Dead can dance

auferstehung
08.12.2006

Lawrence Lessig enthüllt: Die britische Musikindustrie lobbyiert mit den Namen toter Künstler für die Verlängerung von Schutzfristen in Großbritannien.

In Großbritannien kämpft die Musikindustrie derzeit mit harten Bandagen für eine Verlängerung der Schutzfristen von 50 auf 95 Jahre.

Der Verband der britischen Musikindustrie [BPI] kündigte am Donnerstag an, weiter für die Verlängerung der Schutzfristen für Musikaufnahmen auf 95 Jahre kämpfen zu wollen. Die Musikwirtschaft befürchtet Einnahmenverluste in Milliardenhöhe. So sollen etwa Beatles-Aufnahmen im Jahr 2013 frei verfügbar sein.

In dem im Auftrag der britischen Regierung erstellten "Gowers Report" wird eine solche Verlängerung abgelehnt. Auch Urheberrechtsexperten wie der Creative-Commons-Vorkämpfer und Rechtsprofessor Lawrence Lessig lehnen solche Verlängerungen ab, da sie keine neuen Innovationen förderten, sondern nur die Pfründe der Medienkonzerne schützten.

Der "Gowers Report"

Um das britische Urheberrecht dem digitalen Zeitalter anzupassen, wurde der ehemalige Chefredakteur der "Financial Times", Andrew Gowers, von der britischen Regierung damit beauftragt, Vorschläge zur Reform des Urheberrechts zu erarbeiten. Am Mittwoch wurde der "Gowers Report" der Öffentlichkeit präsentiert.

Mit Grabesstimme

Am Donnerstag schaltete die britische Musikindustrie in der "Financial Times" eine Anzeige, auf der sich 4.000 Künstler für die Verlängerung der Schutzfristen aussprechen.

Lawrence Lessig stellte nun am Freitag in seinem Weblog fest, dass einige der Künstler auf der Liste, zum Beispiel Lonnie Donegan oder Freddie Garrity, bereits das Zeitliche gesegnet haben.

"Ich lag mit meinem Widerstand gegen die nachträgliche Verlängerung von Schutzfristen wohl falsch", leistet Lessig ironisch Abbitte. "Wenn Künstler nach ihrem Tod noch Petitionen unterzeichnen können, dann ist es wohl auch nicht ausgeschlossen, dass sie in fünfzig Jahren noch ein neues Album auf den Markt bringen."