Land der Brenner, Österreich
Laut dem Verband der österreichischen Musikwirtschaft [IFPI] wurden im Jahr 2002 in Österreich erstmals mehr Musik-CDs am PC gebrannt [24 Mio. Stück] als Original-CDs in den Geschäften gekauft [18,9 Mio. Stück].
Obwohl das Interesse an Musik-CDs laut IFPI steigt, die Gesamtzahl [Verkäufe und Selbstgebranntes] stieg von 35,5 Mio. im Jahr 2001 auf nunmehr 42,9 Mio. im Jahr 2002, verzeichnete die heimische Musikindustrie 2002 beim Tonträgerumsatz einen Rückgang um 7,9 Prozent [von 283 Mio. Euro auf 260,5 Mio. Euro].
"2002 war ein schwieriges, vielleicht sogar sehr schwieriges Jahr", resümierte IFPI-Geschäftsführer Franz Medwenitsch. "Der Markt steht vor einem ernsten Problem."
Nur Frankreich ohne Rückgang
Das Problem ist international: Deutschland verzeichnete 2002
einen Umsatzeinbruch von 11,3 Prozent, die US-Musikindustrie einen
von 11,2 Prozent, in England gingen die Umsätze um 3,7 Prozent
zurück. Einzige Ausnahme ist laut IFPI-Angaben Frankreich: Hier
stieg der Umsatz im Vorjahr um 4,4 Prozent.
Weniger Käufer bei wachsendem Musikkonsum
In Österreich scheint dagegen die Talsohle noch nicht erreicht: "Der Markt geht weiter zurück", sagte Bogdan Roscic von Universal Music. Laut Roscic betrug der weitere Umsatzrückgang im ersten Quartal 2003 fünf Prozent.
"Wir haben gegenüber dem Jahr 2000 fast zehn Prozent der Käufer verloren [von 3,19 Mio. auf 2,89 Mio.], gleichzeitig ist auch die Kaufintensität zurückgegangen - und das bei wachsendem Musikkonsum", fasste Medwenitsch das Dilemma zusammen.
Die Ursache liegt für die Musikwirtschaft eindeutig im privaten Downloaden und Brennen von Musik.
Rund 17 Prozent der regelmäßigen heimischen Internet-User nutzten laut einer Studie das Web zum regelmäßigen Musikdownload, 43 Prozent der auf CD gebrannten Inhalte beträfe Musik.
Durch die illegale Nutzung und Verbreitung von Musik würde laut Musikindustrie auch der Nachschub an neuer Musik gefährdet.
94,4 Prozent der Verkäufe fallen auf CD-Alben
Bei den einzelnen Tonträger-Sorten hat das CD-Album mit 94,4
Prozent Umsatzanteil am österreichischen Musikmarkt im Vorjahr seine
beherrschende Stellung weiter ausbauen können, die CD-Single hat mit
3,3 Prozent Anteil leicht verloren. Mit 225.000 Stück konnten 2002
fast doppelt so viele Musik-DVDs verkauft werden wie im Jahr zuvor,
mit 90.000 Stück verzeichnet auch die Vinyl-LP einen leichten
Aufwärtstrend.
Hoffnungsträger Urheberrechtsnovelle
Die Musikwirtschaft fordert, dass die dem Nationalrat vorliegende Urheberrechts-Novelle, mit der die EU-Copyright-Richtlinie übernommen wird, möglichst rasch beschlossen werden soll, damit sie zu Jahresmitte in Kraft treten kann.
Weiters wird die Unterstützung von Initiativen zur EU-weiten Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Musik-CDs von derzeit 20 auf 10 Prozent gefordert.
Medwenitsch: "Wir sind eine Branche, die unter Druck geraten ist. In dieser Situation würden wir uns erwarten, dass die Mehrwertsteuer für Musik-CDs gesenkt und damit anderen Kulturgütern wie Büchern oder Konzertkarten gleich gestellt wird. Das würde uns Gelegenheit zum Durchatmen geben."
Kopierschutz darf nicht geknackt werden
Nach der Regierungsvorlage für die Novelle des
Urheberrechtsgesetzes sollen Rechteinhaber künftig klagen dürfen,
wenn "Mittel zur Umgehung eines Kopierschutzes hergestellt,
eingeführt, verbreitet, verkauft, vermietet und zu kommerziellen
Zwecken besessen werden" oder "wenn für den Verkauf oder die
Vermietung von Umgehungsmitteln geworben wird" oder "wenn
Umgehungsdienstleistungen erbracht werden".