Konzerne gründen Gesundheitsdatenbank

06.12.2006

Die US-Megakonzerne Wal-Mart, Intel, BP America, Applied Materials und Pitney Bowles haben am Mittwoch angekündigt, eine private Gesundheitsdatenbank für ihre Angestellten, deren Angehörige und Pensionisten zu finanzieren.

Das Großprojekt hört auf den Namen Dossia und wird von dem gemeinnützigen Institut Omnimedix in Portland, Oregon, geplant und verwaltet. Dossia soll Mitte 2007 den Betrieb aufnehmen und als Mittler zwischen den verschiedenen Anwendungen und Agenturen des US-amerikanischen Gesundheitssystems dienen.

Kostenkontrolle

Laut Intel-Pressemitteilung wird Dossia sämtliche Gesundheitsdaten von rund 2,5 Millionen Angestellten, deren Angehörigen und Rentnern der teilnehmenden Konzerne speichern. Die Datenbank soll den Unternehmen helfen, die ständig steigenden Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen.

Auch in den USA bieten Unternehmen ihren Mitarbeitern an, sich an den Gesundheitskosten zu beteiligen.

Die USA haben ein sehr teures Gesundheitssystem. Das Land gibt 15,2 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für die Gesundheit aus und führt damit die WHO-Statistik in diesem Bereich an.

Middleware

Auf der einen Seite greifen die Finanzsysteme von Krankenversicherungen sowie Anwendungen zur Verwaltung von Krankheitsverläufen über eine einheitliche Schnittstelle auf Dossia zu. Auf der anderen Seite des Systems finden sich Ärzte, Spitäler, Labors, Pharmaunternehmen und auch Gläubiger, die sich in dem System anmelden und die Daten der Patienten abfragen können.

Ziel des Systems ist es, einen lebenslang laufenden persönlichen Gesundheitsdatensatz zu schaffen.

Intel betont, dass jeder Teilnehmer an Dossia die volle Kontrolle über seinen Datensatz hat. Es sei problemlos möglich, seine Daten bei einem Wechsel von Arbeitgeber, Arzt oder Versicherung mitzunehmen. Die User können ihre Daten entweder selbst ins System eingeben, oder bereits vorhandene Daten aus verschiedenen Quellen von Dossia selbst zusammentragen lassen.

Datenschutz

Dossia basiert, so Intel, auf freiwilliger Teilnahme ["Opt-in-Prozess"]. "Die Teilnehmer können entscheiden, welche Informationen sie wann wem mitteilen wollen. Niemand kann die Dossiers einsehen, ohne dass sie von ihren Eigentümern freigegeben wurden", heißt es in der Meldung.

Obwohl Intel dort auch betont, dass Dossia von den Gründungsunternehmen und Krankenversicherern unabhängig funktionieren wird, ist die schiere Menge an hochwertigen und schnell verfügbaren detaillierten Daten zum Gesundheitszustand von 2,5 Millionen Menschen ein Schatz an Informationen, der so manche Begehrlichkeiten wecken wird.

Andererseits stellt die Datenbank nach dem Willen ihrer Erfinder auch eine Marktmacht dar, die auch die Interessen der Patienten gegenüber der Gesundheitsindustrie besser durchsetzen könnte.

(futurezone | Günter Hack)