Die Kosten des "100-Dollar-Laptops"
Die tatsächlichen Kosten der Initiative One Laptop per Child [OLPC] werden von Kritikern auf rund 970 Dollar pro Computer geschätzt. Experten fordern breit angelegte Feldversuche zur Evaluierung des Hilfsprojekts.
Während die ersten Laptops der von MIT-Media-Lab-Mitbegründer Nicholas Negroponte ins Leben gerufenen Initiative One Laptop per Child [OLPC] vor der Auslieferung stehen, melden sich zunehmend auch Kritiker des Hilfsprojekts zu Wort.
Zwar werden die Kosten des zunächst für 100 Dollar veranschlagten Mini-Rechners mittlerweile vom gemeinnützigen Herstellerunternehmen OLPC mit rund 140 Dollar beziffert, Beobachter setzen die tatsächlichen Kosten des Rechners jedoch bei einem Vielfachen der genannten Summe an, berichtet das Online-Magazin NewsForge.
Bis zu 970 Dollar Kosten
Rechnet man die Kosten für Instandhaltung, Training und Internet-Verbindung zusammen, dürfte ein OLPC-Laptop mit rund 970 Dollar zu Buche schlagen, schätzt der Computerwissenschaftler Jon Camfield.
Dabei seien zusätzliche Kostenfaktoren wie Diebstahl, Verlust oder Beschädigung noch nicht eingerechnet, argumentiert Camfield. Er spricht sich dafür aus, das Projekt in Feldversuchen zu evaluieren.
Das OLPC-Projekt will mit Hilfe von Billigrechnern die Ausbildung von Kindern in Entwicklungsländern verbessern. Die Laptops sollen netzwerkfähig sein und über WLAN sowie vier USB-Anschlüsse verfügen, um weiteren Speicher oder Multimedia-Geräte anschließen zu können.
Der Strom wird über eine Kurbel erzeugt, wobei eine Minute Kurbeln für rund zehn Minuten Betrieb reicht.
Integration in den Unterricht
Laut Camfield ist das Training von Lehrern vor Ort für den Erfolg der Initiative zentral. Dabei müsse sichergestellt werden, dass die Laptops auch tatsächlich in den Unterricht integriert werden. Institutionelle Zwänge könnten hier jedoch für Mehrkosten sorgen, vermutet Camfield.
Die Nutzer der 100-Dollar-Laptops müssten darüber hinaus in die Instandhaltung der Geräte eingeschult werden.
Diebstahlschutz
Daneben müsste auch geklärt werden, wie die Geräte vor Diebstahl geschützt werden können und ob Versicherungen gegebenfalls für ein Ersatzgerät aufkommen würden.
Kosten für Internet-Zugang unklar
Zwar bilden die Geräte laut OLPC-Leiter Negroponte via Peer-to-Peer ein eigenes Mash-Netzwerk, sobald sie aus der Verpackung kommen, dennoch stellen die Kosten für Internet-Zugänge ein weiteres kostenintensives Fragezeichen dar.
Internet-Zugänge belaufen sich in Entwicklungsländern auf Grund der oft fehlenden Infrastruktur auf durchschnittlich rund 56 Dollar für 20 Stunden Modemzugang, gibt Camfield zu bedenken. Auswege könnten drahtlose Netzwerke bieten, dafür müsste jedoch die Infrastruktur geschaffen werden, meint der Experte.
Erfahrungen fehlen
Er finde es seltsam, dass dem Projekt keinerlei nennenswerte Pilotversuche vorausgegangen seien, meint Camfield. Zwar habe OLPC-Chef Negroponte die ersten Laptops bereits in einem kambodschanischen Dorf verteilt, Erfahrungen mit den Geräten wurden bisher jedoch nicht veröffentlicht.
Breit angelegte Feldversuche gefordert
Breit angelegte Feldversuche seien jedoch notwendig, um die langfristigen Kosten der Laptops abschätzen zu können, meint Camfield. Immerhin würden einige Länder Milliarden in den Ankauf der Billigrechner stecken und seien auch bereit, sich dafür zusätzlich zu verschulden.
(futurezone | NewsForge)