Überwachungskamera schlägt Alarm

04.12.2006

Ein Forschungsprojekt der TU Wien arbeitet an einem Videoüberwachungssystem für Banken, das auffälliges Verhalten erkennen und auch selbstständig melden soll. Erste Tests wurden bereits durchgeführt. Ein Prototyp soll bis 2008 verfügbar sein.

"Das System funktioniert in drei Schritten", erklärt Martin Kampel, der das Forschungsprojekt "Computerunterstützte Videoüberwachung in Bankfilialen" am Arbeitsbereich Bildverarbeitung und Mustererkennung an der TU Wien leitet.

Drei Schritte

Das Überwachungssystem muss zunächst Bewegungen in den von den Überwachungskameras gelieferten Bildsequenzen erkennen, um danach das "bewegte Objekt" verfolgen zu können.

In einem dritten Schritt werden die Bewegungen von der Software analysiert und gegebenenfalls als "auffälliges Verhalten" erkannt.

"Im Vergleich zu anderen Systemen erfolgt die Auswertung der Videoüberwachung durch die Software", erläutert Kampel.

"Auffälliges Verhalten"

Wie aber wird "auffälliges Verhalten" definiert? Das geschieht durch statistische Auswertungen, erklärt Kampel. Wenn etwa in einer Bahnhofshalle 90 Prozent der Personen einen bestimmten Weg verfolgten und zehn Prozent nicht, dann würden etwa diese zehn Prozent unter die Kategorie "auffälliges Verhalten" fallen.

Untypische Verhaltensweisen könnten jedoch auch durch die Dauer bestimmter Handlungsmuster definiert werden. "Etwa wenn jemand bei der Transaktion am Bankomaten ungewöhnlich lange braucht", sagt der Wissenschaftler.

In Ungarn wird derzeit eine neue Sicherheitstechnologie für Flughäfen getestet. Dabei werden Reisende mit elektronischen Tags "markiert". Mit Hilfe von Datenlesegeräten, die mit Panorama-Videokameras vernetzt sind, können sie geortet und überwacht werden.

Gesichtserkennung nicht möglich

Gesichtserkennung und die computerunterstützte Abgleichung persönlicher Merkmale sind mit dem System nicht möglich. "Dazu wären hochauflösende Kameras notwendig", meint Kampel.

Ungewöhnliche Objekte, wie etwa große Taschen, würde das Überwachungssystem jedoch sehr wohl erkennen.

Fehlalarm-Minimierung

Registriert das System untypische Verhaltensweisen, so werden die Mitarbeiter der Bank verständigt.

Die Chance auf einen Fehlalarm soll auch dadurch minimiert werden, dass Personen, die keine Sicherheitsrisiken darstellen, wie etwa Kinder, automatisch identifiziert werden sollen.

Spaß mit Videoüberwachung

Wenn es mit Hilfe von Technologie möglich ist, zu erkennen, dass sich Personen wie Kriminelle bewegen, oder wie Terroristen aussehen, dann sollten auch potenzielle Rockstars über die Überwachungskameras erkannt werden, befindet das Surveillance Video Entertainment Network [SVEN]. Mit einem automatisierten Videoschnittprogramm werden deshalb Bildfolgen der Live-Feeds von Überwachungskameras so bearbeitet, dass sie wie ein Musik-Videoclip aussehen.

Prototyp soll 2008 verfügbar sein

In einer Wiener Bankfiliale wurden bereits erste Tests mit einem so genannten "Demonstrator" durchgeführt, erzählt Kampel.

Ein erster Prototyp des Überwachungssystems wird 2008 verfügbar sein. Damit soll es zunächst möglich sein, bestimmte Bildsequenzen gesondert zu speichern, um etwa nach einem Bankraub gezielt nach auffälligen Personen suchen zu können, um so die Sichtung von stundenlangem Bildmaterial zu vermeiden.

(futurezone | Patrick Dax)