Neue Verzögerung für Galileo
Das europäische Satellitenprojekt Galileo gerät wiederum ins Stocken. Nachdem der monatelange Streit zwischen Deutschland und Italien beigelegt wurde, blockiert nun die spanische Regierung das europäische Prestigeprojekt, um sich einen größeren Einfluss zu sichern, so ein Bericht der "Financial Times Deutschland".
Deutschland und Italien hatten Ende März vereinbart, dass sie zu jeweils 17,5 Prozent an der ESA-Finanzierung beteiligt werden. Der Sitz des Industriekonsortiums Galileo Industrie soll in Ottobrunn bei München liegen. Das Ingenieurbüro soll nach Rom kommen.
Gegen den Kompromiss wehrt sich nun die Regierung in Madrid. Wegen des spanischen Widerstands wurde die Sitzung der europäischen Weltraumagentur in der vergangenen Woche ausgesetzt.
Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien teilen sich einen ESA-Anteil von 70 Prozent - Spanien kommt dagegen nur auf neun Prozent. Nach Angaben aus der Kommission dringt Madrid nun auf einen Zehnprozentanteil, um seinen Einfluss auf das Projekt zu stärken und nicht an den Rand gedrängt zu werden.
EU-Satellitennavigation nimmt Gestalt anBlockade in Anfangsphase
Gilles Gantelet, der Sprecher der zuständigen EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio, warnte vor einem Scheitern des Projekts, wenn der Konflikt nicht bis zum Sommer gelöst werde.
Das 3,4 Mrd. Euro teure Satellitenprogramm soll seinen Betrieb 2008 aufnehmen. 30 Satelliten sollen in den Weltraum geschickt werden.
Ziel der Europäer ist es, unabhängig vom US-Satelliten-Navigationssystem GPS zu werden. Ihr eigenes Satellitennetz wollen die Europäer für rein zivile Zwecke nutzen - zur Navigation von Lkw-Flotten ebenso wie im Umweltbereich.
Die Blockade der spanischen Regierung bremst das Projekt in einer entscheidenden Anfangsphase. In dieser Entwicklungsphase wird das Satellitenprogramm technisch ausgereift.
Hierzu sollen bis 2004 vier Testsatelliten im All stationiert werden. Verzögert sich deren Start, werde die EU ihre international vereinbarten Frequenzen verlieren, warnt Gantelet. "Das gesamte Projekt gerät damit in Gefahr."