Steve Ballmer stellt Windows Vista vor
Microsoft-CEO Steve Ballmer hat am Donnerstag in New York Windows Vista, Office 2007 und Exchange 2007 präsentiert.
Vor einer Schar Journalisten gab Ballmer die Losung für die Windows-Zukunft im internationalen Geschäftsleben aus: "A new day" solle anbrechen; Windows und Office würden einfacher, schneller und sicherer werden - und dabei den Unternehmen viel Geld durch niedrige Wartungskosten sparen.
Sehr bunt
Aber sind die neuen Produkte auch schöner als die alten? Hartnäckige Linux-Geeks, die grafische Oberflächen traditionell als "klickibunti" verhöhnen, müssten jetzt eigentlich "klickiquietschibonbonbunti" sagen. In der Tat erinnert die von der zuständigen Managerin Julie Larson-Green präsentierte Office-Oberfläche in Farbgebung und Ästhetik an die primärfarbene Heimat der längst verblichenen Teletubbies. Die grafischen Mätzchen lassen sich aber auch zähmen und dem eigenen Geschmack anpassen.
Sehr einfach
In den wenigen Sekunden, in denen Larson-Green präsentieren durfte, wurde auch klar, dass sich die Office-Gemeinde auf eine sehr stark überarbeitete Benutzeroberfläche wird einstellen müssen. Die häufig verwendeten Optionen stellen die Programme jetzt deutlicher dar als früher. Ein besserer Ansatz als jener in der letzten Office-Version, in der das Programm Einfachheit simulierte, indem es schlicht Menüpunkte ausblendete.
Sehr findig
Die Suchfunktion von Vista soll lokal, im LAN und im Internet schnell relevante Informationen aufspüren können. Sie erinnert in der Ausführung an Apples Spotlight.
Sehr gesprächig
Outlook 2007, präsentiert von Produktmanagerin Diane Prescott, sah weitestgehend unverändert aus. Besonders stolz war Prescott auf die Voice-Access-Funktion, die es dem Outlook/Exchange-Nutzer erlaubt, sich via Telefon-Sprachmenü, unterstützt durch eine betont seelenlose Robo-Stimme, durch seine Nachrichten und Termine zu quälen. Der Zugriff über mobile Datendienste ist da sicherlich schneller und bequemer.
Interessanter mutete da schon an, was Krebsforscher Peter Kuhn und Entwickler Tim Huckaby zu zeigen hatten: Eine Wissensmanagement-Anwendung, in der sich Office-Dokumente genau in 3-D-Darstellungen von Eiweißmolekülen verankern ließen. Der Zugriff auf die Daten erfolgt über Sharepoint und ist auch via Internet Explorer möglich. Huckaby sagte, zwei Entwickler und eine halbe Projektmanagerstelle hätten nur sechs Wochen dazu gebraucht, die Anwendung auf die Beine zu stellen.
Sehr wachsam
Ballmer war es besonders wichtig, seiner Geschäftskundschaft immer wieder die verbesserten Sicherheitsfeatures seiner neuen Produkte nahe zu bringen. Anti-Phishing- und Anti-Spyware-Programme sollen den Windows-User schützen, außerdem wird es für ihn einfacher, die Daten auf seiner Platte zu verschlüsseln. Die Rechteverwaltung wird auf Vista feinkörniger.
Ballmer: "Früher mussten Admins die USB-Ports ihrer Maschinen verkleben, weil jeder mit einem Speicherstick reinkommen und Daten mitnehmen konnte. Jetzt kann der Administrator dem Betriebssystem genau sagen, wer wann wie auf welche Daten zugreifen kann."
Als prominente Business-Gäste bat Ballmer Michael Wolf von MTV Networks und Shaygan Kheradpir, den Chief Information Officer von Verizon, zu sich auf die Bühne. Kheradpir pries die in Vista steckenden Video- und DRM-Technologien und freute sich auf die neuen Möglichkeiten für mobiles Arbeiten: "Die Grenzen zwischen Privatleben und Arbeit verschwimmen."
Sehr teuer
Im anschließenden Frage-und-Antwort-Spiel gab Ballmer zu Protokoll, dass Microsoft "Hunderte Millionen Dollar" fürs Marketing der neuen Arbeitspferde seines Konzerns ausgeben werde. Der Start von Vista und Office 2007 sei "wesentlich teurer" als der von Windows 95 und Office 95.
Geld, das von der Kundschaft zurückgeholt werden muss. Microsoft legt mit Vista und den dazugehörigen neuen Office- und Backoffice-Programmen jedenfalls sein bisheriges Opus magnum vor.
(futurezone | Günter Hack)