"Verbote machen Spiele interessanter"

30.11.2006

Der Vorstoß der Wiener ÖVP, den Verkauf von "Gewalt verherrlichenden" Videospielen in Wien verbieten zu wollen, scheint nicht auf große Gegenliebe zu stoßen. Wiens Jugendstadträtin und Vizebürgermeisterin Grete Laska [SPÖ] spricht sich gegen ein solches Verbot aus.

"Wer glaubt, mit dem Verbot eines einzelnen Segments das Problem einer ganzen Gesellschaft lösen zu können, der irrt", sagte Laska bei der Eröffnung des Games College, einer privaten Bildungseinrichtung für die Ausbildung von Spieleentwicklern.

Lieblingsspiel "Tetris"

Auch im Gespräch mit ORF.at zeigte sich die amtsführende Jugendstadträtin gegenüber digitalen Spielen sehr aufgeschlossen: Am liebsten spiele sie "Tetris", zur Entspannung, mittlerweile auf dem GameBoy ihres Enkels.

Angesprochen auf die aktuelle Diskussion über das Verkaufsverbot von "Gewalt verherrlichenden" Spielen in Wien, ausgelöst durch den Amoklauf eines 18-Jährigen im deutschen Emsdetten, meinte sie: "Verbote bringen nichts. Die machen die Spiele nur interessanter."

Die ÖVP Wien hat im Rahmen der Novellierung des Wiener Jugendschutzgesetzes im Wiener Landtag einen Antrag eingebracht, der darauf abzielt, den Verkauf von Spielen wie "Counterstrike" einzuschränken.

"Biene Maja ist auch gewalttätig"

Vielmehr seien Initiativen wie die Spielebox, wo interessierten Eltern und auch Kindern geeignete Spiele vorgeschlagen werden, oder die Area52 besser geeignet, um den Jugendlichen neue Medien und die dafür notwendige Medienkompetenz näher zu bringen.

Doch die Grenze sei ohnedies fließend: "Die Biene Maja ist auch gewalttätig", so Laska. Wichtig sei, den Kindern den richtigen Umgang mit Gewaltdarstellungen in den Medien beizubringen - am Ende des Tages liege diese Verantwortung aber bei den Eltern und nicht bei der Schule.

Auch sie bzw. ihr Mann hätten sich mit den Spielen ihrer Kinder auseinander gesetzt und darauf geachtet, was diese spielen würden. Sie selbst sei bei Mario und Luigi allerdings ausgestiegen.

Die Melodie von "Bubbles" habe sie zeitweise in den Wahnsinn getrieben, vor allem als der Beo, der Hausvogel der Familie, den Sound des Games auch nach dem Ausschalten konstant weiter fabrizierte.

Arbeitskreis für Richtlinien

Auch wenn eine erste Aussicht auf ihr für den 10. Jänner erwartetes Statement zum Antrag der Wiener ÖVP noch verfrüht erscheint: Auf den Populismuszug scheint Laska nicht aufspringen zu wollen.

Sie wolle mit der Industrie und Experten einen Arbeitskreis für die Ausarbeitung von Richtlinien bilden, so Laska.

Industrie ist kooperativ

Dem Vorschlag zeigte sich auch die Industrie durchwegs aufgeschlossen gegenüber. Sowohl Microsoft als auch Ubisoft etwa können sich vorstellen, das aktuell freiwillig angewandte PEGI-System zur Alterseinstufung von Spielen auch gesetzlich zu verankern.

Damit würde eine allgemein gültige Richtlinie geschaffen, der sich auch der Handel im Fall des Falles nicht entziehen könne. Wenig sinnvoll sei allerdings ein nur für Wien geltendes Verkaufsverbot: "Dann fahren alle Spieler in die SCS [Einkaufscenter in Niederösterreich, Anm.] und decken sich dort ein - oder in einem der zahlreichen Online-Shops", so ein Vertreter von Ubisoft.

Laska selbst kann nur eine Stellungnahme zum Antrag abgeben, der gesamte Gemeinderatsausschuss für Bildung, Jugend, Information und Sport entscheidet dann über die weitere Behandlung des Antrags.

(futurezone | Nadja Igler)