Streit über "Novell Edition" von Open Office
Open-Source-Experten befürchten Spaltung der Entwicklergemeinde
Am Montag hat Novell gemeinsam mit Microsoft angekündigt, die hauseigene Variante der freien Bürosoftware Open Office um eine Unterstützung für das von Microsoft Office 2007 verwendete Dateiformat Office Open XML zu ergänzen.
Abkommen erfüllt
Novell folgt damit der vor einem Monat bekannt gegebenen Vereinbarung mit Microsoft, nach der nicht nur ein Moratorium in Sachen Patentklagen, sondern auch gegenseitige Bemühungen um bessere Kompatibilität zwischen Microsoft-Produkten und Open-Source-Software festgeschrieben sind.
Ziel des Projekts soll es sein, dass die User von Open Office und Microsoft Office in einer gemischten Umgebung ihre Dokumente problemlos austauschen können.
Der ODF-Converter für Word 2007, der Dokumente des Open-Office-Writers für die neue Microsoft-Textverarbeitung verständlich macht, befindet sich schon als Add-in in Entwicklung. Das Open-Office-Dateiformat ODF ist seit Ende November als offizieller ISO-Standard anerkannt.
Spaltung befürchtet
Ein Teil der Open-Source-Gemeinde sieht sich mit dem Projekt in ihren Befürchtungen bestätigt, dass der Deal zwischen Novell und Microsoft die Eigenständigkeit freier Software gefährden könnte.
Auf dem Microsoft-skeptischen Weblog Groklaw läuft seit Montag eine harte Diskussion darüber, ob Novells Initiative bereits eine "Fork", also eine Spaltung des Open-Office-Projekts, darstellt.
Das mag auch daran liegen, dass Novell in seiner Mitteilung von der "Novell[R] edition of the OpenOffice.org office productivity suite" schreibt und sich damit zumindest sprachlich aus der Einheit der Open-Office-Entwickler entfernt.
Einige Diskutanten in den Comments von Groklaw begrüßen jedoch Novells Initiative, die schließlich auch anderen Open-Office-Usern zugute kommen werde, weil die neuen Tools unter der offenen BSD-Lizenz veröffentlicht würden.
Zweifel am Standardformat
Umstritten ist dort auch, ob die "Novell Edition" von Open Office in der Voreinstellung nun das offene Open-Document-Format [ODF] oder Microsofts Open XML verwenden wird.
Novell schreibt, dass es weiterhin ODF als Standard-Dateiformat in Open Office verwenden werde.
Seit der Deal zwischen Microsoft und Novell bekannt wurde, streiten sich Open-Source-Entwickler über die Auswirkungen des Geschäfts auf ihre Arbeit.