Studie über Handy-Sweatshops

28.11.2006

Eine neue niederländische Studie enthüllt die miserablen Arbeitsbedingungen bei fernöstlichen Subunternehmern der großen Handyhersteller. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit erinnern an die Berichte aus "iPod City".

Die von zwei Mitarbeitern der niederländischen Stiftung SOMO [Centre for Research on Multinational Corporations] herausgegebene Studie mit dem Titel "The High Cost of Calling: Critical issues in the Mobile Phone Industry" wird am 1. Dezember erscheinen.

Ertappte Zulieferer

Zielsetzung der vom niederländischen Außenministerium geförderten Studie war es, die Arbeitsbedingungen bei Zulieferunternehmen der Handyhersteller Motorola, Nokia, Samsung, Sony-Ericsson und LG zu untersuchen.

Das Fazit: Gerade bei kleinen fernöstlichen Zulieferbetrieben müssen die Arbeiter unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen schuften.

Schutzlose Arbeiter

Im Vorbericht zur Studie zitierten die Autoren drei besonders schwere Fälle von Ausbeutung und systematischer Körperverletzung.

Motorola lässt bei der chinesischen Firma Hivac Startec Film Window Linsen für die Kameras seiner Handys herstellen. Die Arbeiter müssten die Displays der Mobiltelefone mit hochgiftigen Lösungsmitteln polieren, die Firma weigere sich, Schutzmasken bereitzustellen.

Giftige Lötmittel

Der thailändische Hersteller Namiki Precision stellt Vibrationsmotore für Nokia-Handys her. Die Arbeiter müssten dort, so die Studie, ungeschützt mit giftigen bleihaltigen Lötmitteln arbeiten. Zur "Reinigung" des Körpers bietet die Firma ihren Arbeitern jeden Tag einen Liter Milch an, mit dem die Giftstoffe aus dem Körper geschwemmt werden sollen. Viele Arbeiter ziehen sich schwere Vergiftungen zu.

Die thailändische Firma LTEC Ltd., die ebenfalls Teile für Nokia-Handys zuliefert, lasse ihre Arbeiter zwölf Stunden pro Tag arbeiten - auch am Wochenende und an Feiertagen. Offiziell müssten die Arbeiter eigentlich nur acht Stunden pro Tag arbeiten. Überstunden würden nicht bezahlt.

Teure Gadgets

Die Berichte in der SOMO-Studie erinnern an die von chinesischen Journalisten aufgedeckten Arbeitsbedingungen in "iPod City", wo der taiwanesische Konzern Foxconn für Apple die beliebten MP3-Player baut.

Laut den Autoren der Studie werden sich wegen des zunehmenden Preisdrucks auf dem Handymarkt die Arbeitsbedingungen in den südostasiatischen Handy-Sweatshops voraussichtlich noch weiter verschlechtern.