Festnetzsparte Com soll laut Medienberichten größer sein als bisher angenommen und tief nach Österreich reichen.

Laut einem Bericht der "Kronen Zeitung" [Samstag-Ausgabe] ist Mitte der Woche ein früherer deutscher Siemens-Manager in Oberösterreich verhaftet worden.

"Focus" berichtet zudem, dass österreichische Ermittler insgesamt 60 Mio. Euro auf heimischen Konten eingefroren hätten.

Keine Firmenkonten eingefroren?

Bei den eingefrorenen Konten in Österreich dürfte es sich allerdings um Privatkonten handeln. Siemens-Österreich-Sprecher Harald Stockbauer erklärte am Samstag, dass Konten des Unternehmens nicht betroffen seien. Es habe nach wie vor "keinerlei Kontakt der Behörden mit Siemens Österreich" gegeben, versicherte er.

Gelder in dreistelliger Millionenhöhe

Die Ermittlungsbehörden in München gehen mittlerweile davon aus, dass es in der Affäre weltweit um Bestechungsgelder in dreistelliger Millionenhöhe gehen könnte, nachdem auch bei der Siemens-Landesgesellschaft in Griechenland 40 Mio. Euro sichergestellt worden sein sollen.

Vermutet wird, dass das Geld für die Zahlung von Schmiergeldern für Auslandsaufträge der Festnetzsparte Com eingesetzt wurde. Diese wird ab 1. Jänner in einem Joint Venture mit Nokia zusammengelegt.

Bisher waren die Ermittler insgesamt von einer möglichen Schmiergeldsumme in Höhe von 20 bis 30 Mio. Euro ausgegangen.

Verdächtiger in Wels in Haft

Laut "Kronen Zeitung" hätte der am Mittwoch im oberösterreichischen Zell am Moos im Bezirk Vöcklabruck verhaftete deutsche Staatsbürger ein Gelddepot verwalten sollen, um geheime Bankkonten für verbotene Schmiergelder aufzufüllen. Tatsächlich soll er die Gelder jedoch veruntreut haben.

Die Ermittler hätten sein Haus durchsucht und Beweismaterial beschlagnahmt, das den Diebstahl von 20 Mio. Euro bestätigen soll, hieß es. Der Verdächtigt sitzt laut dem Zeitungsbericht derzeit in Wels in Untersuchungshaft und wartet auf die Auslieferung nach Deutschland.

Mitte der Woche wurden in einer Großrazzia die Siemens-Zentrale in München sowie weitere Standorte, darunter auch in Österreich, untersucht. Die Ermittlungsbehörden entdeckten im Zuge ihrer Erhebungen ein geheimes, international weit verzweigtes Finanzsystem.

(APA | dpa)