Kritik an fehlendem Telekom-Wettbewerb
Der Verband Alternativer Telekombetreiber [VAT] kritisiert den fehlenden Wettbewerb auf dem heimischen Telekom-Markt - vor allem bei Breitband und Festnetz. Die Telekom Austria reagiert auf die Vorwürfe und wirft dem VAT "Verzerrung" vor: Der wettbewerbsreiche Mobilfunk verschmelze etwa zusehends mit den anderen Bereichen.
Der VAT wies im Rahmen des 11. VAT-Forums auf den fehlenden Wettbewerb im österreichischen Telekom-Sektor hin.
"Zu wenig Wettbewerb"
Neun Jahre nach der Öffnung der heimischen Telekom-Märkte gebe es nach wie vor einige Teilbereiche, die noch kaum vom Wettbewerb profitieren könnten.
Während sich im Bereich der Mobiltelefonie der Wettbewerb recht gut etabliert hat, sind nach Ansicht der alternativen Telekom-Netzbetreiber vor allem die Festnetz-Zugangsmärkte und der Breitbandsektor weit von nachhaltigem Wettbewerb entfernt.
VAT: TA dominiert Festnetz und Breitband
Der Ex-Monopolist Telekom Austria dominiere das Festnetz mit einem Marktanteil von 95 Prozent weiterhin. Auf dem Breitbandmarkt werde den Mitbewerbern seitens der TA der gleichberechtigte Zuganz zur Infrastruktur verwehrt, weshalb die TA bei den DSL-Anschlüssen einen Anteil von 67 Prozemt halte.
TA wirft VAT "Verzerrung" vor
Die TA warf dem VAT in Reaktion auf dessen Aussendung vor, den Markt "einseitig und damit verzerrt darzustellen".
Auch die vom VAT genannten Zahlen seien nicht korrekt. Die Telekom Austria weise auf dem Sprachtelefoniemarkt Festnetz einen Marktanteil von 56,3 Prozent auf. Auf dem Breitbandmarkt betrage der Anteil bei Berücksichtung aller Technologien 36 Prozent. Derzeit seien bereits mehr als 160.000 Anschlussleitungen entbündelt. Dieser Wert habe sich seit dem Vorjahr beinahe verdoppelt.
Wegen des fehlenden Wettbewerbs fällt Österreich laut VAT bei der Breitbandpenetration hinter den EU-Durchschnitt zurück.
Trennung von Infrastruktur und Diensten
Im Rahmen des Forums schlug der VAT eine Diskussion über eine funktionale Trennung von Infrastruktur und Dienstebetrieb vor.
Zu diesem Thema wurde auch Anne Heal, Managing Director bei Openreach, einer Tochter der British Telecom Group, eingeladen, die über die Erfahrung einer funktionalen Trennung von Infrastruktur- und Dienstebetrieb berichtete.
Großbritannien als Vorbild
Beim britischen Modell wird das lokale Anschlussnetz von einer organisatorisch und funktionell unabhängigen Gesellschaft betrieben und vermarktet. Durch diese operative Loslösung werde sichergestellt, dass alle Wettbewerber gleiche Zugangsbedingungen zur Infrastruktur erhalten, womit einem Großteil der Streitigkeiten der Boden entzogen wird.
"Das britische Modell ist ein internationales Vorzeigeprojekt, wie fairer Wettbewerb funktionieren kann. Auch wenn das Modell hier zu Lande nicht 1:1 übertragbar wäre, ist es doch höchste Zeit, über neue und innovative Ansätze zu diskutieren", kommentierte VAT-Präsident Jan Engelberger.
Kritik am Regulierer
Engelberger kritisierte auch die "Schieflage zwischen regulierten Vorleistungs- und Endkundenpreisen der TA". Dazu wurde auch die Studie "Kostenrechnung und Entgeltregulierung auf den österreichischen Telekommunikationsmärkten" beauftragt, die die Entscheidungen des Regulators sowohl untereinander als auch über die Zeit überprüfen sollte.
Diese komme zum Ergebnis, dass durch die Anwendung unterschiedlicher Kostenrechnungsmodelle bzw. die Änderung darin enthaltener Parameter der faire Wettbewerb beeinträchtigt wird.
Empfehlung an die Politik
In Richtung Politik empfahl der VAT-Geschäftsführer, bei der nächsten Novellierung des Telekom-Gesetzes ein entsprechendes Konsistenzgebot einzuführen bzw. klare Leitlinien vorzugeben, unter welchen Marktgegebenheiten welche Kostenrechnungsmethode zur Anwendung zu kommen hat.
Auch das Thema Kostenrechnung und Universaldienst wurde angesprochen.
Plattformen verschmelzen
Insgesamt gilt es laut Telekom Austria festzuhalten, dass der Wettbewerb immer mehr zwischen unterschiedlichen Plattformen stattfindet.
Deshalb sei es auch marktfern, den Telekom-Markt ohne Einbeziehung der Mobilkommunikation zu bewerten. In der Sprachtelefonie würde heute bereits mehr über mobile Plattformen telefoniert [ca. 60:40], auch die 12,4 Prozent Marktanteil der mobilen Breitbandanschlüsse müssten berücksichtigt werden.
Im Breitbandsegment wurde Österreich laut TA-Aussendung jüngst im entsprechenden Wettbewerbsreport aus Brüssel als positives Beispiel hervorgehoben und darauf hingewiesen, dass Substitution zwischen den Plattformen stattfindet.