US-Software gegen die "Great Fire Wall"
Die Nachrichten- und Propagandaabteilung des US-Senders "Voice of America" hat letzte Woche eine Software vor gestellt, mit der Surfer aus China die strengen Zensur-Filter ihrer Behörden umgehen können sollen.
Das Programm für Windows XP oder 2000 erfordert eine Standleitung und besteht in einem angeblich besonders einfach zu installierenden "Umgehungs-Server". Dieser soll es Surfern aus China erlauben, Sites die für sie eigentlich geblockt sind, doch zu betrachten - wozu der Server natürlich nicht selbst gesperrt sein darf.
"Voice of America" setzt dabei offensichtlich vor allem Exil-Chinesen, die die Software installieren und Freunden und Bekannten in China davon erzählen sollen. Diese sollen dann den Server ansteuern und sich von diesem die eigentlich gesperrten Sites zeigen lassen.
Risikolos ist der Zugriff aber durch den Umgehungs-Server nicht: Usern, die doch versuchen Zugriff zu verbotenen Inhalten zu erlangen, drohen in China laut Menschenrechtsorganisationen sogar Haftstrafen.
Der Antrieb des Senders ist angeblich zunächst, dass auch chinesische Surfer die "Voice of America"-Sites betrachten können.
Voice of America"Great Fire Wall"
Die chinesische Regierung pflegt bekannterweise eine besonders drastische Netzzensur. Was immer von den Behörden als bedrohlich angesehen wird, kann auch blockiert werden.
Beinahe 50.000 Websites sind für chinesische User im Durchschnitt nicht erreichbar. Manche Themenbereiche wie Demokratisierung, Tibet und Taiwan sind nahezu vollständig blockiert.
Und zuletzt erregte die Sperrung eines der beliebtesten Weblog-Services, Blogger.com, Aufsehen, das seit Jahresbeginn von China aus nicht mehr zu erreichen ist.
Im Rahmen einer Studie der Harvard Law School wurde 2002 ein halbes Jahr lang der Zugriff auf 200.000 Webinhalte von unterschiedlichen Orten in China aus getestet. Die Studie bescheinigt China bei seiner Internet-Politik durchaus Erfolge. Demnach sei für die chinesischen Behörden das Internet leichter zu kontrollieren als andere Kommunikationsformen wie Telefon, Fax und Briefe.
China mit schärfster Netzzensur"Freiwillige" Selbstzensur
Die chinesische Regierung setzt bei ihren Zensur-Bemühungen aber auch auf eine Art "freiwillige" Selbstzensur: Eine Reihe von Internet-Portalen in China, darunter auch Yahoos chinesische Site, haben letztes Jahr eine Erklärung unterzeichnet, nach der sie so genannte "subversive Inhalte" künftig selbst zensurieren werden.
Nachdem Google sich weigerte, die entsprechende Erklärung ebenfalls zu unterzeichnen, wurde die Suchmaschine prompt gesperrt.
Die "öffentliche Erklärung für Selbstdisziplin der chinesischen Internetbranche" habe bereits 300 Unterzeichner, sagte eine Sprecherin der Internet Society Chinas im letzten Sommer.
Yahoo beugt sich chinesischer ZensurZensur-Gewinnler
Und einen besonderen Aspekt der Zensur hat Amnesty International [ai] im November hervor gehoben:
Die Organisation nahm auch die IT-Industrie, die der chinesischen Regierung die Zensur und die Ausforschung einzelner Surfer ermöglicht, in die Pflicht.
Amnesty nannte unter anderem Sun Microsystems, Cisco Systems, Microsoft, Nortel Networks und den Filterhersteller Websense als Unternehmen, die mit der Zensur und der Verfolgung in China Geschäfte machen.
Die Organisation hat die betreffenden Unternehmen aufgefordert, ihre Technologie an Länder wie China nicht mehr zu liefern, wenn damit fundamentale Menschrechte verletzt werden.
IT-Industrie profitiert von Zensur in China