Musikkonzerne wenden sich von DRM ab

Kopierschutz
27.11.2006

Digital-Rights-Management-Systeme [DRM] im CD-Verkauf sollen nach Aussagen eines IFPI-Vorstandsmitglieds bald der Vergangenheit angehören.

Nach Angaben des IFPI-Vorstandsmitglieds[Internationaler Verband der Phonographischen Industrie] Paul Birch sind die großen Musikkonzerne dabei, den Einsatz von Kopierschutzsystemen im CD-Verkauf zu überdenken. Das britische Weblog New Music Strategies zitiert Birch mit den Worten: "DRM, wie wir es kennen, ist tot."

Es werde möglicherweise Nachfolgemodelle geben, zurzeit habe sich das Thema jedoch erledigt. Die Majors, kündigte Birch an, würden sich schon bald öffentlich vom Einsatz von DRM distanzieren.

Sony BMGs DRM-Desaster als Auslöser

Zum Umdenken der großen Labels in Sachen Kopierschutz habe unter anderem das Debakel beigetragen, das der Musikkonzern Sony BMG im vergangenen Jahr mit seinem Kopierschutz XCP erlebte, vermuten Brancheninsider.

Der inzwischen zurückgezogene Kopierschutz XCP nistete sich unbemerkt auf den Rechnern der Nutzer ein, sobald eine mit XCP ausgestattete Musik-CD auf einem PC abgespielt wurde.

Angreifer konnten "Rootkit"-Funktionen von XCP zudem zum Einschleusen von Computerviren benutzen. Erst ein gewaltiger Aufschrei von Kunden, Konsumentenschützern und Sicherheitsexperten in aller Welt konnte den weltgrößten Plattenkonzern zur Rücknahme des Kopierschutzes bewegen.

Der Musikkonzern musste mehr als zwei Millionen CDs, die mit dem inkriminierenden DRM-System versehen waren, zurückrufen. Zahlreiche Klagen folgten. Neben dem finanziellen Schaden bescherte die Kopierschutztechnologie Sony BMG auch einen veritablen Imageschaden.

Vage Angaben über neue Modelle

Konkrete Angaben über neue Verkaufsmodelle der Majors ohne Kopierschutz machte Birch nicht. Er sagte lediglich: "Unser neues Modell heißt Partnerschaft."

Branchenbeobachter halten eine Ausweitung der Klagewelle wegen Urheberrechtsverletzungen nun ebenso für möglich wie die zunehmende Überwachung der Aktivitäten in Online-Tauschbörsen.

Anfang Oktober dieses Jahres haben Aktivisten weltweit gegen den Einsatz von Systemen zum Digital Rights Management protestiert. In Österreich blieben Anti-DRM-Aktionen hingegen weitgehend aus.