Entscheidung über Swisscom-Einstieg
Ende April werde eine Grundsatzentscheidung bezüglich der Verhandlungen mit der Swisscom über eine möglichen Einstieg erwartet, heißt es aus Unternehmenskreisen der Telekom Austria [TA].
Der Zeitpunkt scheint logisch, zumal die Staatsholding ÖIAG - derzeit 47,2-Prozent-TA-Eignerin - ab April Anteile verkaufen kann. Tut sie das, kann die Telecom Italia [TI], die noch 14,8 Prozent an der TA hält, gemäß der derzeitigen Vereinbarung im November ihre restlichen Anteile abgeben.
Auch eine andere Vorgehensweise, etwa ein gemeinsamer Ausstieg, ist denkbar. "Wenn man sich einigt, ist alles möglich", heißt es aus der TA.
Die Verhandlungen stocken derzeit. Vor zwei Monten noch relativ konkret, sollen die Gespräche im Moment kaum vorankommen.
Ein Analyst bezifferte den Wert von 50 Prozent der TA zuletzt mit rund drei Mrd. Euro. Dem Vernehmen nach will die Swisscom jedoch so wenig wie möglich für den beträchtlichen Anteil zahlen. Laut ihrem Chef Jens Adler können die Schweizer derzeit rund fünf bis zehn Mrd. Franken [3,4 bis 6,8 Mrd. Euro] für Akquisitionen "beschaffen". Das Unternehmen profitiere davon, "praktisch schuldenfrei" zu sein.
Gewinneinbruch bei SwisscomSwisscom kommentiert nicht
Bei der Swisscom hieß es auf die Frage nach möglichen Beteiligungsabsichten in Österreich: "Kein Kommentar. Wir kommentieren keine Gerüchte." Swisscom-Sprecherin Pia Colombo nannte aber "einige grundsätzliche Akquisitionskriterien": Der Preis müsse stimmen.
Die Schmerzgrenze sei dort, wo sich die Investition nicht mehr rechne. Und: Swisscom strebe "aus Prinzip" nur Mehrheiten von mindestens 50 Prozent plus eine Aktie an. "Das ist ein Grundsatz", so die Sprecherin.
Genau auf Grund dieser Kriterien drehen sich die Verhandlungen derzeit im Kreis. Denn eine Sperrminorität [25 Prozent plus eine Aktie] soll, wenn nicht in staatlicher, dann zumindest in österreichischer Hand verbleiben.
[Be]Rechnungen
Vom staatlichen Aktienpaket der ÖIAG würde Swisscom in diesem
Fall nur 22,2 Prozent erhalten. Zusätzlich könnten die Schweizer
auch die restlichen 14,8 Prozent der TI kaufen. Um auf die
angepeilten über 50 Prozent zu kommen, müsste die Swisscom aber an
der Börse zukaufen. Darauf spekulieren wiederum die Italiener, die
hoffen, dass in diesem Fall der Aktienpreis steigen würde und sie
dann dementsprechend mehr für ihr Aktienpaket erhalten könnten.
Übernahmeangebot an Kleinaktionäre
Für die Regierung ergibt sich aus dem Schweizer Bestreben nach einer Mehrheitsbeteiligung außerdem die Problematik, dass die Schweizer bei einer Akquisition von mehr als 30 Prozent den TA-Kleinaktionären ein Übernahmeangebot machen müssten. Die TA-Aktie drohte damit von der Wiener Börse zu verschwinden.
Spekuliert wird nun, dass die Swisscom auf Drängen Wiens bewusst ein unattraktives Angebot an die Kleinaktionäre legen könnte, was die Italiener zuletzt dazu bewegte, einen Ausstieg überhaupt erst 2004 in Erwägung zu ziehen.
Abgesehen von diesen Unwägbarkeiten spricht aber auch einiges klar für einen Einstieg der Schweizer: So interessiert sich die Swisscom laut Unternehmenssprecherin vor allem für "profitable Incumbants".
TA als Tor zum Osten
Die TA wird heuer voraussichtlich zum ersten Mal seit dem
Börsengang einen Nettogewinn erzielen. Beteiligungen seien außerdem
nur interessant, wenn sich Synergien ergäben. "Wir sind keine Bank,
sondern ein Telekom-unternehmen." Laut Analysten wäre die TA für die
Schweizer vor allem als "Tor zum Osten" interessant.