Novell-Microsoft-Deal: Neue Einsichten
Vertreter von Novell und openSuSE haben sich der Entwicklergemeinde in einem offenen Chat gestellt.
Am Montag antworteten Nat Friedman, der oberste Open-Source-Stratege bei Novell, und Andreas Jaeger, Projektmanager von Novells freier Linux-Distribution openSuSE, im Internet Relay Chat auf die Fragen von Entwicklern und Kunden, die immer noch von dem Abkommen zwischen Novell und Microsoft vom 2. November verunsichert sind.
Das Abkommen umfasst unter anderem einen "Waffenstillstand" zwischen den beiden Unternehmen in Sachen Patentklagen. In der Linux-Szene geht nun die Angst um, dass Microsoft gegen andere Linux-Distributionen vorgehen könnte. Eben Moglen, Anwalt der Free Software Foundation [FSF], warf kürzlich in einem Interview mit der britischen Zeitschrift "The Register" Novell vor, sich von Microsoft vereinnahmen zu lassen.
Novell-Techs wurden nicht gefragt
Friedman und Jaeger gaben zu Protokoll, dass keine Programmierer im dem Novell-Verhandlungsteam saßen, das den Deal mit Microsoft eingefädelt hat. Nur einige wenige Techniker seien über die Gespräche eine Woche vor deren Abschluss informiert worden, das Management habe nur vereinzelt Meinungen der Programmierer eingeholt.
Auch wenn Friedman dieses Vorgehen der Geschäftsleitung mit der in solchen Dingen üblichen Geheimhaltung verteidigt, ärgert er sich offensichtlich darüber, erst so spät benachrichtigt worden zu sein.
Ebenso irritiert zeigten sich die beiden Novell-Repräsentanten über die Aufforderung des Ubuntu-Doyens Mark Shuttleworth, der vergangene Woche in einer SuSE-Mailingliste unverblümt Entwickler von openSuSE zu Ubuntu abwerben wollte.
Money for nothing?
Was die Verwirrung um die gegenseitigen Patent-Schutzzahlungen zwischen Microsoft und Novell angeht, sind sich Friedman und Jaeger sicher, dass das Abkommen während der fünf Jahre Laufzeit nicht nur Novell vor Patentklagen seitens Microsoft schütze, sondern auch die gesamte Linux-Entwicklergemeinde.
Die Fragesteller überzeugte das nicht: Wenn es keine patentrechtlichen Ansprüche von Microsoft auf in Linux-Projekten verwendeten Code gebe, dann seien diese Zahlungen unsinnig. Friedman: "Wir bezahlen Microsoft für das Versprechen, dass sie unsere Kunden nicht klagen werden."
Friedman und Jaeger luden Moglen ein, sich das gesamte Vertragsdokument in der Novell-Zentrale durchzulesen. Sie betonten, dass das Abkommen aus ihrer Sicht nicht die GNU Public License [GPL] v2 verletze. Die Angriffe, die Microsoft-CEO Steve Ballmer auch nach dem Abkommen gegen die Linux-Gemeinde vom Stapel gelassen hatte, taten sie als alte Gewohnheit des leicht reizbaren Redmonders ab.
Den Vorwurf, Novell würde mit seinem MS-Geschäft die Linux-Szene spalten, gab Friedman an die Kritiker zurück: "Diejenigen, die sich zu sehr darüber aufregen, sind es, die die Gemeinde wirklich spalten."