Die Vision einer semantischen Wikipedia

30.11.2006

Das Konzept des "Semantic Web" ist zwar in aller Munde, die Verwirklichung des "intelligenten" World Wide Web lässt aber noch auf sich warten. Auf der Konferenz "Semantics 2006" in Wien wurde nun die Vision einer neuen Wikipedia vorgestellt, die Inhalte nicht nur präsentieren, sondern auch "verstehen" wird.

In Wien findet bis Donnerstagabend die "Semantics 2006" statt, eine Konferenz, die sich ganz der Weiterentwicklung des World Wide Webs widmet. Das Ziel: Aus dem Web soll ein "intelligentes" Informations- und Kommunikationssystem werden, das sich von selbst den Bedürfnissen seiner Nutzer anpasst.

Bedeutung wird maschinenlesbar

Internet-Pionier Tim Berners-Lee erklärt das Semantic Web in einem Artikel im "Scientific American" als eine Erweiterung des herkömmlichen Webs, in der Informationen mit eindeutigen Bedeutungen versehen werden, um die Arbeit zwischen Mensch und Maschine zu erleichtern.

Konkret versucht man dabei, die Bedeutung von Daten in einer maschinenlesbaren Form zu speichern.

Vision einer semantischen Wikipedia

Tag zwei der Konferenz, der unter dem Motto "Semantic Web 2.0" stand, startete mit einer Keynote von Denny Vrandecic von der Universität Karlsruhe. Vrandecic ist Mitentwickler des Projekts "Semantic MediaWiki", das Grundlage für eine semantische Fassung der Online-Enzyklopädie Wikipedia sein soll.

Einzelne Wikis werden dabei mit typisierten Links erweitert, sodass der Computer "versteht", in welchem Zusammenhang die Begriffe darin stehen.

Vrandecic arbeitet am Institut für Angewandte Informatik und Formale Beschreibungsverfahren [AIFB] der Uni Karlsruhe.

Mehr Aktualität, weniger Fehler?

Die Vorteile einer auf diesem Weg angereicherten Wikipedia wären laut Vrandecic etwa, dass die Aktualisierung einzelner Wikis weniger Mühe bereiten würde. Zudem könnten Tabellen und Listen automatisch generiert werden [etwa von allen Städten mit einer bestimmten Einwohnerzahl etc.].

Eine semantische Version der freien Enzyklopädie würde zudem die Fehlersuche erleichtern, Termine würden sich automatisch aktualisieren. Zudem könnten die Inhalte der verschiedensprachlichen Wikipedias quergenutzt werden.

Wikipedia mit Semantic Web verheiraten

Als nächste Schritte sieht Vrandecic nun die "Hochzeit" von Wikipedia mit dem Semantic Web, die für ihn auch den Kickstart für die nächste Webgeneration bedeuten würde.

Was nun noch fehle, seien Belastungstests, in denen die semantischen Systeme auf die Probe gestellt würden, ob sie etwa dem Ansturm auf die Wikipedia mit rund 10.000 Anfragen in der Sekunde standhalten würden.

Als Schlüssel zum Erfolg sieht Vrandecic außerdem die Entwicklung "cooler" Applikationen, die den Nutzern auch Spaß machen.

Mit Ontoworld.org hat Vrandecic ein Wiki für die Semantic-Web-Community gestartet, das durchaus erkennen lässt, wie eine semantische Wikipedia funktionieren könnte. Charakteristisch sind die Factboxen auf jeder Site, in denen die Fakten zum Thema sowie ihre Verbindung dargestellt werden.

Tim Berners-Lee hat für die Einführung des Semantischen Web eine Roadmap aufgestellt.

(futurezone | Nayla Haddad)