Film-Download-Markt gerät in Bewegung
Das Peer-to-Peer-Unternehmen BitTorrent schließt mit zahlreichen Hollywood-Studios Vertriebsverträge und will im Februar nächsten Jahres eine Download-Plattform starten. Aber die Konkurrenz schläft nicht. Auch die US-Handelskette Wal-Mart steigt ins Geschäft mit dem Download abendfüllender Filme ein.
BitTorrent hat am Mittwoch Vertriebsvereinbarungen mit den Hollywood-Studios Paramount Pictures, 20th Century Fox und Lionsgate bekanntgegeben. Der Start einer eigenen Film-Download-Plattform ist für Februar nächsten Jahres geplant, berichtet das US-Technologie-Nachrichtenportal CNet.
Neben den Filmen der Hollywood-Giganten - darunter "X-Men: The Last Stand", "Saw III" und "Mission Impossible III" - sollen auch TV-Serien des MTV-Networks über den Dienst heruntergeladen werden können.
Bereits im Mai dieses Jahres hat BitTorrent mit dem Filmstudio Warner Bros. eine Vereinbarung geschlossen. BitTorrent hat den Start eines kostenpflichtigen Download-Dienstes bereits vor längerem angekündigt.
Eine eigens für kostenpflichtige Downloads entwickelte BitTorrent-Technologie soll künftig auch an Medienunternehmen lizenziert werden, kündigte Ashwin Navin, der Mitbegründer des Peer-to-Peer-Dienstleisters, Mitte Oktober an.
Restriktive Nutzungsbedingungen
Wie beim Gros der Film-Download-Angebot im Netz sollen auch die über Bittorrent verkauften Videos in ihrer Nutzung stark eingeschränkt werden. Die Filme sind mit einem Kopierschutzsystem versehen und können am Computer angesehen werden. Das Brennen der Video-Files auf DVD ist nicht möglich.
Über die Kosten von Film-Downloads über BitTorrent ist noch nichts bekannt. Marktbeobachter rechnen damit, dass TV-Serien bereits ab einem US-Dollar angeboten werden könnten. Film-Downloads sollten in etwa für den Preis einer DVD zu haben sein.
Höhere Download-Geschwindigkeit
Von der Konkurrenz will sich der BitTorrent-Movieshop durch die höhere Download-Geschwindigkeit absetzen.
Jeder, der über das BitTorrent-Netz herunterlädt, bietet die Datei gleichzeitig auch zum Download für andere an, dadurch steigert sich die Download-Rate gerade bei größeren Files erheblich.
BitTorrent zählt zu den beliebtesten Filesharing-Netzwerken und wurde ursprünglich für den Vertrieb von Open-Source-Software konzipiert.
BitTorrent ist derzeit auf rund 80 Millionen Computern weltweit installiert. Nach Schätzungen von Internet-Providern ist der Tausch von Files über BitTorrent mittlerweile für rund 40 Prozent des Datenverkehrs im Netz verantwortlich.
Wal-Mart verschränkt DVDs mit Film-Downloads
Auch die US-Handelskette Wal-Mart bereitet den Einstieg ins Film-Download-Geschäft vor. Ab Anfang nächsten Jahres soll der Online-Verkauf von Filmen getestet werden, berichtet die "New York Times". Wal Mart, das in den USA für rund 40 Prozent der DVD-Verkäufe verantwortlich zeichnet, will dabei den stationären DVD-Handel mit dem Online-Verkauf verschränken.
Wer sich in einer Wal-Mart-Filiale eine DVD kauft, wird künftig für rund zwei bis vier US-Dollar die Möglichkeit haben, sich den Film auch auf mobile Endgeräte oder PCs herunterzuladen.
Clickstar setzt auf Indie-Produktionen
Der vom US-Schauspieler und Regisseur Morgan Freeman gegründete Download-Dienst Clickstar will unterdessen Filme zeitgleich mit dem US-Kinostart auch im Netz anbieten.
Der Start des Download-Dienstes ist für den 15. Dezember angekündigt. Dann soll auch der von Freeman produzierte Independent-Streifen "10 Items Or Less", der am selben Tag in den US-Kinos startet, zum Download bereitstehen.
Hollywood-Studios und US-Kinobetreiber stehen der Idee, Filme gleichzeitig mit dem Kinostart auch zum Download anzubieten, ablehnend gegenüber. Sie befürchten durch die Veröffentlichungsstrategie Einnahmenrückgänge an den Kinokassen.
Clickstar-Geschäftsführer James Ackerman sieht darin jedoch vor allem für kleinere Produktionen, die in den USA häufig nur in großen Städten wie New York und Los Angeles in die Kinos kommen, die Möglichkeit, ihre Produktionskosten schnell wieder einzuspielen.
Mächtige Konkurrenz
BitTorrent, Wal-Mart und Clickstar treffen am Film-Download-Markt auf mächtige Konkurrenten. Im Herbst dieses Jahres haben sowohl der größte US-Online-Einzelhändler Amazon als auch der Computerkonzern Apple in den USA mit dem Verkauf von Film-Downloads begonnen.
Markt wächst rasant
Der Erfolg der Angebote hält sich zwar noch in Grenzen, Marktforscher prognostizieren dem Film-Download über das Netz dennoch eine lukrative Zukunft. So sieht etwa das Institut iSuppli das weltweite Marktvolumen für Film- und Video-Downloads bis 2010 auf knapp 13 Milliarden Dollar explodieren.
Auch in Europa gewinnt der Markt zunehmend an Fahrt. Nach Analystenschätzungen sollen 2006 bereits 90 Millionen Euro mit kommerziellen Video-Downloads umgesetzt werden.
In Österreich bietet der Filmkonzern Warner seit Mitte Mai über seine eigene Download-Plattform in2movies Filme und TV-Serien zum Download an.
(futurezone | CNet | New York Times)