UMTS, Kannibalismus, GSM-Frequenzen

11.12.2006

T-Mobile, mobilkom austria und der Telekom-Regulator RTR zur Frage, ob UMTS-Sender mit GSM-Mobiltelefonen Masten und Frequenzen teilen müssen, können oder dürfen. Zweck: billigere Überbrückung der letzten Meile mit Breitband-Internet, wo es noch keines gibt. Das Thema wird EU-weit diskutiert.

Worum es technisch geht

In einem Weißbuch des UMTS-Forums wird dafür plädiert, Teile des 900-MHz-GSM-Bandes für schnelle UMTS-Datendienste freizuräumen. Durch Doppelnutzung bestehender GSM-900-Masten und -Sender könnte mobiles Breitband überall dorthin relativ kostengünstig vordringen, wo GSM-Telefonie schon funktioniert.

Funkverbindungen auf 900 MHz haben eine deutlich höhere technische Reichweite als solche im Bereich 2,1 GHZ, die UMTS-Sendern zugeteilt worden sind.

Der UMTS-Ausbau rentiert sich bei 2,1 GHz für die Mobilfunker zumeist dort nicht, wo sich der DSL-Aubau für die Telekom ebenfalls nicht mehr lohnt: auf dem - hierorts teilweise gar nicht - "flachen Lande".

Das sagt die mobilkom ...

Vorstellen kann man sich eine Umwidmung von Teilen der alten 900er GSM-Frequenzen seitens der mobilkom durchaus, ein Potential für einen flächendeckenden Ausbau mit weniger Funkmasten als im UMTS-Band sei auch gegeben.

Vorausgesetzt sei aber, die Industrie ziehe mit der Entwicklung von Basisstationen und Handys mit und auch der Regulator, der eine entsprechende Umwidmung von Teilen der 900-MHz-Frequenzen auf zusätzliche UMTS-Frequenzen erlassen müsse.

... und das T-Mobile

Auch T-Mobile Austria hält die Idee für "nicht schlecht", allerdings besser für Holland geeignet, sagt Günther Ottendorfer, Technik-Chef von T-Mobile Austria.

Gerade für ein Hügelland wie Österreich fielen die Reichweitenvorteile teilweise wieder weg, denn auch die GSM-Netze mussten hierzulande aufgrund der Topologie kleinteiliger gebaut werden als anderswo.

Post- und Telekom-Administrationen

Zum Thema Frequenzmanagement werde derzeit in der CEPT [European Conference of Postal and Telecommunications Administrations] die Kompatibilität von GSM900 und UMTS900 diskutiert, heißt es seitens der österreichischen Regulationsbehörde RTR.

Wie beide Technologien in benachbarten Gebieten/Ländern bzw. Kanälen nebeneinander funktionieren könnten - also Schutzabstände und andere Parameter - sei jedoch noch nicht festgelegt.

EU-Richtlinie zu GSM

Aus rechtlicher Sicht wiederum, schreibt die Regulationsbehörde, sei durch europäische GSM-Richtlinien bis jetzt festgelegt, dass auf diesen Frequenzen EU-Mitglieder ausschließlich GSM zu senden hätten.

Alle für UMTS 900 zu ändernden nationalen Bestimmungen bauten auf dieser Richtlinie auf, ein weiteres Hindernis für einen Umstieg auf andere Technologien als GSM.

Die mobilkom wiederum geht davon aus, dass die bereits bestehenden Lizenzen genügen müssten, um den sofortigen Einsatz von UMTS 900 zu erlauben, sobald die Rahmenbedingungen erfüllt seien.

LTE heißt nicht "4G"

Der US-Netzausrüster Qualcomm habe zwar schon einen Chipset für UMTS 900 in Arbeit, meint Günther Ottendorfer, für T-Mobile sei es allerdings doch fraglich, ob man nicht eher zuwarten sollte. Immerhin werde die Netzwerkarchitektur für den UMTS-Nachfolger LTE bereits festgelegt, bis Ende 2007 wolle das damit befasste Standard-Komitee fertig sein.

Die Benchmark für diesen Datendienst liege immerhin bei 50 Mbit pro Sekunde, sagt Ottendorfer. Wie allerdings der Name LTE - Long Term Evolution - schon sage, sei es bis zu dessen praktischer Umsetzung noch eine Zeitlang hin.

Eine EU-weite Harmonisierung der neuen, auf UMTS basierenden Datendienste wie Internet-Zugang und MMS könnte wiederum die Kosten für den Verbraucher purzeln, die Umsätze der Mobilfunker aber steigen lassen.

Über den Stand von LTE und warum diese Stufe der Evolution nicht "4G" heißen sollte, liest man im nächsten Teil der Serie.

(futurezone | Erich Moechel)